(Tiflis) Die humanitäre Not auf dem Kaukasus könne noch dramatischer werden, betonte gestern, Sonntag, der Apostolische Nuntius in Georgien, Msgr. Claudio Gugerotti. Ohne einen humanitären Korridor blieben weite Teile der Bevölkerung von den Hilfsbemühungen ausgeschlossen.
„Wirklich dringend ist es in diesen Momenten, die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung auf die Situation in Südossetien zu richten, wo es einfach nicht gelingen will, den humanitären Korridor zu öffnen, den der Papst gefordert hat“, erklärte der Erzbischof in einem Telefon-Interview für die italienische Ausgabe von „Radio Vatikan. Wenn dieser Korridor einmal eingerichtet sei, werde man das wahre Ausmaß der humanitären Krise, die der Konflikt verursacht habe, kennen lernen; noch gebe es darüber kaum Informationen.
Man wisse – bedauerlicherweise aus nicht-offiziellen Quellen –, „wie es der Bevölkerung vor Ort, insbesondere der georgischen Minderheit geht“, fuhr der Erzbischof fort. „Wir wissen, daß es abgebrannte Häuser und Felder gibt, zerstörte Dörfer usw. Es könnte dort auch eine noch größere humanitäre Not herrschen, aber wir wissen es nicht, weil wir zu diesem Gebiet keinen Zugang haben.“
Ein humanitärer Korridor sei nur realisierbar, „wenn sich die internationale Gemeinschaft des Problems annimmt“, betonte Erzbischof Gugerotti. In Georgien verhielten sich die Konfliktparteien wie überall, wo es Krieg gibt: Die Fronten seien verhärtet.
Gegenwärtig sei es auch nicht abzuschätzen, ob die Flüchtlinge, die nach Hause zurückkehren wollten, dies auch wirklich tun könnten. Viele von ihnen hätten nicht nur Hab und Gut zurückgelassen, sondern auch Angehörige und Freunde. „Ehe man an technische Einzelheiten ballistischer Natur denkt, muß man an die nahe Zukunft dieser Menschen denken, die auf der Flucht alles zurückgelassen haben – sogar ihre Verwandten.“
Der Aufruf des Papstes zur Unterstützung Georgiens sei in der Bevölkerung sehr dankbar aufgenommen worden, berichtete der Apostolische Nuntius. „Auf dem Hauptplatz von Tiflis wurde gleich nach dem Appell des Patriarchen von Georgien der Angelus zeitversetzt ausgestrahlt. Und wir haben dankbare Anrufe von den Menschen hier bekommen. Auch in Gori, wo Freiwillige der Caritas geholfen haben, sagte man wortwörtlich: ‚Wir Georgier werden nie vergessen, was der Papst für uns getan hat.‘“
(Zenit)