Fortsetzung der embryonalen Stammzellforschung nur mehr ideologisch motivierbar – Umleitung der EU-Gelder gefordert


Eine Grup­pe von Euro­pa­ab­ge­ord­ne­ten hat eine Anfra­ge an die EU-Kom­mis­si­on ein­ge­bracht, mit der sie eine Aus­set­zung der embryo­na­len Stamm­zell­for­schung errei­chen will, die von der EU finan­ziert wird, berich­tet die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung Avve­ni­re am 19. Januar.

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Dazu könn­te der japa­ni­sche Wis­sen­schaft­ler Shi­nya Yama­na­ka von der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on gehört wer­den, dem es vor kur­zem gelun­gen ist, aus adul­ten Zel­len aus­dif­fe­ren­zier­te Stamm­zel­len zu gewinnen.

Die Ver­öf­fent­li­chung von Yama­n­a­kas For­schungs­er­fol­gen ver­an­laß­te Ian Wil­mut, den „Erzeu­ger“ des Klon­scha­fes Dol­ly, die embryo­na­le Stamm­zell­for­schung auf­zu­ge­ben. Als Reak­ti­on dar­auf for­der­te Euge­nia Roc­cel­la, in den 70er Jah­ren Kopf der femmi­ni­sti­schen Frau­en­be­we­gung und in der Radi­ka­len Par­tei Ita­li­ens aktiv, wegen der ver­än­der­ten wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se eine fünf­jäh­ri­ge Aus­set­zung der embryo­na­len Stammzellforschung.

„Jetzt, wo die inno­va­tiv­ste For­schung sich auf die adul­ten Stamm­zel­len kon­zen­triert, soll­ten die EU-Gel­der auf die­se umge­lei­tet und kon­zen­triert wer­den“, so der Vize-Prä­si­dent des Euro­päi­schen Par­la­ments Mario Mau­ro. „Ein wei­te­res Behar­ren auf den embryo­na­len Stamm­zel­len, nach­dem sogar Wil­mut sie auf­ge­ge­ben hat, wäre nur mehr ideo­lo­gisch begründet.“

Erst­un­ter­zeich­ner der Anfra­ge sind Mario Mau­ro selbst, der christ­de­mo­kra­ti­sche Abge­ord­ne­te und Vor­sit­zen­de der ita­lie­ni­schen Lebens­rechts­be­we­gung Car­lo Casi­ni und die grü­ne Abge­ord­ne­te Hil­trud Brey­er. Es fol­gen die Unter­schrif­ten von einem Dut­zend wei­te­rer Eruro­pa­ab­ge­ord­ne­ter. Inter­es­sant ist, daß sich die Grup­pe der Unter­zeich­ner aus Katho­li­ken und Umwelt­schüt­zern aus Mit­tel- und Nord­eu­ro­pa zusam­men­setzt, die gemein­sam ver­su­chen, die Embryo­nen vor einer zer­stö­re­ri­schen For­schung zu retten.

Die EU-Kom­mis­si­on muß nun inner­halb von sechs Wochen ant­wor­ten. Brey­er zeigt sich opti­mi­stisch: „Die Anfra­ge ist nicht der Abstim­mung im Ple­num unter­wor­fen. Die Kom­mis­si­on kann ein­fach die Ent­wick­lung der wis­sen­schaft­li­chen For­schung zur Kennt­nis neh­men und bei der Finan­zie­rung die For­schung an adul­ten Stamm­zel­len bevor­zu­gen. Die Kom­mis­si­on hat zudem bereits ein­ge­stan­den, daß es in Euro­pa kei­ne pri­vat finan­zier­te embryo­na­le Stamm­zell­for­schung gibt. Wenn also die pri­va­ten Gel­der feh­len, ist das nur ein wei­te­rer Beleg für das Schei­tern die­ser For­schung. Es ist daher unver­ständ­lich, wes­halb dann EU-Gel­der für eine über­hol­te For­schungs­hy­po­the­se bereit­ge­stellt wer­den soll­ten.“ Soll­te Yama­na­ka ange­hört wer­den, wer­de sich die EU-Kom­mis­si­on schwer­tun, sei­nen Aus­füh­run­gen nicht Rech­nung zu tra­gen, so Breyer.

Nicht alle in der Grup­pe tei­len die­sen Opti­mis­mus. Die iri­sche Unter­zeich­ne­rin Kathy Sin­nott befürch­tet, daß es nicht so leicht sein wer­de, die Gegen­sei­te zu über­zeu­gen, da es sich vor allem um eine tief­ver­wur­zel­te ideo­lo­gi­sche Posi­ti­on han­de­le. Der grü­ne Abge­ord­ne­te Peter Lie­se betont den­noch, daß man es „ver­su­chen und wie­der ver­su­chen muß“, die der­zei­ti­ge Pra­xis zu ändern.

Vitto­rio Pro­di, Bru­der des ita­lie­ni­schen Mini­ster­prä­si­den­ten und Mit­glied der libe­ra­len Frak­ti­on im Euro­pa­par­la­ment, gehört eben­falls zu den Unter­zeich­ner. „Ange­sichts der neu­en Per­spek­ti­ven in der For­schung, sehe ich nicht ein, wes­halb man nicht an eine Umlei­tung der EU-For­schungs­gel­der den­ken könn­te“, begrün­det er sei­ne Unterschrift.

Unter den Unter­zeich­nern befin­det sich nur ein Ver­tre­ter der süd­eu­ro­päi­schen Lin­ken. Aller­dings han­delt es sich dabei um den Süd­ti­ro­ler Grü­nen-Abge­ord­ne­ten Sepp Kuß­tat­scher. Sei­ne Unter­stüt­zung für die Anfra­ge begrün­det er gegen­über dem Avve­ni­re damit, daß die deut­schen Grü­nen im Gegen­satz zu den ita­lie­ni­schen der Mei­nung sei­en, „daß auch das mensch­li­che Leben und nicht nur die Natur Schutz ver­dient“. „Tat­säch­lich ver­ste­he ich nicht, wes­halb der Schutz, den wir für die Tie­re for­dern, nicht auch den Men­schen betref­fen soll­te““, so Kußtatscher.

Ange­spro­chen auf das von Giu­lia­no Fer­ra­ra vor­ge­schla­ge­ne Abtrei­bungs­mo­ra­to­ri­um erklärt Kuß­tat­scher jedoch: „Ich bin abso­lut ein­ver­stan­den mit einem kul­tu­rel­len Nach­den­ken, aber nicht mit gesetz­li­chen Ein­grif­fen.“ Auch Brey­er erklärt, per­sön­lich gegen Abtrei­bung zu sein, doch Fer­ra­ras Vor­stoß scheint sie zu irritieren.

(Avve­ni­re/​RP)

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