Koptische Brüder unschuldig des Mordes angeklagt, gefoltert und in Haft gehalten


(Kairo/​ El-Minya /​ Frank­furt am Main) Wie die Inter­na­tio­na­le Gesell­schaft für Men­schen­rech­te (IGFM) berich­tet, wur­den zwei kop­ti­sche Chri­sten in Ägyp­ten gefol­tert und in ein Inter­nie­rungs­la­ger ein­ge­wie­sen mit dem Vor­wurf, angeb­lich einen Mus­lim getö­tet zu haben. Obwohl Zeu­gen dies ein­deu­tig wider­leg­ten, blei­ben die Brü­der in Haft. Man ver­sucht, von ihnen ein fal­sches Geständ­nis zu erzwin­gen, um die kop­ti­sche Kir­che zu einem öffent­li­chen Demen­ti reli­giö­ser Hin­ter­grün­de für den Angriff der Mus­li­me auf das Klo­ster Abu Fana in El-Minya zu bewegen.

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Refaat und Ibra­him Faw­zy Abdo wur­den im Juni 2008 fest­ge­nom­men und auf einer Poli­zei­wa­che von Mallawi gefan­gen gehal­ten, bis man sie am 22. Novem­ber in das Inter­nie­rungs­la­ger El Wadi El Gadid nahe der ägyp­tisch-suda­ne­si­schen Gren­ze ein­wies. Den Män­nern leg­te man zur Last, wäh­rend des Angriffs von etwa sech­zig bewaff­ne­ten Mus­li­men auf das Abu Fana Klo­ster am 31. Mai einen Mus­lim getö­tet zu haben. Nach Aus­sa­gen der Mön­che befan­den sich die Brü­der zur Tat­zeit aller­dings weit ent­fernt vom Klo­ster und kön­nen somit nicht als Täter in Fra­ge kom­men, berich­tet die IGFM. Der Angriff hat­te sich um vier Uhr nach­mit­tags ereig­net und dau­er­te an bis die Poli­zei vier Stun­den spä­ter eintraf.

Die Brü­der wur­den nach ihrer Fest­nah­me mit Elek­tro­schocks gefol­tert, um von ihnen ein Geständ­nis für den Mord zu erzwin­gen. Außer­dem sol­len sie aus­sa­gen, daß die Mön­che wäh­rend des Angriffs bewaff­net gewe­sen sei­en. Mit der Inhaf­tie­rung der Brü­der soll auch die kop­ti­sche Kir­che in Ägyp­ten zum Ver­nei­nen eines reli­giö­sen Hin­ter­grunds des Angrif­fes bewegt wer­den, um den Vor­fall ledig­lich als gewalt­sa­me Aus­ein­an­der­set­zung um ein Stück Land abzutun.

So sol­len auch von Sei­ten derer, die wis­sen, daß die Brü­der unschul­dig sind, von der kop­ti­schen Kir­che umge­rech­net 920.000 US Dol­lar erpresst wer­den, um die Män­ner wäh­rend der infor­mel­len „Schlich­tungs­tref­fen“ mit Zeu­gen­aus­sa­gen zu unter­stüt­zen. Der Anwalt von Refaat und Ibra­him Faw­zy Abd befürch­tet, daß man die Kir­che so weit unter Druck set­zen will, daß sie sich in Zukunft hin­sicht­lich der Ankla­gen gegen die anstei­gen­de Gewalt gegen Chri­sten in Ägyp­ten zurückhält.

Die­se Schlich­tungs­tref­fen gehen ein­her mit der ägyp­ti­schen Regie­rungs­stra­te­gie, Zusam­men­stö­ße wie in Abu Fana als „Land­strei­tig­kei­ten“ abzu­tun, die kei­ner­lei reli­giö­se Kom­po­nen­te hät­ten. Damit will man dem Vor­wurf ent­ge­hen, die christ­li­che Min­der­heit wür­de nicht aus­rei­chend geschützt, so die IGFM. Mus­li­mi­sche Anwoh­ner behaup­ten, daß die Klo­ster­vor­ste­her ille­gal Land erwor­ben hät­ten und den Über­fall als Akt der Chri­sten­ver­fol­gung dekla­rie­ren wür­den, um Sym­pa­thien für ihre Sache zu erlangen.

Bischof Deme­tri­os Avan­mi­na der Mallawi Diö­ze­se bemüht sich, die Ange­le­gen­heit mit ört­li­chen Poli­ti­kern und Sicher­heits­kräf­ten zu klä­ren. Der Fall der Fawa­zy Abdo Brü­der bleibt jedoch immer noch in der Schwe­be, wie auch der Tod des Mus­lims unge­klärt bleibt.

Wäh­rend des Angriffs auf das Abu Fana Klo­ster am 31. Mai 2008 waren vier Chri­sten ver­letzt und drei Mön­che ent­führt wor­den. Zwei der ent­führ­ten Mön­che wur­den an Bäu­me fest­ge­bun­den, aus­ge­peitscht und geschla­gen. Man ver­such­te sie zu zwin­gen, auf ein Kreuz zu spucken und sich zum Islam zu beken­nen. Einer der Mön­che bleibt bis heu­te ver­schwun­den. Nach dem Angriff hat­ten hun­der­te kop­ti­sche Chri­sten auf den Stra­ßen Mallawis gegen die Gewalt demonstriert.

(PM)

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