Glaubenswahrheit Auferstehung


von Josef Bordat

Anzei­ge

Dem Men­schen, der sich für beson­ders „modern“ und „auf­ge­klärt“ hält, gilt jeder Glau­be unter­schieds­los als Aus­druck der Unver­nunft, weil die Ver­nunft bereits vom wis­sen­schaft­lich-tech­no­lo­gi­schen Bestand voll­stän­dig usur­piert ist. Die­sem Kon­nex von Wis­sen und Ver­nunft ist es geschul­det, daß reli­giö­ser Glau­be heu­te pri­ma facie als unver­nünf­tig gilt, gleich wel­chen Inhalts er sei.

Ent­we­der man glaubt an alles oder an gar nichts. Das beschreibt aber nicht den christ­li­chen Glau­ben, so wie er – im Dog­men­man­tel der Kir­che geschützt – die Jahr­hun­der­te über­dau­er­te. Die Kir­che hat immer Wert gelegt auf die Unter­schei­dung zwi­schen dem, was sie für Glau­bens­wahr­heit und dem, was sie für Aber­glau­ben hielt. Es besteht die Gefahr, daß mit der zuneh­men­den Unfä­hig­keit, im Ein­klang mit der kirch­li­chen Dog­ma­tik zwi­schen Glau­bens­wahr­heit und Aber­glau­ben, zwi­schen ver­nünf­ti­gem und unver­nünf­ti­gen Glau­ben zu unter­schei­den, wesent­li­che Aspek­te der christ­li­chen Reli­gi­on aus dem Blick gera­ten, wäh­rend dem Chri­sten­tum Aspek­te zuge­schrie­ben wer­den, die nie Teil die­ses Glau­bens waren. Die Logik die­ser „Moder­ne“ und die­ser „Auf­klä­rung“ trennt also nicht nur Reli­gi­on und Wis­sen­schaft, sie eint damit auch Glau­ben und Unver­nunft. Nach die­sem Den­ken gibt es kei­ne Kri­te­ri­en, den ver­nünf­ti­gen Glau­ben, die berech­tig­te Hoff­nung, das sehen­de Ver­trau­en von ihren unver­nünf­ti­gen, unbe­rech­tig­ten und blin­den Wider­par­ten zu sondern.

Zudem wird im Zeit­al­ter der selbst­ge­fäl­li­gen Kir­chen­kri­tik bei gleich­zei­tig unver­än­der­ter Sehn­sucht nach Tran­szen­denz (Mot­to: Gott – ja, Kir­che – nein!) die­se Dif­fe­ren­zie­rungs­kraft der kirch­li­chen Dog­ma­tik wei­ter geschwächt, so daß am Ende iro­ni­scher­wei­se kei­ne „moder­ne“, „auf­ge­klär­te“, „ver­nünf­ti­ge“, „ent­kirch­lich­te“ und damit „befrei­te“ Gesell­schaft mit einer ins Pri­va­te gedräng­ten Reli­gio­si­tät steht, son­dern eine neue unkon­trol­lier­te Pseu­do-Fröm­mig­keit um sich greift, in der dann tat­säch­lich alles geglaubt wer­den darf, weil man sich die Chan­ce zur Rei­ni­gung ein für alle mal ver­baut hat, als man Reli­gi­on gänz­lich die Fähig­keit zur Reflek­ti­on absprach. Die Alter­na­ti­ve zur kirch­li­chen Dog­ma­tik ist also nicht das glat­te wis­sen­schaft­lich-tech­no­lo­gi­sche Zeit­al­ter gei­stig gesun­der und glück­li­cher Gene­ra­tio­nen, son­dern die Eso­te­rik, in der „Glau­ben“ als Aus­druck mensch­li­cher Selbst­ver­ge­wis­se­rung durch die Belie­big­keit des Glau­bens­ge­gen­stands ad absur­dum geführt wird. Das wie­der­um fällt auf die Kir­che zurück, weil in ihr ja auch „irgend­wie“ geglaubt wird.

Es ist also wich­ti­ger denn je, zwi­schen Glau­bens­wahr­heit und Aber­glau­ben zu unter­schei­den, um über­haupt sinn­voll und ver­nünf­tig glau­ben zu kön­nen. Durch eine ent­spre­chen­de Ver­kün­di­gung müs­sen die Men­schen wie­der befä­higt wer­den dif­fe­ren­ziert zu den­ken. Nur so kön­nen sie Glau­bens­wahr­heit und Aber­glau­ben schei­den. Die Auf­er­ste­hung gehört etwa zu erste­rem, der „Hexen­wahn“ zu letz­te­rem. Des­halb hat die katho­li­sche Kir­che die­sen inten­siv bekämpft und die Ver­fol­gung von Hexen unter­bun­den, des­halb fei­ert sie jene jähr­lich in einem rau­schen­den Fest. Der „moder­ne“ und „auf­ge­klär­te“ Mensch scheint das nicht mehr ver­ste­hen zu kön­nen. Er treibt sich die Auf­er­ste­hung mit dem Hexen­wahn aus. Er will – völ­lig zu Recht – an die­sen nicht glau­ben, meint aber – völ­lig zu Unrecht – infol­ge­des­sen auch jene als Gegen­stand von Geglaub­tem auf­ge­ben zu müs­sen. Das ist eine Tra­gik, die den Jubel des Oster­fe­stes überschattet.

Daß christ­li­cher Glau­be mehr ist als belie­bi­ger Glau­be, zeigt sich in sei­nen Kon­se­quen­zen. Es bleibt näm­lich nicht beim fol­gen­lo­sen „Für-wahr-hal­ten“, son­dern die­ses führt zu neu­er Daseins­ori­en­tie­rung. Christ­li­cher Glau­be ist Lebens­form. Er ver­tritt die als Wahr­heit erkann­ten Glau­bens­sät­ze ohne Wenn und Aber – bis zum Tod. Deut­lich wird dies an der Auf­er­ste­hung als der zen­tra­len Glau­bens­wahr­heit des Christentums.

Auf­er­ste­hung ist eine Fra­ge des Glau­bens. Den­noch kann man sich ihr auch als histo­ri­sches Ereig­nis nähern und die Plau­si­bi­li­tät der Nach­richt prü­fen. Drei Gedan­ken kom­men mir dabei in den Sinn.

1.) Es könn­te sich bei der Nach­richt von der Auf­er­ste­hung um eine Lüge han­deln, um einen klei­nen Betrug, der gigan­ti­sche Aus­ma­ße annahm. Über sol­cher­lei Betrugs­ab­sich­ten wur­de damals schon spe­ku­liert – unter der jüdi­schen Obrig­keit (Mat­thä­us 27, 62–66). Des­we­gen der Stein, des­we­gen die Wachen. War­um aber erwähnt der Evan­ge­list Mat­thä­us dies? Wenn es den Betrug gab, könn­ten die­se Wor­te dazu die­nen, ein erklä­ren­des Argu­ment für die Skep­sis nach­zu­schie­ben, die eine Gene­ra­ti­on nach Chri­stus über­all auf­trat und wie sie auch Pau­lus um das Jahr 50 n. Chr. in Athen ent­ge­gen­schlägt. Das Mat­thä­us-Evan­ge­li­um ent­stand ja zu Beginn der zwei­ten Hälf­te des ersten Jahr­hun­derts – das wür­de also pas­sen. Frei­lich ist auch dies nicht mehr als eine Unter­stel­lung, aber ein sol­cher Trick füg­te sich durch­aus in die gro­ße Ver­schwö­rung ein, wenn es denn eine sol­che gege­ben hat.

Was jedoch ein­deu­tig dage­gen spricht, das ist die Geschich­te der Urge­mein­de, der jun­gen Kir­che. Eine Lüge, von der man weiß, daß es eine Lüge ist, weil man sie selbst in die Welt gesetzt hat, gibt man irgend­wann auf, wenn der Preis zu hoch wird. Einen Betrug gesteht man ein, wenn der Wider­stand zu groß wird. Zumin­dest zieht man sich schwei­gend zurück. Das Gegen­teil ist aber der Fall: Gegen alle Wider­stän­de wird die Nach­richt ver­brei­tet. War­um hiel­ten sie dar­an fest, obwohl sie das sehr oft das Leben koste­te? War­um haben sie ihre Lüge, wenn es eine war, so gut durch­ge­hal­ten? Umge­kehrt gefragt: Wel­ches Gut ist mehr wert als das eige­ne Leben? Doch nur eine Wahr­heit, für die es sich zu ster­ben lohnt. Und kei­ne Lüge! Pau­lus selbst mein­te, daß es sich nicht lohn­te, für den Glau­ben zu ster­ben, wenn es nicht um die Auf­er­ste­hung als wah­ren Kern die­ses Glau­bens gin­ge (1. Brief an die Korin­ther 15, 17–19).

Auf dem Ster­be­bett, den Tod vor Augen, beken­nen vie­le Men­schen eine Lüge, die sie zuvor ein Leben lang mit sich tru­gen, eine Untreue, ein Ver­sa­gen, einen Betrug. Von den meh­re­ren zehn­tau­send Chri­sten, die wäh­rend der ersten Jahr­hun­der­te ermor­det wur­den, ist so etwas nicht über­lie­fert – im Gegen­teil: Sie loben und prei­sen Gott, sie beten und bit­ten für ihre Pei­ni­ger. Die erste Gene­ra­ti­on, also die, wel­che Chri­stus kann­te und damit aus der „Zeu­gen­zeit“ stammt, wird fast voll­stän­dig aus­ge­löscht. Im Tod erneu­er­ten vie­le ihr Bekennt­nis und gaben zum letz­ten Mal ein Zeug­nis der Auf­er­ste­hung. Hät­ten ihre Geg­ner es nicht auf­ge­zeich­net, wenn sich auch nur lei­ser Zwei­fel geregt hät­te? In der anti­ken Geschichts­schrei­bung ist aber davon nichts zu lesen. Statt des­sen blitzt ab und an Bewun­de­rung durch, dar­über, wie furcht­los Men­schen in den Tod gehen kön­nen. Die Lösung liegt auf der Hand: Ihr Glau­be an die Auf­er­ste­hung, der ihnen Gewiss­heit war.

Die Begei­ste­rung und Opfer­be­reit­schaft der „Gene­ra­ti­on Jesus“ ist zu groß, um bloß gespielt zu sein. Und die­se Begei­ste­rung und Opfer­be­reit­schaft steht und fällt mit der Auf­er­ste­hung. Hier lag bei den ersten Chri­sten eine Qua­li­tät von Über­zeugt­heit vor, die es ermög­lich­te, die Ver­fol­gung aus­zu­hal­ten und die Nach­richt zu ver­brei­ten. Wenn das nicht so gewe­sen wäre, wür­den wir heu­te alles mög­li­che fei­ern, aber nicht die Auf­er­ste­hung Jesu Christi.

Auch die theo­lo­gisch bis­wei­len bevor­zug­te abstrak­te Deu­tung der Auf­er­ste­hung als wahr­heits­kon­ser­vie­ren­der Mythos, der – rein funk­tio­nal betrach­tet – zum Grund­stein einer „gro­ßen Erzäh­lung“ (Lyo­tard) wird, kann ange­sichts die­ser Begei­ste­rung und Opfer­be­reit­schaft nicht bestehen. Auf­er­ste­hung ist kein Kal­kül mit Blick auf Mis­si­ons­chan­cen, son­dern die erfah­re­ne und geleb­te Glau­bens­wahr­heit des Christentums.

2.) Wenn Fremd­täu­schung aus­schei­det, könn­te es sich aber immer noch um Selbst­täu­schung han­deln. Dann wären die Jün­ger nicht „böse“, son­dern „dumm“. Dann hät­ten sie sich die Auf­er­ste­hung nur ein­ge­bil­det und ein­ge­re­det. So etwas ist durch­aus mög­lich. Hal­lu­zi­na­tio­nen kom­men – zumal in Streß­si­tua­tio­nen – nicht gera­de sel­ten vor. Nur ist es schwer vor­stell­bar, daß ver­schie­de­ne Men­schen an ver­schie­de­nen Orten urplötz­lich unter der glei­chen Psy­cho­se lei­den, die dann Jahr­zehn­te lang andau­ert und offen­bar hoch ansteckend ist. Nicht nur die Jün­ger hat­ten das über­wäl­ti­gen­de Gefühl der spür­ba­ren Anwe­sen­heit ihres Herrn, son­dern auch eine gan­ze Men­ge ande­rer Men­schen, dar­un­ter sol­che, die Jesus nie gefolgt waren oder ihn und sei­ne Anhän­ger sogar ver­folgt hat­ten, dar­un­ter Pau­lus (1. Brief an die Korin­ther, 15, 3–8). Und mit des­sen Beru­fung endet die Mas­sen­psy­cho­se (also die Erschei­nun­gen des auf­er­stan­de­nen Jesus) wie­der – so urplötz­lich, wie sie begann? Mög­lich, aber nicht überzeugend.

3.) Wir haben nur das bibli­sche Zeug­nis von der Auf­er­ste­hung. Das ist sehr wenig. Das war auch den ersten Chri­sten sicher­lich klar. Nun ist es ja so, daß man, wenn einem schon bewußt ist, auf welch dün­nem Eis man sich bewegt, nicht unbe­dingt auch noch dar­auf her­um­springt. Genau das tun aber die Evan­ge­li­sten. In gera­de­zu fahr­läs­sig nai­ver Wei­se wer­den Men­schen als Haupt­zeu­gen der Auf­er­ste­hung ein­ge­führt, die in der anti­ken Gesell­schaft nichts gel­ten: Frau­en. Man muß sich das vor­stel­len: Das ist etwa so, als wür­den wir als Zeu­gen bei Gericht unse­ren Kana­ri­en­vo­gel angeben.

Die­ses Detail ist des­we­gen beson­ders pikant, da es in der anti­ken Rechts­auf­fas­sung aus­schließ­lich auf das Zeug­nis ankam, um die Wahr­heit eines Sach­ver­halts nach­zu­wei­sen; eine unab­hän­gi­ge Unter­su­chung der Indi­zi­en, wie wir sie heu­te ken­nen, fand nicht statt – zum Urteil führ­te ent­we­der das Geständ­nis oder ein glaub­wür­di­ges Zeug­nis. Nun wer­den aus­ge­rech­net Frau­en genannt! Und ein Mann, der drei Tage zuvor drei­mal gelo­gen hat­te: Petrus (Lukas 24, 12). Auch dar­über berich­ten die Evan­ge­li­sten scham­los. Unglaub­wür­di­ger geht es nicht!

Hät­ten die Evan­ge­li­sten nicht ein paar Rats­her­ren beim Mor­gen­spa­zier­gang „zufäl­lig“ am lee­ren Grab vor­bei­lau­fen las­sen kön­nen, um die Glaub­wür­dig­keit der Auf­er­ste­hung, an der ja alles hing und hängt, das gan­ze Chri­sten­tum, etwas zu stei­gern und das Ereig­nis damit auch für die Eli­ten in Jeru­sa­lem, Damas­kus, Athen und Rom akzep­ta­bel zu machen? Oder hät­ten sie nicht wenig­stens über die Iden­ti­tät der Zeu­gen die Hül­le des Schwei­gens legen kön­nen? In bestimm­ter Unklar­heit von „eini­gen sei­ner Freun­de“ spre­chen kön­nen, statt über­ein­stim­mend von „Frau­en“ – mal zwei (Mat­thä­us 28, 1), mal drei (Mar­kus 16, 1), mal eine gan­ze Grup­pe (Lukas 24, 10)? Sie tun es nicht. War­um? Wie­der ein Trick? Also: Dop­pelt um die Ecke gedacht? Man könn­te ja behaup­ten, die Tat­sa­che, daß zuerst Frau­en dem Auf­er­stan­de­nen begeg­nen, wird gera­de des­halb erwähnt, um die Sache beim Rezi­pi­en­ten durch die unver­schäm­ten Details erst recht glaub­wür­dig zu machen. Sie machen es unglaub­wür­dig, damit man glaubt, es sei dadurch glaub­wür­dig? So ver­dreht den­ken nur wir moder­ne Men­schen, die wir davon aus­ge­hen, daß es Irr­tü­mer im Urteil auf den ersten Blick geben kann. Durch Kri­mi­nal­spie­le im Fern­se­hen wird uns ein sol­ches Den­ken gera­de­zu auf­ge­nö­tigt: Der erste Ver­dacht ist (meist) falsch. Lüg­ner, Betrü­ger oder Mör­der sind die, von denen man es nicht annimmt, daß sie lügen, betrü­gen oder mor­den. Und es sind die, denen man qua per­so­na nicht glaubt, die am Ende doch die Wahr­heit gesagt haben. Der anti­ke Mensch dach­te anders, weni­ger um die Ecke, son­dern eher klar und grad­li­nig, im Glau­ben an eine linea­re uni­ver­sa­le Erzäh­lung, die den Welt­lauf als Vor­se­hung betrach­tet, in dem kei­ne fal­schen Fähr­ten gelegt wer­den. Einem sol­chen Men­schen erzählt man eine solch wich­ti­ge Geschich­te nicht mit einem der­ar­ti­gen Zwei­fels­po­ten­ti­al in ent­schei­den­den Pas­sa­gen – und wie gesagt: Was war für die Anti­ke ent­schei­den­der als die Zeu­gen selbst? Man erzählt so etwas nicht, es sei denn, die Geschich­te ist wahr, und man ist von der Wahr­heit und Hei­lig­keit des Gan­zen so über­zeugt, daß man nicht, damit es glaub­wür­di­ger klingt, durch klei­ne Lügen eine plau­si­ble, glat­te Erzäh­lung dar­aus macht. Die Nach­richt wird in ihrer gan­zen wider­sprüch­li­chen Sper­rig­keit ver­mit­telt. War­um? Weil sie wahr ist. Das könn­te doch sein, oder?

Was ist aber dann von Johan­nes, der sein Evan­ge­li­um 30 bis 40 Jah­re spä­ter ver­faß­te als die ande­ren drei Evan­ge­li­sten, zu hal­ten, der den qua per­so­na unglaub­wür­di­gen Frau­en und dem unglaub­wür­dig gewor­de­nen Petrus noch „ande­re Jün­ger“ als Zeu­gen bei­stellt (Johan­nes 19, 3)? Soll die­se Erwäh­nung von Män­nern mit ein­wand­frei­em Leu­mund einer nach­träg­li­chen Beglau­bi­gung des Auf­er­ste­hung­s­er­eig­nis­ses die­nen? Johan­nes die­se Absicht zu unter­stel­len, ist mehr als gewagt. Wenn dem so wäre, wür­de das jedoch erst recht dafür spre­chen, daß es tat­säch­lich nur Frau­en waren, die als Zeu­gen der ersten Stun­den gel­ten kön­nen. Damit wäre zugleich erwie­sen, daß Mar­kus, Mat­thä­us und Lukas aus­ge­rech­net in die­sem höchst kri­ti­schen Punkt die Wahr­heit erzäh­len. War­um soll­ten sie, vor allem Lukas, der ja auch die Apo­stel­ge­schich­te fest­hielt, dann aber gera­de in ande­ren Punk­ten, etwa den Erschei­nungs­be­rich­ten, um der Stim­mig­keit wil­len zu schum­meln beginnen?

Die Auf­er­ste­hung ist unglaub­lich. Aber wahr. Dies gilt es für den Chri­sten zu bezeu­gen, nicht zu bewei­sen – damals wie heu­te. Damals wie heu­te ist das schwer und der Zwei­fel ist groß. Heu­te gilt als sinn­hal­ti­ge Wahr­heit nur, was der sinn­li­chen Wahr­neh­mung zugäng­lich ist. Auch damals wur­de die­se Posi­ti­on schon ver­tre­ten, unmit­tel­bar nach der Auf­er­ste­hung, in der Per­son des so genann­ten „ungläu­bi­gen Tho­mas“. Er will nicht leicht­gläu­big sein, sich nichts vor­ma­chen las­sen. Er ver­bucht die Auf­er­ste­hung noch unter Aber­glau­ben, erkennt in der Nach­richt von ihr noch nicht die Glau­bens­wahr­heit. Solan­ge die­ser Gott nicht hand­fe­ster und leib­haf­ti­ger erfahr­bar ist, glaubt er erst mal nicht, was sei­ne Freun­de ihm erzählt! Dann offen­bart sich der ver­klär­te Jesus und Tho­mas bekennt: „Mein Herr und mein Gott!“. Auch wir haben die Chan­ce auf Offen­ba­rungs­er­leb­nis­se wie die­ses. Im Gebet, in der Gemein­schaft mit Men­schen, im All­tag. Wir müs­sen aber für sol­che Erfah­run­gen offen sein.

Wer die Auf­er­ste­hung bloß als histo­ri­sches Fak­tum begreift und als sol­ches zu rekon­stru­ie­ren ver­sucht, ver­fehlt die Dimen­si­on des unend­li­chen Heils im Ewi­gen Leben, die Chri­sti Auf­er­ste­hung unse­rer Exi­stenz ver­leiht und nimmt dem Glau­ben zudem sein tief­stes Geheim­nis. Denn der christ­li­che Glau­be erschöpft sich nicht im blo­ßen Nach­voll­zug von Fak­ten, son­dern besteht gera­de in der Ein­las­sung auf das, was sich unse­rer unmit­tel­ba­ren Anschau­ung nicht zuvör­derst auf­drängt, um das anzu­spre­chen, was es braucht, um rei­nen Her­zens den leben­di­gen Gott zu beken­nen: Ver­trau­en – nicht blin­des, son­dern sehendes.

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