(Moskau) Die religiösen Moslemführer in Rußland haben die Bildung eines Dachverbandes beschlossen, der die Interessenvertretung der Religionsgemeinschaft gegenüber der Russischen Föderation koordinieren und wahrnehmen soll. Hinter der Initiative stehen die Bestrebungen von Staatspräsident Medwedew und Ministerpräsident Putin einen „neuen russischen Weg“ des Islam zu fördern.
Die Übereinkunft erfolgte zwischen den Vertretern des Zentralen moslemischen Tisches Rußlands, dem Rat der Muftis Rußlands und dem Koordinierungszentrum der Moslems des Nordkaukasus. Die neue Einrichtung nennt sich Hoher Rat der Moslems Rußlands. Die Einigung kam unter dem Vorsitz des Muftis von Sankt Petersburg, Jafar Ponchayey, zustande. Der neue Rat wird allerdings keine Rechtspersönlichkeit haben.
Trotz der „absoluten Notwendigkeit“ die moslemische Umma zu einigen, bestünden, so die Vertreter der Organisationen, noch nicht die Voraussetzungen für eine einheitliche Organisation. Der neue Dachverband werde daher von den Vorsitzenden der drei bestehenden Moslemorganisationen in gleichberechtigter Form geleitet werden. Das sind Mufti Talgat Tajuddin für den Zentralen Tisch, Mufti Ravil Gainutdin für den Rat der Mufti und Ismail Berdiyev für die Moslems des Kaukasus.
Die russische Staatsführung begrüßte die Initiative, da sie im Dachverband eine Möglichkeit sieht, extremistische Schübe leichter kontrollieren und eindämmen zu können, die vor allem im Kaukasus separatistische Züge tragen.
In den vergangenen Jahren erlaubten verschiedene arabische Staaten den Bau orthodoxer Kirchen. Gleichzeitig entfaltete der Kreml und das Moskauer Patriarchat eine intensive Aktivität im Dialog mit dem Islam. Sowohl Staatspräsident Medwedew als auch Ministerpräsident Putin trafen mehrfach mit den islamischen Führern Rußlands zusammen. Dabei betonten sie die Absicht der Regierung, einen „neuen russischen Weg“ des Islam fördern zu wollen. Der Islam zählt offiziell in der Russischen Föderation rund 20 Millionen Anhänger, das entspricht einem Anteil von 16 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Er zerfällt in verschiedene Regionen, Schulen und zahlreiche ethnische Gruppe. Die stärkste ethnische Gruppe unter den Moslems bilden die Tataren mit fast sechs Millionen Angehörigen, die kleinste die Taten mit wenig mehr als 1000.
(Asianews/GN, Bild: Asianews)