Moskauer Patriarchat wendet sich von „Konferenz Europäischer Kirchen“ ab


Die rus­sisch-ortho­do­xe Kir­che setzt ihre Mit­glied­schaft aus. Aus­lö­sen­des Moment war die Nicht­auf­nah­me der est­ni­schen ortho­do­xen Kir­che des Mos­kau­er Patri­ar­chats in die euro­päi­sche Kirchenorganisation.

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Die Kon­fe­renz Euro­päi­scher Kir­chen (KEK), mit Sitz in Genf, bedau­ert den Ent­scheid des Mos­kau­er Patri­ar­chats vom 11. Okto­ber, die Mit­glied­schaft der Rus­sisch-Ortho­do­xen Kir­che in der Gemein­schaft von 126 ortho­do­xen, pro­te­stan­ti­schen und alt-katho­li­schen Kir­chen Euro­pas ruhen zu las­sen. Der Zen­tral­aus­schuss die­ses kirch­li­chen Dach­ver­ban­des tag­te vom 6. bis 11. Okto­ber in Para­lim­ni auf Zypern.

Wäh­rend die­ser KEK-Zen­tral­aus­schuß-Sit­zung teil­te der Ver­tre­ter des Mos­kau­er Patri­ar­chats und stell­ver­tre­ten­de Lei­ter des Aussen­am­tes, Erz­prie­ster Wsewo­lod Tschap­lin, dem KEK-Gre­mi­um mit, daß die Rus­sisch-Ortho­do­xe Kir­che (ROK) ihre Mit­ar­beit in der Kon­fe­renz Euro­päi­scher Kir­chen ein­stel­le und die Mit­glied­schaft ruhen las­se. Grund für die­se Ent­schei­dung sei die Unfä­hig­keit des Zen­tral­aus­schus­ses gewe­sen, einer Ent­schlie­ßung zuzu­stim­men, wel­che die Auf­nah­me der Est­ni­schen Ortho­do­xen Kir­che des Mos­kau­er Patri­ar­chats zum Ziel gehabt hätte.

In Est­land gibt es zwei ortho­do­xe Kir­chen: die Ortho­do­xe Kir­che von Est­land, die seit 1996 unter der Juris­dik­ti­on des Patri­ar­chats von Kon­stan­ti­no­pel steht, und die Est­ni­sche Ortho­do­xe Kir­che des Mos­kau­er Patri­ar­chats. Die Lösung des est­ni­schen Pro­blems ist einer der Streit­punk­te zwi­schen den bei­den Patriarchaten.

Im Jah­re 2007 hat­te der Zen­tral­aus­schuß der KEK, die Ortho­do­xe Kir­che von Est­land als Teil einer Reso­lu­ti­on als Mit­glied auf­ge­nom­men, die eine spä­te­re Ent­schei­dung einer Mit­glied­schaft der Est­ni­schen Ortho­do­xen Kir­che des Mos­kau­er Patri­ar­chats in Aus­sicht stellte.

Der Prä­si­dent der KEK, Pfar­rer Jean-Arnold de Cler­mont, bedau­er­te die Ent­schei­dung der Rus­sisch-Ortho­do­xen Kir­che. In einer ersten Stel­lung­nah­me beton­te de Cler­mont: „Die Kon­fe­renz Euro­päi­scher Kir­chen bedau­ert zutiefst die Ent­schei­dung des Mos­kau­er Patri­ar­chats, ihre Teil­nah­me am Leben und Wir­ken der KEK ruhen zu las­sen. Die­se Ent­schei­dung wider­spie­gelt in kei­ner Wei­se die Arbeit, die der Zen­tralau­schuß wäh­rend sei­ner Tagung auf Zypern lei­ste­te. Der Zen­tral­aus­schuß hat klar den Wunsch zum Aus­druck gebracht, die öku­me­ni­sche Zusam­men­ar­beit in Est­land und die Annä­he­rung der bei­den ortho­do­xen Kir­chen zu för­dern, die ja bereits Mit­glied im Est­ni­schen Kir­chen­rat (Esto­ni­an Coun­cil of Churches) sind. Aller­dings war es dem KEK-Aus­schuß nicht mög­lich wei­ter zu gehen, als die Ent­wick­lung der Ver­hand­lun­gen zwi­schen den bei­den Patri­ar­cha­ten von Kon­stan­ti­no­pel und Mos­kau zu beob­ach­ten.“ Wei­te­re Beschlüs­se der KEK kön­ne es erst geben, so der KEK-Prä­si­dent, wenn für alle Betei­lig­ten eine annehm­ba­re Lösung erreicht wor­den sei.

Das Prä­si­di­um der KEK hofft, auf ihrer näch­sten Tagung im Febru­ar 2009 vom wei­te­ren Fort­schritt in die­ser inner­or­tho­do­xen Ange­le­gen­heit zu erfah­ren, um einer Lösung näher kom­men zu kön­nen, die auch vom Mos­kau­er Patri­ar­chat mit­ge­tra­gen wer­den könne.

Am Wochen­en­de hat­te der Mos­kau­er Patri­arch Alek­sij II. an der pan­or­tho­do­xen Syn­ode („Syn­axis“) im Pha­nar in Kon­stan­ti­no­pel teil­ge­nom­men. Dabei soll­ten mit dem Öku­me­ni­schen Patri­ar­chen Bar­tho­lo­mai­os I. auch Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten im Hin­blick auf Est­land und die Ukrai­ne zur Spra­che kommen.

Die est­ni­sche Fra­ge hat für Alek­sij II. auch einen sehr per­sön­li­chen Aspekt. Der Patri­arch, ein gebo­re­ner Baron Ridi­ger aus einem bal­ti­schen Geschlecht, das im 19. Jahr­hun­dert ortho­dox gewor­den war, stammt aus Est­land. Vie­le Jah­re war er in der har­ten Zeit des „Still­stands“ unter Bre­schnjew als Metro­po­lit von Tal­lin (Rewal) für die ortho­do­xe Kir­che in Est­land verantwortlich.

(APD)

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