(Peking) Msgr. Frank An Shuxin, der bisherige Untergrundweihbischof von Boading, wurde von der Pekinger Regierung zum „offiziellen“ Bischof der Diözese ernannt. Gestern fand die Inthronisation in der Kathedrale von Boading statt. Der eigentliche Bischof der Diözese, dessen Weihbischof Msgr. An Shuxin bisher war, befindet sich seit 1997 in Haft. Das Gefängnis oder Konzentrationslager, in dem der Untergrundbischof festgehalten wird, ist unbekannt. Niemand kennt seither seinen Aufenthaltsort.
Die Entscheidung, einen neuen Bischof zu ernennen, obwohl es noch einen amtierenden, wenn auch inhaftierten Bischof gibt, wurde vom kommunistischen Regime kurzfristig gefaßt. Die Pekinger Regierung verlangte, daß die Amtseinführung von einem „offiziellen“ und damit vom Heiligen Stuhl in Rom nicht anerkannten Bischof geleitet wird.
Da die Entscheidung von der chinesischen Regierung ohne Rücksprache und gegen den Willen des Papstes erfolgte, nahmen an der Inthronisation kaum mehr als 300 Gläubige teil. Die Diözese von Baoding gehört zu den größten Bistümern der Volksrepublik China. Die Untergrundkirche zählt mehr als 50.000 Gläubige. Insgesamt gibt es in der Diözese 120 Priester. Der weitaus größte Teil gehört der Untergrundkirche an, der kleinere Teil der „offiziellen“, regimetreuen Kirche. Msgr. An Shuxin entschied sich vor einem Jahr aus dem Untergrund herausgehen und der „offiziellen“ Kirche anzuschließen, nachdem er zehn Jahre in Konzentrationslagern und im Gefängnis verbracht hatte. Im Herbst 2009 wurde er Mitglied der Patriotischen Vereinigung, wie sich die regimetreuen Katholiken nennen, die von der Kommunistischen Partei der Volksrepublik kontrolliert werden.
Asianews berichtet, daß die Regierung erst eine Woche vor der Feier die entsprechenden Entscheidungen getroffen habe. Msgr. An Shuxin habe seine Ernennung abgelehnt, da er sich nach wie vor als Weihbischof des verhafteten, romtreuen Bischofs Su Zhimin betrachte. Am Beginn der Amtseinführung wurde das Ernennungsdekret für den neuen Bischof verlesen, das vom Rat der chinesischen Bischöfe und der Patriotischen Vereinigung ausgestellt worden war. Beide Einrichtungen werden von der katholischen Kirche nicht anerkannt. Papst Benedikt XVI. bezeichnete sie als „unvereinbar mit der katholischen Lehre“.
Während des Gottesdienstes zur Amtseinführung wurde der inhaftierte rechtmäßige Bischof der Diözese von Baoding, Msgr. Su Zhimin mit keinem Wort erwähnt, weder im Hochgebet noch bei den Fürbitten.
Die Entscheidung von Weihbischof An Shuxin vor knapp einem Jahr den Untergrund zu verlassen, hatte in der bedrängten Untergrundkirche zu starken Spannungen geführt. Etwa 15 Untergrundpriester folgten ihm und traten in die Patriotische Vereinigung ein. Die anderen mehr als 100 Priester verblieben im Untergrund. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone schrieb damals einen Brief an alle Priester der Diözese Boading und forderte sie auf, in der Einheit mit Rom zu verharren und Kirche und Papst treu zu bleiben.
(Asianews/GN, Bild: Asianews)