Die Banalität des Tötens – Eine Yacht, zwei Abtreibungen, Kinderlosigkeit


von Giu­sep­pe Nardi

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(Flo­renz) Wer kennt sie nicht: die Dis­kus­sio­nen über die Abtrei­bung, bei denen der Gesprächs­part­ner allein beim Stich­wort schon die Augen rollt, als wäre ihm gera­de die lästig­ste Sache der Welt in Erin­ne­rung geru­fen wor­den. Bei denen, die nur eine gerin­ge Sen­si­bi­li­tät für den Lebens­schutz auf­brin­gen und viel lie­ber mit den Zeit­geist­spat­zen pfei­fen, bekommt man meist reflex­ar­tig als ste­reo­ty­pes Gegen­ar­gu­ment tra­gi­sche Rand­er­schei­nun­gen des Abtrei­bungs­phä­no­mens prä­sen­tiert: Ver­ge­wal­ti­gung, schwe­re gei­stig-kör­per­li­che Behin­de­run­gen, ver­zwei­fel­te Situa­tio­nen. Sol­che Fäl­le gibt es natür­lich auch. Die Rea­li­tät sieht jedoch oft ganz anders aus, und sah immer schon so anders aus.

Ein Bei­spiel für die „ganz ande­re“ Abtrei­bungs­rea­li­tät, das für Tau­sen­de und Aber­tau­sen­de steht. Und Hand aufs Herz, das wis­sen jene, die so argu­men­tie­ren, nur zu genau aus ihrer eige­nen nähe­ren Umge­bung. Man gibt es aus nahe­lie­gen­den Grün­den nur nicht gern zu.

In einer Detail­ge­nau­ig­keit und Pein­lich­keit, wie sie nur ein unstill­ba­rer Durst nach media­ler Öffent­lich­keit her­vor­zu­brin­gen mag, ent­hüllt Vale­ria Mari­ni, eines der bekann­te­sten Show­girls Ita­li­ens, Schau­spie­le­rin, gern­ge­se­he­ner Gast aller Glit­zer- und Gla­mour-Gazet­ten und TV-Sen­dun­gen zwi­schen Tren­to und Tra­pa­ni die per­sön­lich­sten und intim­sten Din­ge ihres bis­he­ri­gen Lebens. In ihrer soeben erschie­ne­nen Auto­bio­gra­phie Inti­me Lek­tio­nen (Lezio­ni inti­me) wer­den neben allen Flirts, Lieb­schaf­ten und Sei­ten­sprün­gen auch zwei Abtrei­bun­gen auf­ge­li­stet. Im Alter von 14 Jah­ren war sie von einem 30-jäh­ri­gen Buch­händ­ler schwan­ger und ließ das Kind besei­ti­gen. Spä­ter war die heu­te 41-Jäh­ri­ge vie­le Jah­re mit dem nicht min­der oft in allen Klatsch­spal­ten ver­tre­te­nen Mil­li­ar­där, Film­pro­du­zen­ten und ehe­ma­li­gen Prä­si­den­ten eines Fuß­ball­clubs der A‑Liga Vitto­rio Cec­chi-Gori liiert. Das erste Kind von ihm habe sie nach wie­der­hol­tem und hef­ti­gem Streit mit ihrem Lebens­ge­fähr­ten ver­lo­ren. Gegen Ende die­ser Bezie­hung sei sie ein zwei­tes Mal schwan­ger gewor­den. Wie sie nun schreibt, sei sie „zu jedem Opfer für die­ses Kind“ bereit gewe­sen. Als sie die freu­di­ge Nach­richt dem Pro­du­zen­ten mit­teil­te, habe die­ser nur gesagt: „Wie sol­len wir dann heu­er mit der Yacht aus­lau­fen?“ „In gemein­sa­mer Ent­schei­dung habe man dann beschlos­sen, die Schwan­ger­schaft abzubrechen.“

Wen wun­dert es noch bei sol­chen Bei­spie­len, die mit größ­tem Auf­wand von der klatsch­süch­ti­gen Pres­se ver­brei­tet wer­den, daß Mäd­chen abtrei­ben, weil sie sonst nicht mehr mit dem Karus­sell am Rum­mel­platz oder dem Mofa fah­ren kön­nen. Oder jun­ge Frau­en abtrei­ben, damit sie bei einer Rea­li­ty Show mit­wir­ken und ein­mal in ihrem Leben ins Fern­se­hen kom­men kön­nen. Vale­ria Mari­ni beklagt am Ende ihres Buches, daß sie kin­der­los ist und „nie auf­ge­hört“ habe, „an ein Kind zu denken“.

So bleibt nur hin­zu­fü­gen, was eben nie­mand hören will: Seit der Ein­füh­rung der straf­frei­en Abtrei­bung hat sich eine Abtrei­bungs­men­ta­li­tät eta­bliert, die aus der Abtrei­bung als „ille­ga­lem Dra­ma“, das angeb­lich mit­tels Gesetz been­det wer­den soll­te, eine bana­le und all­täg­li­che Ver­hü­tungs­me­tho­de gemacht hat. Mora­lisch indif­fe­rent, prak­tisch und fast jeder­zeit zur Ver­fü­gung. So kann heu­te ein Kind weni­ger wert sein, als ein Yacht­aus­flug eines mon­dä­nen und wohl­ha­ben­den Paares.

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