(Vatikan) In der heutigen Mittwochskatechese konzentrierte Papst Benedikt XVI. seine Betrachtung auf den großen Bischof Isidor von Sevilla (* um 560 in Cartagena, Spanien; “ 4. April 636 in Sevilla). Das umfangreiche und enzyklopädische Werk des letzten Kirchenvaters der Antike inspiriere vor allem zu einem Nachdenken über die Synthese von aktivem und kontemplativen Leben. Aufgabe der Christen am Beginn des neuen Jahrtausends sei es, in diese Einheit von Gebet und Handeln einzutreten, um so für Christus Zeugnis abzulegen.
„Gott mit der Kontemplation“ und „den Nächsten mit dem Handeln lieben“: Das ist die Lehre, die Benedikt XVI. in seiner Katechese dem Leben und Werk des heiligen Isidor von Sevilla entnommen hat.
Nach Worten des Papstes besteht auch für Christen die Gefahr, „eindimensionale“ Menschen zu werden. Gerade für den Bischof Isidor sei dieses Risiko sehr konkret gewesen. Er sei, so erklärte der Heilige Vater, ein sehr gebildeter Mann gewesen, ein großer Freund Papst Gregors des Großen.
Isidor hatte eine umfaßende Ausbildung empfangen, die ihm zu einem enzyklopädischen Wissen verhalf. Die Pflichten seines Bischofsamtes in der schwierigen Zeit der westgotischen Invasion der iberischen Halbinsel, der Kampf gegen die arianische Irrlehre und die Rückeroberung Spaniens für die „romanitas“ und die katholische Kirche seien im Zentrum seines Lebens gestanden.
Isidor war seinem älteren Bruder auf dem Bischofsstuhl von Sevilla nachgefolgt. Er sei ein „Mann der akzentuierten dialektischen Gegensätze“ gewesen, die sich vor allem in seinem inneren Konflikt der Sehnsucht nach einem kontemplativen Leben und den Pflichten des Bischofsamtes äußerten.
Sein Wissen sei vor allem das eines „Sammlers“ gewesen. Weniger habe er sich durch die Gabe der Synthese ausgezeichnet. Bewundernswert sei, so Benedikt XVI., seine große Sorge darum, nichts von dem zu vernachlässigen, was die menschliche Erfahrung in der Geschichte seines Vaterlandes und in der ganzen Welt hervorgebracht hatte. Auch mit komplexen theologischen Problemen habe sich Isidor von Sevilla in einer für die Zukunft wegweisenden Form auseinanderzusetzen verstanden.
Als Hauptbeispiel hierfür wählte der Papst die Auseinandersetzung Isidors mit dem Verhältnis von „vita activa“ und „vita contemplativa“. Jesus habe ihm hierbei das vollkommene Beispiel geliefert. Gott lieben in der Kontemplation, den Nächsten lieben im Handeln.
„Wer Gott in seinem Leben ausläßt, weil er so viel zu tun hat, der tut am Schluß auch nicht mehr das richtige“, betonte der Heilige Vater anschließend in der Zusammenfassung seiner Katechese auf Deutsch. „Und wer sich nur dem Ewigen widmen will, der vernachläßigt, daß er ein Mensch ist mit Verantwortung für die Menschen seiner Zeit.“
Der Heilige fordere die Gläubigen auf, gerade in diesem Sinn Christus nachzuahmen: „daß wir Zeit für Gott haben und von ihm uns die Maßstäbe des Lebens geben lassen, aber von diesen Maßstäben her dann auch wirklich Verantwortung für das Leben in dieser Welt übernehmen.“
In seinen abschließenden Grußworten richtete sich Benedikt XVI. auch an seine Landsleute und alle anderen Pilger aus dem deutschen Sprachraum: „Achten auch wir darauf, dem Gebet und der Stille einen festen Platz in unserem Tagesablauf einzuräumen, damit unsere zahlreichen Aufgaben einen tiefen Sinn, eine Mitte erhalten und zu einem Ausdruck der Hingabe an Gott und unsere Mitmenschen werden. Der Herr segne euch und eure Familien.“
(Zenit)