(Vatikan) Zum ersten Mal seit 14 Monaten äußerte sich Papst Benedikt XVI. im Rahmen seiner Begegnung mit den französischen Bischöfen gestern, Sonntag, offiziell zu seinem Motu proprio Summorum Pontificum zur Freigabe der tridentinischen Messe.
Mit dem Motu proprio hatte der Papst die nach dem Meßbuch Papst Johannes XXIII. gefeierte Messe freigegeben und das de facto vorhandene Verbot dieser Liturgie sowie der anderen der nachkonziliaren Liturgiereform vorhergehenden liturgischen Bücher klärend aufgehoben.
Bereits während des Fluges nach Paris hatte Benedikt XVI. auf die Frage nach den Besorgnissen einiger hinsichtlich dieser Freigabe geantwortet, daß es sich dabei um eine unbegründete Furcht handle. Das Motu proprio stelle einfach einen Akt der Toleranz mit einer pastoralen Absicht dar; es komme denen zugute, die in dieser Liturgie geformt worden und mit ihr verbunden seien und mit ihr leben wollten.
Benedikt XVI. hatte es als Erfordernis des Glaubens und der Pastoral eines Bischofs bezeichnet, diesen Menschen gegenüber Liebe und Toleranz entgegenzubringen, und er bekräftigte: „Es besteht keinerlei Gegensatz zwischen der erneuerten Liturgie des Zweiten Vatikanischen Konzils und dieser Liturgie.“
Liturgie sei etwas Lebendiges, das sich entwickle und in der Entwicklung seine Identität bewahre. Der alte und der neue Ritus hätten verschiedene Schwerpunkte, aber dennoch eine fundamentale Identität, „die einen Widerspruch, einen Gegensatz zwischen der erneuerten Liturgie und der vorhergehenden ausschließt“.
Gleichzeitig brachte der Papst sein Anliegen zum Ausdruck, daß es die Möglichkeit einer Bereicherung beider Formen geben werde: „Auf der einen Seite können und müssen die Freunde der alten Liturgie die neuen Heiligen oder die neuen Präfationen der Liturgie usw. kennen. Auf der anderen Seite betont die neue Liturgie mehr die allgemeine Teilnahme, doch handelt es sich nicht einfach um die Versammlung einer bestimmten Gemeinschaft, sondern immer um einen Akt der universalen Kirche, in der Gemeinschaft mit allen Gläubigen aller Zeiten, und um einen Akt der Anbetung.“
In diesem Sinn, so erklärte Benedikt XVI. am Ende des Interviews im Flugzeug, sei er der Ansicht, daß es eine gegenseitige Bereicherung gebe. Klar sei, daß die erneuerte Liturgie die ordentliche Liturgie unserer Zeit sei.
Vor den Bischöfen Frankreichs, einem Land, wo diese Frage – wie in Deutschland – in besonderer Weise verspürt wird, führte Benedikt XVI. dann weiter aus, daß er sich veranlaßt gesehen habe, die Bedingungen für die Ausübung dieser Aufgabe im Hinblick auf die Möglichkeit der Benutzung sowohl des Meßbuchs Papst Johannes XXIII. (1962) als auch des Meßbuchs Papst Pauls VI. (1970) zu präzisieren. Der liturgische Gottesdienst sei der höchste Ausdruck des priesterlichen und bischöflichen Lebens wie auch der katechetischen Unterweisung. Aufgabe der Bischöfe sei die Heiligung der Gläubigen, was unerläßlich für das Wachstum der Kirche sei.
„Einige Früchte dieser neuen Anordnungen haben sich schon gezeigt, und ich hoffe, daß die unerläßliche Beruhigung der Gemüter Gott sei Dank voranschreitet“, so der Papst.
Benedikt XVI. anerkannte die Schwierigkeiten, denen die Bischöfe begegnen könnten. Er zweifle aber nicht daran, daß sie „in absehbarer Zeit“ zu Lösungen gelangen könnten, die für alle zufriedenstellend seinen – „damit das nahtlose Gewand Christi nicht weiter zerrissen wird“.
„Niemand ist in der Kirche überflüßig. Jeder, ohne Ausnahme, muß sich in ihr ‚zu Hause’ und niemals abgewiesen fühlen“, mahnte der Papst eindringlich. Aufgabe der Bischöfe sei es, Hirten aller Schafe und stets Diener der Einheit zu sein.
(Zenit)