(Vatikan) Papst Benedikt XVI. kündigte einen Anti-Pädophilen-Dekalog an, der bereits von der Glaubenskongregation geprüft wird. Am Freitag der Vorwoche bekräftigte der Papst bei einer Tagung über das Priestertum „den heiligen Wert“ des Zölibats. Benedikt XVI. verteidigte die zölibatäre Lebensform des katholischen Klerus und der Ordensleute auf typisch „ratzingerische“ Weise. Er sprach davon, daß die derzeitige Epoche „polyzentrisch“ sei und daher „versucht, jede Form einer besonderen Identität zu verwischen“.
Dieser Epoche müsse die Kirche „die theologische Besonderheit des geweihten Amtes entgegensetzen, um nicht der Versuchung nachzugeben, es auf die vorherrschenden kulturellen Kategorien zu reduzieren“. Damit soll natürlich nicht die Schuld des Einzelnen unterschätzt werden, mit der sich einzelne Priester in der Welt befleckt haben. Die „Nulltoleranz“ gegen Kinderschänder werde mit Konsequenz fortgesetzt, weshalb die Glaubenskongregation bereits an einem Zehn-Punkte-Katalog gegen Pädophilie arbeite.
Im Zusammenhang mit dem Zölibat kehrte Benedikt XVI. zum Thema der Hermeneutik des Zweiten Vatikanischen Konzils zurück, das er vor der römischen Kurie bereits im Herbst 2005 dargelegt hatte. Das Konzil müsse in einer Optik der Kontinuität mit der Vergangenheit gelesen werden. Dies gelte genauso für das Priestertum. Der Priester ist „der Mann des Heiligen, der Welt entzogen, um zugunsten der Welt bei Gott eintreten zu können“, daran erinnerte der Papst bei seiner Ansprache vor den Priestern. Das Priestertum müsse daher seine Besonderheit bewahren, denn der Priester ist ein Mann Gottes, eine Brücke zwischen der Menschheit und dem Transzendenten. Als solcher dürfe er nicht „gefährlichen Reduzierungen“ nachgeben, die ihn in den vergangenen Jahrzehnten gerne als eine Art „Sozialarbeiter“ präsentieren. Die Hermeneutik des Konzils lege es nahe, daß heute auch „eine Hermeneutik der priesterlichen Kontinuität“ angebracht wäre, die von Jesus ausgeht und durch eine zweitausendjährige Geschichte der Größe und der Heiligkeit, der Kultur und der Barmherzigkeit führt, die das Priestertum in der Welt bis zum heutigen Tag geschrieben hat.
Benedikt XVI. gebraucht wichtige Worte. Das Priestertum müsse im „Charisma der Prophetie“ blühen. Es bestünde nämlich eine große Notwendigkeit nach Priestern, die „der Welt von Gott erzählen und die die Welt Gott darbringen. Männer, die nicht ‚Subjekt‘ vergänglicher Moden sind, sondern fähig authentisch jene Freiheit zu leben, wie sie allein die Gewißheit gibt, Gott anzugehören, und daher fähig zu schenken.“ Was ist also der Priester? Er ist der Mensch „eines Anderen“. Wie könnte man aber der eines Anderen sein, wenn nicht durch das Zölibat? „Dieses ist die authentische Prophezeiung des Reiches.“
Auch der italienische Schriftsteller Vittorio Messori, Biograph von Johannes Paul II. und Benedikt XVI., sprach mit der Tageszeitung Il Foglio über den Zölibat. Seiner Meinung nach ist der Zölibat für Papst Benedikt XVI. „wie ein Damm gegen jene schreckliche Klage, die er im Brief vom 10. März 2009 zur Rücknahme der Exkommunikation der vier lefebvrianischen Bischöfe erhob: ‚In unserer Zeit befindet sich der Glaube in großen Teilen der Erde in Gefahr, wie eine Flamme zu verlöschen, die keine Nahrung mehr findet.‘ “ Papst Benedikt XVI. „kämpft gegen die Gefahr“, sagt Messori. „Er dringt also bis zum Kern der Glaubenskrise vor, die den Westen erfaßt hat. Er versucht das Problem an der Spitze zu lösen. Die Zweifel am Zölibat sind nämlich das sichtbare Zeichen einer tiefer liegenden Krise. Gegen diese Krise ist der Zölibat zu neuer Blüte zu erneuern und zu neuer Blüte zu führen. Er ist wiederzuentdecken. Es handelt sich um eine einzigartige, hohe Lebensform, die der Welt unverständlich bleibt, wenn sie nicht aus der Optik des Glaubens gesehen wird. Der priesterliche Zölibat ist ein propter regnum caelorum, ein eschatologisches Zeichen, so Messori.
(Palazzo Apostolico/GN, Bild: Annus Sacerdotalis)