Schiiten bieten verfolgten Christen im Irak Hilfe an


(Bag­dad) Der Hei­li­ge Stuhl ver­such­te alles, um 2003 den Aus­bruch des Zwei­ten Irak­krie­ges zu ver­hin­dern. Das Land an Euphrat und Tigris wur­de den­noch zum Kriegs­schau­platz und ist seit­her ein Tum­mel­platz für jede Form des Ter­ro­ris­mus. Die klei­ne, noch vor­han­de­ne christ­li­che Min­der­heit in die­sem Land, in dem ein­mal das Chri­sten­tum blüh­te, wur­de hal­biert. Al-Kai­da erklär­te den letz­ten Chri­sten offen den Krieg. Kaum ein Tag ver­geht, an dem nicht Nach­rich­ten über Atten­ta­te, Mor­de und Ver­fol­gun­gen aus dem Irak ein­tref­fen. Die Chri­sten sind inzwi­schen das Haupt­ziel eines isla­mi­schen Extre­mis­mus, der mit Ter­ror­ak­tio­nen den Irak „chri­sten­frei“ bom­ben will.

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Die USA hat­ten nach der Beset­zung des Lan­des den Plan vor­ge­legt, für die Chri­sten im Nor­den des Irak eine christ­li­che Enkla­ve zu schaf­fen. „Wir leben seit 2000 Jah­ren in die­sem Land“, erklär­te dazu ein Bischof der Chaldä­er. „Und wir haben eine jahr­hun­der­te­lan­ge Erfah­rung im Zusam­men­le­ben mit dem Islam. Wir geben unser Land nicht auf.“

Nach den jüng­sten Atten­ta­ten von Al-Kai­da kamen Hilfs­an­ge­bo­te für die bedräng­ten Chri­sten von den Schii­ten. Die Behör­den von Najaf, einer hei­li­gen Stadt der Schii­ten 160 Kilo­me­ter süd­lich von Bag­dad, boten den Chri­sten ihre Hil­fe an und rie­fen sie auf, den Irak nicht zu ver­las­sen. „Wir haben die Chri­sten gebe­ten, nicht ins Aus­land abzu­wan­dern.“ Mit die­sen Wor­ten zitiert der Jour­na­list Rober­to Fab­bri in der Tages­zei­tung Il Giorn­a­le Sheich Faid al-Sham­ri, den Prä­si­den­ten des Pro­vinz­par­la­ments von Najaf. „Wir haben ein Rund­schrei­ben an alle Pro­vin­zen ver­schickt und auf­ge­for­dert, es allen christ­li­chen Staats­bür­gern zu ermög­li­chen, bei uns Woh­nung und Arbeit zu fin­den. Es han­delt sich um Initia­ti­ven, die weder im Wider­spruch zur Ver­fas­sung noch zur isla­mi­schen Leh­re ste­hen, die uns ver­pflich­ten, für die Sicher­heit der Chri­sten zu arbei­ten und sie vor Angrif­fen zu schützen.“

Najaf ist damit die erste Pro­vinz des Irak, die offi­zi­ell zugun­sten der vom isla­mi­schen Ter­ro­ris­mus ver­folg­ten ira­ki­schen Chri­sten Stel­lung nimmt und ihnen im Namen der Ein­heit des Staa­tes Hil­fe anbie­tet. Der Al-Kai­da-Ter­ro­ris­mus ent­stammt dem sun­ni­ti­schen Islam, der auch im schii­ti­schen Islam einen Feind sieht. Die Schii­ten, die rund 60 Pro­zent der Bevöl­ke­rung aus­ma­chen, sind die stärk­ste Reli­gi­ons­ge­mein­schaft des Irak und daher an der Auf­recht­erhal­tung der Ein­heit des Staa­tes interessiert.

Auch der Rek­tor der Uni­ver­si­tät von Kufa, einer ande­ren hei­li­gen Stadt der Schii­ten in der Pro­vinz Najaf, rich­te­te ein Hilfs­an­ge­bot an die ver­folg­ten Chri­sten. „Wir sind bereit“, sag­te Abdel Razz­aq al-Isa, „für die christ­li­chen Dozen­ten eine Arbeit zu suchen und die christ­li­chen Stu­den­ten an unse­rer Uni­ver­si­tät auf­zu­neh­men“. Die Uni­ver­si­tät von Kufa unter­stüt­ze damit die Initia­ti­ve der Pro­vinz­ver­wal­tung von Najaf, erklär­te Al-Isa, „denn es ist unse­re Absicht, die Ein­heit des Irak zu bewah­ren.“ Des­halb wer­de die Uni­ver­si­tät den „christ­li­chen Stu­den­ten, die auf der Flucht vor dem Ter­ro­ris­mus zu uns kom­men, alle öffent­li­chen Dien­ste zur Ver­fü­gung stellen.“

(Sacri Palazzi/​Giuseppe Nar­di, Bild: Sacri Palazzi)

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