(Rom) Ostern, die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, war in Rom ein verregnetes, aber wie seit bald 2000 Jahren ein großartiges Fest der Christenheit. Dennoch geht das Trommelfeuer einiger (nicht-christlicher) Medien gegen das Priestertum, gegen die Kirche und gegen den Papst weiter.
„Tauben (im Geist und Herzen) zu predigen, ist mühsam“, wie die Christenheit durch die Erfahrung der vielen Jahrhunderte nur zu gut weiß. Zur Erinnerung: Medien wurden auf sexuellen Kindesmißbrauch durch einige Priester aufmerksam. Die Schwere des Skandals steht außer Frage und verlangt nach Reinigung. Papst Benedikt XVI. war jedoch immer einer der Ersten, der diesen Skandal anprangerte. Man erinnere sich an die von ihm verfaßten Kreuzwegmeditationen am Karfreitag 2005 kurz vor seiner Wahl zum Papst, in denen er vom „Schmutz“ in der Kirche und an manchen Priestern sprach. Oder andere Male von der „Schande“ verbunden mit der Aufforderung zur „Buße“.
Die Selbstreinigung fand in der Kirche immer statt. Es ist der beständige Kampf gegen die Unwürdigen in den eigenen Reihen. Es gab sie zu allen Zeiten und wird sie wohl (leider) immer geben. Die Sünde gehört zur Natur des Menschen. Der Zeitgeist erschwerte die Arbeit meist.
Doch schnell wurden die wahren Ziele der Angriffe offenbar: Der anti-katholische Kampf mit dem Lieblingsfeindbild Papst sollte um ein weiteres Kapitel erweitert werden. Die „Enthüllungen“ pädophiler Schandtaten, die nur für bestimmte Medien „Neuigkeiten“ darstellten, in Wirklichkeit teils viele Jahrzehnte zurückliegen, die Beteiligten bereits tot sind und die Kirche mit ihren Mitteln (die der heidnischen Welt freilich oft fremd und unverständlich sind) längst reagiert hatte. Sie muß sich der Sünde stets widersetzen, aber sich um den Sünder kümmern.
Die Frage, ob eine abgesprochene Strategie hinter den Angriffen steckt, ist mühsam und letztlich bedeutungslos. Religions‑, christen- und kirchenfeindliche Kräfte finden sich – auch das lehrt die Geschichte – bei Bedarf schnell zusammen.
Paolo Rodari schreibt auf seinem Blog: „Ich finde, daß Pater Raniero Cantalamessa am Karfreitag gut gesprochen hat. Die Vorwürfe gegen den Prediger aus dem Kapuzinerorden, der stets mit besonderem Nachdruck die Bedeutung der Shoah hervorgehoben hat, sind fadenscheinig. Sie sind fadenscheinig und auch voller Ignoranz. Ignoranz über die tatsächlich von ihm gesprochenen Worte, über deren genaue Aussage, den Zusammenhang und die Vorgeschichte. Kardinal Sodano sprach am Ostersonntag mit Blick auf die Angriffe gegen den Heiligen Vater von ‚Geschwätz‘. Auch die Empörung gegen Pater Raniero ist nur ‚Geschwätz‘.“
Die Kirche steht geschlossen zum Papst, das wurde in diesen Ostertagen deutlich in einer ganzen Reihe von eindeutigen Stellungnahmen ihrer führenden Vertreter von Kurienkardinal Walter Kasper, Deutscher und Theologe wie Ratzinger, bis zum französischen Kardinal Roger Etchegaray, von den Italienern Kardinal Carlo Maria Martini bis zum Patriarchen von Venedig Angelo Scola. Etchegaray und Kasper machten deutlich, daß es gerade Benedikt XVI. war, der zu diesem Thema „das Schweigen brach“. Kardinal Martini, man erinnere sich, der „Gegenkandidat“ im Konklave, sprach von „niederträchtigen und falschen“ Vorwürfen gegen den Papst.
Am Ostersonntag folgten schließlich die unerwarteten „Osterwünsche“ durch den Kardinaldekan Angelo Sodano vor Beginn der Osterliturgie am Petersplatz. Seine Worte klangen wie eine Zusammenfassung der anderen Stellungnahmen. Solche an den Papst gerichteten „Glückwünsche“ sind nicht üblich, doch gibt es einen Präzedenzfall. 2004 sprach der damalige Kardinaldekan Joseph Ratzinger vor der Weihnachtsliturgie solche „Glückwünsche“ an Papst Johannes Paul II. aus. Damals war es das vor aller Welt sichtbare physische Leiden des Papstes, das den Dekan der Kardinäle zu einer Geste der Solidarität veranlaßte. Heute ist es sein eigenes Leiden wegen der „niederträchtigen und falschen Vorwürfe“, wie Kardinal Martini es ausdrückte. Kardinal Ratzinger verglich 2004 die „Geduld“ seines durch schwere Krankheit gezeichneten Vorgängers mit den „Leiden Christi“. Auch Kardinal Sodano berief sich auf Jesus, der „geschmäht, nicht mit Schmähungen antwortete“.
Luigi Accattoli schreibt im Leitartikel der heutigen Ausgabe des Corriere della Sera: „Im Süden der Welt herrscht Christenfeindlichkeit, wo die Christen auch lebendig verbrannt und gekreuzigt werden, und im Norden eine wachsende antikatholische Haltung.“ Manche Kirchenführer scheinen dadurch verängstigt. Jedenfalls verwundert es nicht, daß Kardinaldekan Sodano im Namen aller Bischöfe, Priester und Gläubigen Benedikt XVI. versprach, daß sich das „Volk Gottes“ nicht vom „Geschwätz beeindrucken“ lassen wird.
Das Wort ‚Geschwätz‘ mag angesichts der Angriffe auf den ersten Blick „schwach“ klingen. Es wurde aber nicht zufällig gewählt, wie Accattoli feststellt. Es greift auf, was der Papst selbst am Palmsonntag sagte, als er vom „Mut“ sprach, „der sich nicht vom Geschwätz der vorherrschenden Meinungen einschüchtern läßt“. Um es mit den genauen Worten von Kardinal Sodano zu sagen: „Mit Ihnen ist das Volk Gottes, das sich nicht vom Geschwätz beeindrucken läßt. Wie Sie uns am Gründonnerstag den Heiligen Petrus zitierend gelehrt haben, wurde Jesus geschmäht, aber er antwortete nicht mit Schmähungen und er kommt uns zu Hilfe in den Prüfungen: in der Welt, so sagte er, werdet ihr Drangsale erleiden, aber habt Mut, ich habe die Welt besiegt.“
Es ist die Aufforderung an die Christen, sich nicht um das Geschwätz der Heiden zu scheren, sondern ihnen das Evangelium zu verkünden.
(Giuseppe Nardi)