(Lahore) Zwölf christliche Familien befinden sich auf der Flucht aus der pakistanischen Provinz Punjub, nachdem von moslemischer Seite Blasphemievorwürfe erhoben wurden. Der dramatische Vorfall ereignete sich in der Ortschaft Chak im Bezirk Sahiwal, in dem die christliche Gemeinschaft rund 6500 Angehörige zählt.
Moslemische Quellen berichten, daß vergangene Woche ein Unbekannter in die Volksschule des Ortes eingedrungen sei und anschließend am Boden eine Seite des Korans gefunden worden sei, die mit Tinte und Kaugummi beschmutzt war. Der Unbekannte habe auf die Tafel geschrieben: „Ich bin don“.
Für Zahid Iqbal, lokaler Parlamentsabgeordneter der Pakistan People’s Party, und die lokale Polizei sei damit ein Christ des Ortes namens Shani gemeint, der allgemein unter dem Übernahmen don bekannt ist. Shani ist vor allem wegen seines sozialen Engagements in der Gegend bekannt.
Die Behörden schließen nicht aus, daß es sich um eine gezielte Aktion gegen den Christen handelt. Seit Bekanntwerden des Vorfalls werden jedoch schwere Vorwürfe gegen die Christen erhoben. Moslems beschuldigen Shani als Täter und die Christen allgemein der Blasphemie. Aber auch Teile der christlichen Gemeinschaft richten sich gegen den Beschuldigten und werfen ihm vor, die Christen der moslemischen Kritik auszusetzen.
Als der Gouverneur des Punjub, Shahbaz Sharif, die Ortschaft besuchte, um sich selbst ein Bild der Lage zu machen, forderten zahlreiche Moslems die Verhaftung des Christen. Anschließend griffen sie dessen Wohnhaus an und bedrohten dessen Familienangehörige und Freunde. Wegen der bedrohlichen Lage haben zwölf christliche Familien den Ort verlassen und befinden sich seither auf der Flucht. Erst danach gelang es der Polizei wieder Ruhe und Ordnung herzustellen.
Am 1. Mai kamen radikale Moslems auch aus den Nachbarorten und wollten das Wohnhaus des beschuldigten Christen niederbrennen. Nur dem Eingreifen einiger moslemischer Dorfhonorationen gelang es, den Mob zu beruhigen. Die Polizei versicherte der aufgebrachten Menge, daß sie eingehende Ermittlungen anstellen werde. Währenddessen ließen einige angesehen moslemische Persönlichkeiten verlauten, daß die Seite des Korans auch unabsichtlich von einem nächtlichen Einbrecher beschmutzt worden sein hätte können.
Über den Aufenthaltsort der geflüchteten Christen gibt es derzeit keine Angaben. Radikale Moslems behaupten, sie befänden sich unter dem Schutz der Polizei, was diese jedoch verneint.
(Asianews/JF)