(Kairo/ Frankfurt am Main) Wie die internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) jetzt erfahren hat, wurde am 12. Oktober 2008 ein koptischer Pfarrer von einem Kairoer Gericht wegen angeblicher „Urkundenfälschung“ zu fünf Jahren Haft verurteilt. Matthias Wahba, Pfarrer der Santa Maria-Kirche bei Gise, hatte eine zum Christentum konvertierte frühere Muslimin und einen Christen getraut und ihnen die Heiratsurkunde ausgestellt, unwissend, daß die Papiere der Braut gefälscht waren, so die IGFM.
In Ägypten wird der Übertritt vom Islam zu einem anderen Glauben als Verbrechen angesehen und entsprechend bestraft. Ex-Muslime erleiden Diskriminierungen und müssen größte Probleme überwinden, wenn sie ihre Personalpapiere umschreiben lassen wollen. Rechtlich gesehen gelten diese Menschen daher weiterhin als Muslime. Auch die zum Christentum konvertierte Sinnab konnte nach ihrer Konversion keine Personalpapiere beibringen, die ihre neue Religionszugehörigkeit ausweisen.
In Ägypten ist eine Eheschließung eines Muslims mit einem Angehörigen eines anderen Glaubens verboten. Um ihren christlichen Verlobten zu heiraten, sah Sinnab als einzigen Ausweg, mit gefälschten Dokumenten bei Pfarrer Matthias Wahba der Santa-Maria Kirche bei Gise vorstellig zu werden. Möglicherweise offenbarte Sinnab Pfarrer Wahba in einem seelsorgerischen Gespräch das Problem mit den Papieren.
Wahba traute das Paar und stellte ihnen die Heiratsurkunden aus. Die ägyptischen Behörden erfuhren von der Eheschließung und der Fall wurde am 12. Oktober 2008 vor einem Gericht in Kairo verhandelt. Der Pfarrer und einer der Trauzeugen namens Maher wurden wegen „Urkundenfälschung“ zu fünf Jahren Haft verurteilt. Pfarrer Wahba verbüßt seine Haftstrafe im Tora-Gefängnis in der Nähe von Kairo. Das frisch getraute Ehepaar befindet sich auf der Flucht vor der Strafverfolgung, dessen Aufenthaltsort ist unbekannt.
Die IGFM kritisiert, daß den Verurteilten kein fairer Prozess gemacht und die Unkenntnis über die gefälschten Papiere nicht berücksichtigt worden sei. Die Urteile seien von dem ägyptischen Gericht als Abschreckung für weitere Heiratswillige gedacht. Die Eintragung von Religionszugehörigkeiten in den ägyptischen Personalpapieren führte immer wieder zu Diskriminierung und ungerechtfertigten Verfolgungen, wie das aktuelle Urteil beweise. „Wir fordern Justizminister Mamdouh Moheiddin Marei und Religionsminister Mahmoud Hamdi Zak-zouk auf, eine Neuverhandlung der Urteile zu veranlassen. Die Urteile stehen in keinem Verhältnis zu der Tat und widersprechen internationalen Rechtsnormen“ erklärt Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.
(PM/ JB)