Am 22. Mai vor dreißig Jahren wurde in Italien die Abtreibung liberalisiert. An das Datum erinnerte an diesem Montag auch Papst Benedikt XVI., als er das italienische Movimento per la vita, die nationale Bewegung für das Leben, im Vatikan empfing. Sie will in den nächsten Tagen und Wochen mit einer Vielzahl von Veranstaltungen die Italiener für das Thema Lebensschutz sensibilisieren. In seiner Ansprache sagte der Papst:
„Wenn man die letzten drei Jahrzehnte überschaut und dann sieht, wo wir jetzt stehen, dann kommt man nicht um die Feststellung herum: Es ist heute praktisch schwieriger geworden, das menschliche Leben zu verteidigen, weil eine Mentalität entstanden ist, die seinen Wert allmählich herabstuft und ihn dem Urteil des Einzelnen anheim stellt. Daraus ist ein schwindender Respekt für die menschliche Person entstanden – für einen Wert also, der die Basis allen zivilen Zusammenlebens ist, ganz unabhängig vom religiösen Bekenntnis des Einzelnen.
Natürlich sind die Gründe, die zu einer schmerzlichen Entscheidung wie der Abtreibung führen, vielfältig und komplex. Die Kirche erfüllt den Auftrag ihres Herrn, wenn sie unermüdlich wiederholt, daß der heilige Wert jeder menschlichen Existenz seine Wurzeln im Plan des Schöpfers hat. Auf der anderen Seite ermutigt sie jede Initiative, die Frauen und Familien hilft, um Bedingungen zu schaffen, die für die Aufnahme des Lebens günstig sind, und um die Einrichtung der Familie zu schützen, die auf der Ehe zwischen Mann und Frau ruht. Daß Abtreibungen (legal) erlaubt wurden, hat nicht nur die Probleme, unter denen viele Frauen und Familien leiden, nicht gelöst – es hat auch unseren ohnehin schon gebeutelten Gesellschaften eine neue Wunde zugefügt.“
Es gebe, so Papst Benedikt XVI., auch heutzutage immer noch viele Probleme, die es jungen Leuten schwer oder sogar unmöglich machen, zu heiraten und eine Familie zu gründen:
„Kein sicherer Arbeitsplatz, Gesetze, die Schwangerschaft nicht wirklich schützen, fehlende finanzielle Hilfen für Kinder – das sind einige Hindernisse, die den Wunsch nach fruchtbarer Liebe zu ersticken scheinen und immer mehr Mißtrauen zur Zukunft schüren. Darum muß der Schutz des Lebens und die prioritäre Aufmerksamkeit für die Familie neu ins Zentrum gerückt werden… Es muß konkret bezeugt werden, daß der Respekt vor dem Leben die erste Gerechtigkeit ist, die es herzustellen gilt.“
Ausdrücklich ermunterte der Papst die Lebensrechtler, sich auch in der Politik als Lobby für das Leben zu engagieren.
„Der Einsatz für die Menschenrechte bleibt die effizienteste Strategie… Darum ist euer Einsatz im politischen Raum, um dem Wort „Menschenwürde“ die volle Anerkennung zu sichern, nur zu begrüßen. Mit eurer Initiative im Petitions-Ausschuß des Europa-Parlaments bekräftigt ihr (u.a.) die fundamentalen Werte des Rechtes auf Leben von der Empfängnis an und die Rechte der Familie, die auf der Ehe von Mann und Frau beruht… Das zeigt ein weiteres Mal, wie solide euer Engagement ist und wie es im Einklang mit dem Lehramt der Kirche steht, die diese Werte immer als nicht-verhandelbar proklamiert und verteidigt.“
(RV/ JF)