Via Crucis: Die ganze qualvolle Realität der Kirche in China – Meditationen von Kardinal Joseph Zen


(Rom) Die Tex­te für die Via Cru­cis, mit der Papst Bene­dikt XVI. am Abend des Kar­frei­tag am Kolos­se­um in Rom des Lei­dens­wegs Jesu Chri­sti gedenkt, hat in die­sem Jahr der Erz­bi­schof von Hong Kong, Joseph Kar­di­nal Zen, ver­faßt. Mit der Wahl eines chi­ne­si­schen Ober­hir­ten setzt der Papst ein wei­te­res Signal Rich­tung Asi­en. Der größ­te Kon­ti­nent und beson­ders Chi­na ist dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt ein beson­de­res Anlie­gen. Dabei spricht er auch den Ver­rat von Hir­ten an und das treue Aus­har­ren mit der Untergrundkirche.

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Der Man­gel an Reli­gi­ons­frei­heit und die durch den Staat began­ge­nen Unge­rech­tig­kei­ten, der „Ver­rat“ eini­ger Bischö­fe und die Treue der ver­folg­ten Chri­sten, die Hoff­nung und die Erwar­tung auf den „Sieg“ der Kir­che und das Gebet zu wis­sen, „wie das Samen­korn“ zu sein. Die gan­ze Rea­li­tät der Kir­che in Chi­na fin­det sich in den Medi­ta­tio­nen wie­der, die Kar­di­nal Zen in die­sem Jahr für den Kreuz­weg des Pap­stes vor­be­rei­tet hat. Er nennt dabei die Din­ge bei ihrem Namen, ohne jene Zurück­hal­tung, die sonst der diplo­ma­ti­schen Ebe­ne vor­be­hal­ten sind. Ande­rer­seits schreibt er im Vor­wort: „Der Papst woll­te, daß ich die Stim­me jener fer­nen Brü­der und Schwe­stern ins Kolos­se­um brin­ge.“ Auch jene ihrer Ver­fol­ger, über die der Pur­pur­trä­ger schreibt: „Ich muß­te eine gro­ße rei­ni­gen­de Anstren­gung machen, um mich von jenen wenig lie­be­vol­len Gefüh­len zu befrei­en, die ich für jene heg­te, die Jesus lei­den lie­ßen, und jene, die heu­te in der Welt unse­re Brü­der lei­den las­sen.“ Aber wenn Jesus dem guten Räu­ber das Him­mel­reich ver­spricht, ver­bin­det das „erin­ne­re Dich an uns“ „Freund und Feind“ und auch „die Ver­fol­ger unse­rer Freunde“.

Die Kreuz­weg­me­di­ta­ti­on beginnt mit der Fest­stel­lung, daß „sich die Kollos­seen im Lau­fe der Jahr­hun­der­te ver­viel­facht haben, dort wo unse­re Brü­der in ver­schie­de­nen Tei­len der Welt, in Fort­set­zung Dei­ner Pas­si­on, noch heu­te ver­folgt wer­den“. Das ist ein Schick­sal, das auch die Kir­che betrifft, die „die dunk­le Stun­de der Ver­fol­gung durch­macht“. An der Stel­le, wo Pila­tus das Urteil spricht, wird der Schmerz zum Gebet: „Erleuch­te das Gewis­sen von vie­len Per­so­nen, die Macht haben, damit sie die Unschuld Dei­ner Jün­ger erken­nen. Gibt ihnen den Mut, die reli­giö­se Frei­heit zu ach­ten.“ Zur Begeg­nung Jesu mit den Frau­en schreibt der Kar­di­nal: „Den­ken wir an die Müt­ter der vie­len wegen Chri­stus ver­folg­ten Jugend­li­chen und Gefan­ge­nen. Wie vie­le lan­ge Näch­te haben jene Müt­ter wachend und mit Trä­nen ver­bracht. Den­ken wir an die Müt­ter, die das Gefäng­nis und die Ver­fol­gung ris­kier­ten und den­noch das Gebet in der Fami­lie bewahrt haben und im Her­zen die Hoff­nung auf eine bes­se­re Zeit pflegten“.

Ohne die Lage der Kir­che in Chi­na direkt zu erwäh­nen, fin­den sich in den Medi­ta­tio­nen zahl­rei­che Hin­wei­se dar­auf. So schreibt Kar­di­nal Zen zum Ver­rat des Judas: „Der Ver­rat über­rascht, vor allem wenn er auch die Hir­ten der Her­de betrifft.“ Und wei­ter: „Ver­su­chun­gen, Dro­hun­gen und Erpres­sun­gen beu­gen den Wil­len. Aber was für ein Skan­dal! Wie­viel Schmerz für das Herz des Her­ren! Ent­rü­sten wir uns nicht! An jenen, die abge­fal­len sind, hat es in den Ver­fol­gun­gen nie gefehlt. Und danach kamen sie oft wie­der zurück.“ Auch ihrer, eben­so wie der Ver­fol­ger, wird im Gebet gedacht. An der 12. Sta­ti­on, heißt es in im Gebet: „Akzep­tiert die Reue von uns allen, die wir wegen unse­rer Schwä­che immer dem Risi­ko aus­ge­setzt sind, zu ver­ra­ten und abzu­fal­len“ und „akzep­tiert das Geschenk der Treue von all jenen, die dem Bei­spiel des Hei­li­gen Johan­nes gefolgt sind, der mutig unter dem Kreuz ste­hen blieb“. Und zum Ver­rat des Petrus heißt es: „Beschüt­ze die Men­schen, die Du erwählt hast, Herr, damit die Pfor­ten der Höl­le nie über Dei­ne Die­ner obsie­gen.“ Viel­mehr sol­len sich die Gläu­bi­gen dem Wil­len Got­tes über­ge­ben. So schreibt Kar­di­nal Zen im letz­ten Gebet der Via Cru­cis: „Haben wir recht, es eilig zu haben und den Sieg der Kir­che sofort ver­lan­gen zu wol­len? Ist es viel­leicht unser Sieg, den wir unge­dul­dig sehen wol­len? Herr, laß uns beharr­lich in Stil­le der Kir­che nahe sein und es uns anneh­men zu ver­schwin­den und zu ster­ben wie das Samenkorn.“

(JB)

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