Indien: 72 Angriffe auf Christen in Karnataka im vorigen Jahr


(Neu Deh­li) Im süd­in­di­schen Bun­des­staat Kar­na­ta­ka kam es im vori­gen Jahr zu den mei­sten Über­grif­fen auf Chri­sten in Indi­en. Kir­chen­lei­ter sehen dar­in einen Trend auch für die­ses Jahr. Das mel­de­te der Infor­ma­ti­ons­dienst Com­pass Direct unter Beru­fung auf Anga­ben des Gesamt­rats Indi­scher Chri­sten (GCIC). Im Jahr 2009 regi­strier­te der GCIC in Kar­na­ta­ka 72 Angrif­fe auf Chri­sten. Im Jahr zuvor wur­den 112 Fäl­le von Chri­sten­ver­fol­gung doku­men­tiert. Nach den Aus­schrei­tun­gen gegen Chri­sten im Bun­des­staat Oris­sa im August und Sep­tem­ber 2008 kam es auch in Kar­na­ta­ka zu Gewalt­ak­ten durch Hindu-Extremisten.

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Dr. Babu Joseph, Spre­cher der katho­li­schen Bischofs­kon­fe­renz von Indi­en (CBCI) sag­te, Chri­sten in Kar­na­ta­ka wer­den regel­mä­ßig ange­grif­fen und die Täter gehen häu­fig straf­frei aus. Die­se Ent­wick­lung gebe „Anlaß zu ern­ster Sor­ge um die christ­li­che Gemein­schaft“. Häu­fig kommt es bei Haus­durch­su­chun­gen zu Gewalt gegen Chri­sten. Grund der Raz­zi­en, so Com­pass Direct, sei­en oft Anschul­di­gun­gen oder Ver­mu­tun­gen, daß Chri­sten Hin­dus mit Anrei­zen oder Ver­spre­chun­gen zu einem Reli­gi­ons­wech­sel zwin­gen wollen.

Micha­el F. Sald­an­ha, frü­her Rich­ter am Ober­sten Gerichts­hof von Kar­na­ta­ka und Prä­si­dent der katho­li­schen Asso­zia­ti­on von Süd-Kan­a­ra (einem auch als Dak­s­hi­na Kan­na­da bekann­ten Bezirk von Kar­na­ta­ka) sag­te dem Infor­ma­ti­ons­dienst, die Angrif­fe auf Chri­sten in die­sem Staat nah­men erst nach dem Regie­rungs­an­tritt der hin­du-natio­na­li­sti­schen „Bha­ra­ti­ya Janata Par­ty“ (BJP) im Mai 2008 zu. Einem Pres­se­be­richt zufol­ge stell­te der Gou­ver­neur von Kar­na­ta­ka, H. R. Bhard­waj (Kon­greß­par­tei), vor eini­gen Tagen fest, das Recht auf Reli­gi­ons­frei­heit, ein­schließ­lich der Bekun­dung der Reli­gi­on, sei „die Essenz der indi­schen Demo­kra­tie“. Nie­mand dür­fe die demo­kra­ti­schen Nor­men und Lan­des­ge­set­ze mißachten.

Ein Mit­glied der Min­der­hei­ten­kom­mis­si­on von Kar­na­ta­ka sag­te, er glau­be nicht, daß es Grund zur Sor­ge gebe. Eini­ge Men­schen wür­den schlicht­weg ver­su­chen, das Image der Lan­des­re­gie­rung zu trü­ben. Regie­rungs­chef B. S. Yed­dy­urap­pa (BJP) von Kar­na­ta­ka wur­de am 28. Janu­ar von einem Nach­rich­ten­sen­der mit der Aus­sa­ge zitiert, er wer­de denen, die reli­giö­se Stät­ten ver­wü­sten „die Hän­de abschla­gen“. – „Lip­pen­be­kennt­nis­se der Regie­rung genü­gen nicht län­ger. Sie muß Ergeb­nis­se vor­wei­sen“, for­dert Dr. Joseph vom CBCI. „Nicht pro­vo­zier­te Gewalt gegen Mit­bür­ger im Namen der Reli­gi­on ist bösartig.“

In den Mor­gen­stun­den des 4. Febru­ar wur­de in Malavalli/​Bezirk Man­dya die „St. Mathi­as Kir­che“ bei einem Ein­bruch ver­wü­stet. Unbe­kann­te zer­stör­ten das Kir­chen­kreuz, Sta­tu­en und Musikinstrumente.

Am 1. Febru­ar zerr­ten Hin­du-Extre­mi­sten in Tha­g­adur (Bezirk Koda­gu) elf Chri­sten, dar­un­ter vier Frau­en, aus ihren Häu­sern. Die Extre­mi­sten kamen mit der Poli­zei über­ein, die Chri­sten auf­grund des Vor­wurfs der Zwangs­be­keh­rung von Hin­dus zu ver­haf­ten. Die elf arbei­ten als Tage­löh­ner auf Kaf­fee­plan­ta­gen. Der Gesamt­rat Indi­scher Chri­sten (GCIC) berich­te­te, daß die Mit­glie­der der „Beraka Gos­pel Church“ in der Ort­schaft Sun­tiku­pa auf der Poli­zei­sta­ti­on gefol­tert wur­den, um sie zu einem ent­spre­chen­den Geständ­nis zu brin­gen. Die Poli­zei bestrei­tet den Foltervorwurf.

Am 28. Janu­ar brann­ten Unbe­kann­te die „Jesus Loves Holy Temp­le Church“ in Molakalmuru/​Bezirk Chi­tra­dur­ga nie­der. Zwei katho­li­sche Kir­chen wur­den am 25. Janu­ar in den Bezir­ken Myso­re und Utta­ra Kan­na­da angegriffen.

(Com­pass Direct)

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