Zehn Jahre Rechtschreibreform: Reparatur muß weitergehen


(Erlan­gen) Vor zehn Jah­ren, am 1. August 1998, wur­de die Recht­schreib­re­form an allen deut­schen Schu­len ein­ge­führt. Einer jüngst ver­öf­fent­lich­ten Unter­su­chung zufol­ge hat seit­her die Schreib­feh­ler­quo­te in Schü­ler­ar­bei­ten dra­stisch zuge­nom­men. Daher for­dert die reform­kri­ti­sche Deut­sche Sprach­welt, die Repa­ra­tur­ar­bei­ten an der Recht­schreib­re­form wie­der­auf­zu­neh­men. Außer­dem emp­fiehlt die Zei­tung, in so vie­len Berei­chen wie mög­lich bei der tra­di­tio­nel­len Recht­schrei­bung zu blei­ben oder zu ihr zurückzukehren.

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„Wenn ich Schü­ler wäre, wür­de ich die Leh­rer ärgern und immer nur nach tra­di­tio­nel­ler Art schrei­ben – eben so wie die bedeu­tend­sten leben­den deut­schen Schrift­stel­ler“, erklär­te der Chef­re­dak­teur der Deut­sche Sprach­welt, Tho­mas Paul­witz. Die Schü­ler sei­en die Haupt­leid­tra­gen­den der mehr­mals nach­ge­bes­ser­ten Recht­schreib­re­form. Die Unter­su­chung des saar­län­di­schen Ger­ma­ni­sten Uwe Grund zeigt unter ande­rem, daß Recht­schreib­feh­ler in Abitur­auf­sät­zen um 120 Pro­zent zuge­nom­men haben. Die Feh­ler sind gera­de dort über­durch­schnitt­lich gestie­gen, wo es Ver­än­de­run­gen durch die Recht­schreib­re­form gege­ben hat, zum Bei­spiel bei der Groß- und Klein­schrei­bung und bei der Schrei­bung des s‑Lautes.

„Nicht die Schü­ler sind zu dumm für die Neu­re­ge­lung, son­dern umge­kehrt ist die Recht­schreib­re­form zu dumm für die Schü­ler“, so Paul­witz. Kein Mensch kön­ne die kom­pli­zier­ten Rege­lun­gen feh­ler­frei beherr­schen. Daher sei­en wei­te­re Nach­bes­se­run­gen nach den Vor­schlä­gen der Schwei­zer Ortho­gra­phi­schen Kon­fe­renz (SOK) not­wen­dig. Die SOK habe dort wei­ter­ge­macht, wo der Recht­schreib­rat sei­ne Arbeit vor­zei­tig abge­bro­chen hat. Die Deut­sche Sprach­welt rät den­je­ni­gen, die gezwun­gen sind, sich nach der Recht­schreib­re­form zu rich­ten, den Emp­feh­lun­gen der SOK zu fol­gen. Alle ande­ren, die frei schrei­ben kön­nen, soll­ten nach Mög­lich­keit bei den bewähr­ten Regeln blei­ben, die nach wie vor gül­tig sind.

In der neue­sten Aus­ga­be der Deut­sche Sprach­welt (DSW 32, Som­mer 2008) berich­tet die Kor­rek­to­rin Romin­te van Thiel außer­dem über Bücher­ver­nich­tun­gen in zahl­lo­sen deut­schen Schul­bü­che­rei­en. Zig­tau­sen­de wert­vol­ler Bücher sei­en allein des­we­gen weg­ge­wor­fen wor­den, weil sie nicht in refor­mier­ter Recht­schrei­bung ver­faßt waren.

(ots)

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