(San Giovanni Rotondo) Zum 40. Jahrestag seines Todes wird die Leiche des Heiligen Padre Pio (1887–1968) exhumiert. Die Exhumierung der sterblichen Reste des Franziskaner-Mönchs, der neben dem Hl. Franziskus der am meisten verehrte Heilige in Italien ist, ist für März geplant.
Die Leiche soll „zur öffentlichen Verehrung“ aufgebahrt werden. Am 23. September, dem Jahrestag seines Todes, soll das Grab des 2002 heiliggesprochenen Padre Pio in eine neue Kirche überführt werden, die vom Stararchitekten Renzo Piano in der süditalienischen Ortschaft San Giovanni Rotondo – 40 km nordöstlich von Foggia – erbaut wurde.
Das kleine Dorf im Hinterland Apuliens auf der Halbinsel Gargano, in dem der Mönch gelebt und Wunder gewirkt hatte, ist längst einer der größten Wallfahrtsorte Europas. In der 27.000-Einwohner-Gemeinde gibt es 194 Hotels, 132 Bars, 110 Restaurants und Dutzende Großraum-Parkplätze. An jedem Wochenende kommen bis zu 500 Autobusse nach San Giovanni.
Der Beschluß, Padre Pios Leiche zu exhumieren, wurde vom Erzbischof Domenico Umberto D’Ambrosio gefaßt, der für das Sanktuarium des Heiligen in San Giovanni Rotondo zuständig ist, berichteten Medien am Montag. „Wir wollen erstmals überprüfen, in welchem Zustand sich die Leiche des Heiligen befindet. Außerdem wollen wir den neuen Generationen die Möglichkeit geben, die Leiche des Heiligen zu verehren“, sagte der Erzbischof.
Sein Beschluß wurde von einer Gruppe von Gläubigen unter der Leitung des Turiner Rechtsanwalts Francesco Traversi heftig kritisiert. Traversi beschuldigte den Erzbischof, aus rein kommerziellen Gründen die Leiche exhumieren zu wollen. Der Umsatz der Wirtschaft von San Giovanni Rotondo geht zu mehr als 50 Prozent auf das Konto des Kultes um Padre Pio. Circa die Hälfte aller Erwerbstätigen finden ihr Auskommen direkt oder indirekt durch den Heiligen.
Die Einweihung der Piano-Kirche soll zur Belebung des Pilgerstroms nach San Giovanni Rotondo beitragen, der rückläufig ist. Nach dem Besucherboom in Zusammenhang mit der Heiligsprechung Padre Pios 2002 wurde in den vergangenen Jahren ein Pilgerrückgang gemeldet. Mehrere Hotels und Souvenirgeschäfte mußten schließen. Das „Las Vegas Süditaliens“ stecke in der Krise, kommentierten die Medien. Trotzdem werden auch dieses Jahr sechs Millionen Besucher erwartet.
(Apa)