(Vatikan) Der Internetblog Traditio Liturgica veröffentlichte eine Computer-Rekonstruktion des Presbyteriums der konstantinischen Petersbasilika in Rom, wie es sich bereits im 7. Jahrhundert den Gläubigen zeigte. Die Rekonstruktion macht deutlich, daß Behauptungen über den angeblich deutlich sichtbaren „Sitz des Zelebranten“ oder den „zum Volk hin gerichteten Altar“ in der späten Antike und dem frühen Mittelalter nicht jenen Sinn hatten, den man diesen Worten heute zu geben versucht. Der Papst saß hinten unter der mosaikgeschmückten Apsis und war damit nur schwer aus dem Kirchenschiff zu sehen. Die Zelebrationsrichtung Osten, in Richtung der Portale der Basilika und nicht Richtung Apsis, bedeutete, wie die Rekonstruktion zeigt, keineswegs ein direktes Gegenüber von Zelebrant und Gläubigen, die sich deutlich tiefer, erheblich entfernt und hauptsächlich in den Seitenschiffen befanden, da das Hauptschiff teilweise für die Liturgie Verwendung fand. Die Rekonstruktion läßt auch besser die Konsekrationsworte im römischen Kanon verstehen: „Memento Domine… et omnium circumstantium“. Worte, die sich nicht auf die gesamte versammelte Gemeinde der Gläubigen bezog, sondern im engeren Sinn um jene, die dem Papst während der Liturgie dienten und ihn direkt im Presbyterium umgaben. Die 3D-Rekonstruktion hilft bei der Klärung liturgischer Fragen.
Die Ikonostase (ohne Ikonen), an der Vorhänge angebracht und durch diese abgeschlossen werden konnte, die Erhöhung des Altars, der über zwei vielstufige Treppen erreicht wurde (unter dem Altar befindet sich noch heute das Grab des Apostels Petrus), das Ziborium über dem Altar weißen darauf hin, daß die Sorge der frühen Christenheit keineswegs jene der heutigen Zeitgenossen war, daß „alle möglichst nahe um den Altar“ herumstehen, um genau alles „zu sehen, was der Priester macht“. Das heilige Mysterium wurde auf den Altären zelebriert, die – wie die Rekonstruktion zeigt – ihrer Etymologie entsprechend oben zu sein hatten: „alta res“.
Die Authentizität der Rekonstruktion bezeugen die berühmten Fresken Raffaells: „Die Konstantinische Schenkung“.
Traditio Liturgica/Giuseppe Nardi
Bild: Traditio Liturgica