Liebe Brüder und Schwestern!
Heute möchte ich euch eine weitere große Frauengestalt der Kirche vorstellen: die heilige Katharina von Bologna. Sie wurde im Jahr 1413 geboren und wuchs in einer reichen und gebildeten Familie auf. Sie erhielt durch ihre gläubige Mutter eine ausgezeichnete Erziehung und erwarb sich als Hofdame unter Nikolaus III. d’Este in Ferrara eine weitreichende Bildung an Literatur, Kunst und Musik. In dieser Zeit aber hat sie den Entschluß gefaßt, sich ganz Gott zu weihen und einer Klostergemeinschaft beizutreten. Ihre gläubige Mutter stimmte zu, obgleich sie andere Pläne für ihre Tochter hatte. Katharina begann das Ordensleben mit großem Eifer, aber sehr bald stellten sich schwere Prüfungen ein. Sie erlebte eine geistliche Nacht, in der selbst ihr Glaube an die Gegenwart des Herrn in der heiligen Eucharistie bedrängt war. Ihr Leiden und ihre Treue im Gebet wurden von Gott mit der Gnade einer tiefen Erkenntnis gerade in bezug auf dieses Sakrament belohnt. Sie besaß fortan eine Klarheit über die wunderbare Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie, die sie nicht in Worte fassen konnte. Sie hat in der Folgezeit ihr Hauptwerk Die sieben geistlichen Waffen verfaßt, in dem man das reichhaltige geistliche Leben dieser Frau bewundern kann, die hier sozusagen die Instrumente des rechten Lebens auch für heute angibt: besonders die Heilige Schrift lieben, diese ständig vor Augen haben, mit dem Leben Jesu umgehen, auf den Herrn vertrauen und so fort. Die gebildete Ordensfrau, die in Bologna ein neues Klarissinnenkloster gründete und ihm als Äbtissin vorstand, war vor allem in den niedrigen Diensten ihren Mitschwestern ein Vorbild. Ausgezehrt, aber erfüllt von der Freude, die ein mit Christus verbundenes Leben schenkt, starb sie am 9. März 1463, nachdem sie dreimal den Namen Jesu, ihres himmlischen Bräutigams, angerufen hatte.
Mit Freude grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher, ganz besonders die Seminaristen des Collegium Orientale aus Eichstätt, und ich danke für den Gesang, den wir eben hören durften. Das Leben der heiligen Katharina von Bologna zeigt uns, daß Gott den Menschen auch in Schwierigkeiten nie allein läßt und daß er ihn in seinem Heilswillen zum Guten führt, daß er freilich von uns auch das Mitkämpfen erwartet, das Festhalten und die Treue zu ihm in den Schwierigkeiten. Euch und euren Familien wünsche ich ein gesegnetes neues Jahr.