Mehrheit der Tschechen gegen Rückgabe von Kircheneigentum


(Prag) Mehr als 75 Pro­zent der Tsche­chen leh­nen die geplan­te Rück­ga­be von ver­staat­lich­tem Kir­chen­ei­gen­tum ab. Das geht aus einer reprä­sen­ta­ti­ven Befra­gung des Pra­ger Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tuts STEM her­vor. Dem­nach hal­ten ledig­lich 36 Pro­zent die Rück­ga­be des unter den Kom­mu­ni­sten kon­fis­zier­ten Besit­zes für erfor­der­lich, damit die Kir­chen ihrer Tätig­keit unab­hän­gig vom Staat nach­ge­hen könn­ten. Nach Ein­schät­zung von STEM ist damit die Skep­sis der Tsche­chen gegen­über den christ­li­chen Kir­chen wei­ter gewach­sen. Posi­tiv wer­de ledig­lich deren kari­ta­ti­ve Tätig­keit gesehen.

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In der Umfra­ge gaben 27 Pro­zent an, daß sie an Gott glaub­ten. 57 Pro­zent ver­nein­ten dies; 16 Pro­zent äußer­ten sich nicht. Die Tsche­chi­sche Repu­blik zählt – mit der ehe­ma­li­gen DDR und Est­land – zu den am stärk­sten athe­istisch gepräg­ten Län­dern des ehe­ma­li­gen Ostblocks.

Nach Anga­ben der Nach­rich­ten­agen­tur Kath­press (Wien) hat­te eine gemein­sa­me Staat-Kir­che-Kom­mis­si­on zu Jah­res­be­ginn einen Kom­pro­miss zur Rück­ga­be des Kir­chen­ei­gen­tums aus­ge­han­delt. Dem­nach sol­len die Kir­chen etwa ein Drit­tel ihres ein­sti­gen Eigen­tums direkt zurück­be­kom­men. Für den Rest ist eine finan­zi­el­le Ent­schä­di­gung vor­ge­se­hen, die über einen Zeit­raum von 60 Jah­ren aus­ge­zahlt wer­den soll. Durch die auf­lau­fen­den Zin­sen han­delt es sich um einen Betrag von umge­rech­net rund zehn Mil­li­ar­den Euro.

Die Kir­chen könn­ten gemäß dem Kom­pro­miß mit der Her­aus­ga­be von 20.000 Hekt­ar Boden­flä­che, 65.000 Hekt­ar Wald und mehr als 3.000 Gebäu­den rech­nen. Sie müs­sen jedoch nach­wei­sen, daß es sich um Eigen­tum han­delt, das ihnen zum Stich­tag 25. Febru­ar 1948 tat­säch­lich gehör­te. An jenem Tag hat­ten die Kom­mu­ni­sten in der dama­li­gen Tsche­cho­slo­wa­kei die Macht übernommen.

Die tsche­chi­sche Regie­rung hat dem Plan bereits zuge­stimmt. Im Par­la­ment liegt der Gesetz­ent­wurf jedoch seit Mona­ten auf Eis. Neben den oppo­si­tio­nel­len Kom­mu­ni­sten und Sozi­al­de­mo­kra­ten sind auch meh­re­re Abge­ord­ne­te der größ­ten Regie­rungs­par­tei, der libe­ral­kon­ser­va­ti­ven Bür­ger­par­tei ODS von Mini­ster­prä­si­dent Mirek Topol­a­nek, gegen die ihrer Mei­nung nach „zu groß­zü­gi­ge“ Regelung.

Gemäß Erhe­bun­gen des Tsche­chi­schen Sta­ti­sti­schen Amtes von 2003 sind 59 % der Ein­woh­ner Tsche­chi­ens kon­fes­si­ons­los; 26,8 % sind römisch-katho­lisch und 2,3 % sind Pro­te­stan­ten; 3,2 % gehö­ren son­sti­gen Reli­gi­ons­grup­pen an, unter ihnen haupt­säch­lich etwa 7000 Bud­dhi­sten und etwa 3700 Mus­li­me. Die Zahl der tsche­chi­schen Juden beschränkt sich auf 5000. Eine Beson­der­heit stellt die ortho­do­xe Kir­che der Tsche­chen und Slo­wa­ken dar, da die­se nach der Auf­lö­sung der Tsche­cho­slo­wa­kei bis heu­te eine bina­tio­na­le Glau­bens­ge­mein­schaft bil­det. Von den ins­ge­samt 77.053 ortho­do­xen Tsche­cho­slo­wa­ken bekann­ten sich vor der Tren­nung 23.053 Tsche­chen zu die­ser Glau­bens­ge­mein­schaft. Seit Janu­ar 1993 bil­den Tsche­chen und Slo­wa­ken zwei unab­hän­gi­ge Staaten.

(APD)

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