(Seoul) Die katholische Kirche Südkoreas wächst. Allein im vergangenen Jahr nahm die Zahl der getauften Katholiken um fast drei Prozent zu. Nach Angaben der südkoreanischen Bischofskonferenz beträgt der Katholikenanteil inzwischen zehn Prozent an der Bevölkerung Südkoreas, das sind mehr als fünf Millionen Gläubige. Die Zunahme gegenüber dem Vorjahr beträgt mehr als 130.000 Getaufte.
Auch die Zahl der Berufungen wächst. Der südkoreanische Klerus zählt heute 4204 Priester. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Zuwachs von 188 Priestern. 3477 von ihnen sind Diözesanpriester, 726 Ordenspriester oder Missionare. In den Priesterseminaren bereiten sich derzeit 1413 Kandidaten auf die Priesterweihe vor. Die Zahl der Ordensfrauen stieg auf 10401 mit einer Zunahme von 186.
Gegenüber der allgemeinen Volkzählung von 2005, die vom Staat alle zehn Jahre durchgeführt wird, wuchs die Zahl der Katholiken um 74 Prozent. Der Anteil der Buddhisten wuchs um 18 Prozent, während jener der Protestanten um 16 Prozent zurückging. Die Ergebnisse lösten in einigen christlichen Denominationen einen Nachdenkprozeß über deren Missionstätigkeit im ostasiatischen Land aus.
Professor Kim Jong-Seo, Ordinarius für Religionswissenschaften an der staatlichen Universität von Seoul nennt mehrere Gründe für den großen Evangelisierungserfolg der katholischen Kirche:
- Die Einheit und Organisation der kirchlichen Hierarchie. Die Kirche gliedert sich in Südkorea in sechzehn ‑Diözesen, die jeweils von einem Bischof geleitet werden. Diese wiederum bilden die Bischofskonferenz, die sich ihrerseits in sechs Kommissionen und 20 Arbeitsgruppen unterteilt. Die Kirche präsentiert sich als eine durchorganisierte, organische Einheit mit einer klaren, hierarchisch gestuften Führung. Das beeindrucke die koreanische Bevölkerung vorteilhaft.
- Die Integrität. Für den koreanischen Klerus und die Ordensleute ist ein konsequentes Leben im Zeichen der Integrität von besonderer Wichtigkeit. Die Finanzgebarung der Diözesen erfolgt mit extremer Transparenz auf allen Ebenen. Diese Lebens- und Vorgangsweise habe der Bevölkerung einen sehr guten Eindruck vermittelt.
- Der Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. Die katholische Kirche habe in Südkorea in den drei unruhigen Jahrzehnten der Demokratisierung eine wichtige und prophetische Rolle gespielt, genauso wie während des Militärregimes in den frühen 60er Jahren. Viele Priester, Ordensleute und Gläubige saßen im Gefängnis, weil sie sich auf die Seite der Schwachen gestellt hatten. Unter ihnen befand sich auch der verstorbene Bischof Daniel Ji Hak-San. Neben diesem eindrucksvollen Zeugnis ist die Kirche Tag für Tag in sozialen und ethischen Fragen im Einsatz und kämpft für die Rechte der Bevölkerung.
- Die Toleranz gegenüber dem Ahnenkult. 1742 untersagte Papst Benedikt XIV. Formen des Ahnenkultes, die er als Aberglauben verurteilte. Diese Entscheidungen war eine der Ursachen, die in China und Korea schreckliche Christenverfolgungen auslösten. 1939 erlaubte jedoch Papst Pius XII. 1939 nach eingehender Prüfung die aus dem Konfuzianismus herrührenden Ahnenkulte, die keine abergläubischen Elemente enthalten. Die Protestanten lehnen diese nach wie vor ab.
- Der soziale Einsatz. Unter der Leitung der Bischöfe entfalten die südkoreanischen Katholiken ein ausgeprägtes Engagement für die Armen. Diese Hilfe richtet sich ohne Unterschiedes Glaubens an alle Hilfsbedürftigen.
„Diesen Punkten ist noch die Bedeutung herausragender Gestalten hinzuzufügen, so der koreanischen Märtyrer oder des verstorbenen Kardinals Stefan Kim Sou-Hwan“, so der Religionswissenschaftler.
(Asianews/GN, Bild: Asianews)