Der neu gewählte Präsident von Paraguay wird voraussichtlich nicht exkommuniziert


(Asunción/​ Vati­kan) Fer­nan­do Armin­do Lugo Mén­dez ist seit den Wah­len vom 20. April 2008 der desi­gnier­te Staats­prä­si­dent von Para­gu­ay. Von 1994 bis 2006 war Lugo Bischof von San Pedro, einer der ärm­sten und kon­flikt­reich­sten Regio­nen Paraguays.

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Lugo war in Encar­na­ción, einer Grenz­stadt zu Argen­ti­ni­en, in die Schu­le gegan­gen und arbei­te­te in jun­gen Jah­ren als Volks­schul­leh­rer. Nach dem Stu­di­um der Theo­lo­gie an der Uni­ver­si­dad Cató­li­ca in Asun­ción wur­de er 1977 zum Prie­ster geweiht. Als Stey­ler-Mis­sio­nar ging er Ende der sieb­zi­ger Jah­re nach Ecua­dor, wo er mit Leo­ni­das Pro­a­ño zusam­men­ar­bei­te­te, der als „Bischof der Armen“ bekannt war. Nach Para­gu­ay zurück­ge­kehrt, ver­wies ihn 1983 die Stroes­s­ner-Dik­ta­tur des Lan­des, so daß er für vier Jah­re im Exil in Rom leben muß­te, wo er Sozio­lo­gie stu­dier­te. 1994 wur­de er von Papst Johan­nes Paul II. zum Bischof von San Pedro ernannt.

Vor mitt­ler­wei­le drei Jah­ren schloß sich Lugo der damals auf­kom­men­den Pro­test­be­we­gung gegen Prä­si­dent Nica­n­or Duar­te Frut­os an. Ange­sichts sei­ner poli­ti­schen Ambi­tio­nen trat er noch im sel­ben Jahr als Ordi­na­ri­us der Diö­ze­se San Pedro zurück und such­te im Dezem­ber 2006 beim Hei­li­gen Stuhl um Lai­sie­rung an. Die Kon­gre­ga­ti­on für die Bischö­fe wies das Ansin­nen mit dem Hin­weis dar­auf zurück, daß das Bischofs­amt ein aus frei­en Stücken ange­nom­me­ner Dienst sei, der ein Leben lang dau­ert, sus­pen­dier­te Lugo jedoch „a divi­nis“, was bedeu­tet, daß er wei­ter­hin Kle­ri­ker ist, das Hir­ten­amt aber nicht aus­üben darf. Lugo konn­te dadurch für das Prä­si­den­ten­amt kan­di­die­ren, da es nach Arti­kel 235 der Ver­fas­sung Para­gu­ays kirch­li­chen Amts­trä­gern unter­sagt ist, Prä­si­dent oder Vize­prä­si­dent zu werden.

Einen Tag nach sei­ner Wahl bat Lugo vor den Mikro­pho­nen des Radio­sen­ders Fe y alegrà­a („Glau­be und Freu­de“) die katho­li­sche Kir­che und im Beson­de­ren Papst Bene­dikt XVI. um Ver­zei­hung für den „Schmerz“, den sein Unge­hor­sam gegen­über den Geset­zen des Kir­chen­rechts her­vor­ge­ru­fen habe.

Am 14. April hat­te die Apo­sto­li­sche Nun­tia­tur von Para­gu­ay erneut dar­an erin­nert, daß Lugo von sei­nen mit dem Prie­ster- und Bischofs­amt ver­bun­de­nen Pflich­ten sus­pen­diert sei. Lugo erklär­te sich bereit, mit den zustän­di­gen Stel­len über eine für ihn und die Kir­che befrie­di­gen­de Lösung zu ver­han­deln. Die Posi­ti­on Lugos ist kano­nisch betrach­tet kom­plex und in die­ser Form einzigartig.

Der Vor­sit­zen­de der Bischofs­kon­fe­renz von Para­gu­ay, Igna­cio Gogor­za, erklär­te dies­be­züg­lich, daß die Ent­schei­dung in den Hän­den des Pap­stes lie­ge. Aller­dings wer­de die Lösung die­ses Pro­blems eine gewis­se Zeit in Anspruch neh­men. Die Kir­che war­te auf die Wei­sun­gen des Hei­li­gen Stuhls. Die Bischofs­kon­fe­renz ließ zudem ver­lau­ten, daß die Kir­che in Para­gu­ay Lugo offi­zi­ell als desi­gnier­ten Prä­si­den­ten anerkenne.

P. Feder­i­co Lom­abrdi SJ, Lei­ter des Pres­se­bü­ros des Hei­li­gen Stuhls, stell­te fest, daß eine Exkom­mu­ni­ka­ti­on nicht in Fra­ge kom­me. Mit einem Dekret der Kon­gre­ga­ti­on für die Bischö­fe vom 20. Janu­ar 2007 habe ihr Prä­fekt, Kar­di­nal Gio­van­ni Bat­ti­sta Re, den Bischof und Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten Lugo „a divi­nis“ sus­pen­diert. Re habe dies mit „auf­rich­ti­gem Schmerz“ gemäß der Norm des Kir­chen­rech­tes getan, wie sie im Can. 1333 § 1 fest­ge­legt ist.

(Zenit)

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