Warum hat der Bischof von Fulda drei junge Priester aus seiner Diözese verbannt?


von Ben­ja­min Gre­sch­ner und Jens Falk

Anzei­ge

War­um hat der Bischof von Ful­da drei jun­ge Prie­ster aus sei­ner Diö­ze­se ver­bannt? Die­se Fra­ge stel­len sich vie­le rat­lo­se Katho­li­ken in die­sen Tagen. Die Schlamm­schlacht um die Abset­zung der Patres der Kon­gre­ga­ti­on „Ser­vi Jesu et Mariae“ im Bis­tum Ful­da reißt nicht ab. Wäh­rend sich die Gemein­den um Rich­tig­stel­lung mühen, hagelt es von ande­ren Sei­ten mas­si­ve Rück­tritts­for­de­run­gen gegen Bischof Algermissen.

In einem Brief an den Gene­ral­obe­ren des Ordens der Die­ner Jesu und Mari­ens, Hw. Pater Andre­as Hönisch, riet S.E. Bischof Alger­mis­sen sel­bi­gem zum Abzug sei­ner Ordens­prie­ster aus dem Bis­tum Ful­da. Anson­sten müs­se Bischof Alger­mis­sen „even­tu­ell not­wen­di­ge admi­ni­stra­ti­ve Maß­nah­men“ ergrei­fen. Einen Abzug sei­ner Prie­ster lehn­te Hönisch jedoch ab, da sel­bi­ge „sich nichts zu Schul­den haben kom­men las­sen“. Besag­ten Brief lei­te­te der Ordens­obe­re an die betref­fen­den Kle­ri­ker zur Kennt­nis­nah­me wei­ter, wel­che folg­lich ihre Pfarr­ge­mein­de­rä­te über die Plä­ne des Bischofs infor­mier­ten, um Alter­na­ti­ven zu erar­bei­ten. Bischof Alger­mis­sen sah die­se Infor­mie­rung der Patres bzw. Pfarr­ge­mein­de­rä­te als einen Ver­trau­ens­bruch sei­tens der Ordens­lei­tung und ent­pflich­te­te die Prie­ster umge­hend von jeg­li­chen Ämtern und Ver­pflich­tun­gen in sei­ner Diö­ze­se. Hw. Pater Andre­as Hönisch sieht in der Ent­schei­dung des Bischofs ein unver­ant­wort­li­ches Han­deln. Die Gläu­bi­gen der betrof­fe­nen Pfarr­ge­mein­den ver­an­stal­te­ten bereits meh­re­re fried­li­che Gebets­wa­chen vor dem Dom zu Ful­da, um den Bischof zum Über­den­ken sei­ner Ent­schei­dung zu bewegen.

Es gab sogar Rücktrittsforderungen

Wer­ner Rothen­ber­ger aus der Gemein­de Ber­gen-Enk­heim im Bis­tum Ful­da rich­te­te einen Offe­nen Brief an den Bischof. Die­ser wur­de auf der anonym unter­hal­te­nen Inter­net­sei­te kreuz​.net publi­ziert. In sei­nem Schrei­ben wirft Rothen­ber­ger dem Bischof eine „Poli­tik des Tot­schwei­gens“ und einen „Pasto­ra­len Super­gau“ vor. „Was den SJM-Patres ange­tan wur­de, ist eine mensch­li­che Tra­gö­die. Obwohl die Ordens­geist­li­chen noch bis zum 30. Novem­ber treu ihren Dienst ver­rich­te­ten, wur­den sie in den ersten Dezem­ber­ta­gen mas­siv unter Druck gesetzt, die Pfarr­häu­ser umge­hend zu räu­men. Die­ses Ver­hal­ten ist unchrist­lich und men­schen­ver­ach­tend“, so Rothen­ber­ger weiter.

Bischof Alger­mis­sen reagier­te prompt. In sei­ner Ant­wort an Wer­ner Rothen­ber­ger heißt es: „Ihr jüng­ster Text im „kreuz​.net“ ist bewußt und geplant so ver­let­zend, daß er in mir Ekel her­vor­ruft, ver­öf­fent­licht in einem Inter­net-Auf­tritt, der Sie voll­ends ent­larvt, besu­delt er doch täg­lich das Hei­li­ge Kreuz. Ich den­ke, Sie soll­ten zunächst Ihre eige­ne Bio­gra­phie auf­ar­bei­ten, bevor Sie ande­re Men­schen ver­let­zen und verleumden.“

Wer­ner Rothen­ber­ger stu­dier­te Päd­ago­gik und spä­ter Theo­lo­gie. Er wur­de zum Prie­ster geweiht und war Dom­ka­plan. Dann ließ er sich von sei­nem Amt lai­sie­ren und hei­ra­te­te acht Jah­re später.

Er spe­zia­li­sier­te sich in der Sucht­prä­ven­ti­on und refe­rier­te und publi­zier­te zur Pro­ble­ma­tik in Fach­zeit­schrif­ten und Publi­kums­me­di­en. Zusam­men mit einer Kol­le­gin grün­de­te er die erste Schu­le, in der ehe­ma­li­ge Dro­gen­ab­hän­gi­ge einen Abschluß erlan­gen konn­ten. Das von ihm initi­ier­te „Frank­fur­ter Modell des Bera­tungs­leh­rers für Sucht­prä­ven­ti­on und Dro­gen­fra­gen“ fand bun­des­weit Nach­ah­mer. Er war von 1980 bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung 1997 Fach­be­ra­ter in Rausch­mit­tel­fra­gen im hes­si­schen Kultusministerium.

Wei­ter­hin gab der Bischof bekannt, daß sein Justi­ti­ar sich bezüg­lich Rothen­ber­gers Schrei­ben mit der Staats­an­walt­schaft Ful­da in Ver­bin­dung set­zen werde.

Sie­he auch:
SJM: Rich­tig- und Klar­stel­lun­gen zur den Ereig­nis­sen in und um die Diö­ze­se Ful­da betref­fend unse­re Ordens­ge­mein­schaft und die Ent­pflich­tung unse­rer Patres P. Lorenz Pfaf­fen­hu­ber, P. Franz Kren­zel und P. Hans-Peter Reiner

Ant­wort­schrei­ben von Bischof Heinz Josef Alger­mis­sen an Wer­ner Rothen­ber­ger auf Grund des offe­nen Brie­fes – Das Schrei­ben wird von kreuz​.de ver­öf­fent­licht – der Link ruft das Schrei­ben von die­ser Netz­pu­bli­ka­ti­on auf

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