Liebe Brüder und Schwestern!
Mit dem heutigen Aschermittwoch treten wir in die österliche Bußzeit ein. Diese vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern ist ein geistlicher Weg, eine Wanderschaft des Herzens. Wir sind eingeladen, Jesus zu begegnen, ihn anzunehmen und ihm zu folgen. Er sagt zu uns: »Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach« (Lk 9,23). Das tönt zwar nicht so, wie wir uns Programme vorstellen, aber es ist die Wahrheit. Der Mensch, um er selbst zu werden, muß sich überwinden, muß das Kreuz, die Mühsal auf sich nehmen. Er muß den Versuchungen zur Trägheit, zur verfehlten Lebensweise, zur Lüge widerstehen und sich von innen her erneuern lassen. Diesen Weg begleiten traditionsgemäß die Übungen des Fastens, des Almosengebens und des Gebetes. Fasten bedeutet zunächst den Verzicht auf Speisen. Wir wissen heute wieder, wie wichtig auch körperliches Fasten ist. Aber mit diesem äußeren Fasten ist die innere Bereitschaft zu verbinden, sich der Sünde zu enthalten, vor allem sich vom lebendigen Wort Gottes zu nähren. Fasten kann nur heilig machen, wenn es mit anderen Übungen, besonders mit Gebet und Almosengeben, verbunden ist. Der Verzicht soll unser Herz öffnen für die Not der Mitmenschen. Wir sollen ihnen gerade in diesen Tagen mit vermehrter Liebe, Barmherzigkeit und eben auch mit materieller Hilfe begegnen. Wir sehen so viel Not in der Welt, daß wir uns wirklich angesprochen wissen müssen. Schließlich sind die kommenden Wochen eine bevorzugte Zeit für das Gebet. Fasten und Almosengeben sind nach dem heiligen Augustinus die »beiden Flügel des Gebets«, die uns helfen, sozusagen die Leichtigkeit zu finden, um nach oben zu steigen und in die Nähe Gottes zu kommen. Bewußt gewählte Momente der Stille, das Gebet und die Betrachtung des Wortes Gottes können uns zu einer inneren Freundschaft mit Gott führen und so das Leben mit der wirklichen Freude erfüllen.
Ganz herzlich grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher, besonders das Diözesankomitee des Bistums Regensburg und die Priesteramtskandidaten des Eichstätter Priesterseminars, natürlich die Surberger und die Traunsteiner. Sehr herzlich danke ich der Allgäuer Blaskapelle für ihre wunderbare Musik. Gehen wir mit Fasten, Almosengeben und Gebet den Weg der Erneuerung in Christus, so daß auch wir mit dem heiligen Apostel Paulus sagen können: »Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir« (Gal 2,20). Euch allen wünsche ich eine gesegnete Fastenzeit!