
Von Francisco Fernandez de la Cigoña*
Ich lese die unzähligen Wortmeldungen von Papst Franziskus nicht, und das aus verschiedenen Gründen.
Erstens, weil es so viele sind, daß es mir einfach unmöglich ist. Ich habe nicht die geringste Absicht, mein Leben damit zu verbringen, den Papst zu lesen. Das verlangt mein Glauben nicht von mir. Wenn er eines Tages in Anspruch nehmen sollte, etwas ex cathedra zu verkünden, wird das meine ganze Aufmerksamkeit finden.
Zweitens, um nicht in dem beleidigt zu werden, was meine kirchlichen Überzeugungen sind. Die habe schließlich nicht ich mir erfunden. Sie sind vielmehr das, was die Kirche immer gelehrt hat. Mir und allen anderen, und das seit zweitausend Jahren. Überzeugungen, die auf die Worte von Jesus Christus selbst zurückgehen. Oder waren das etwa nicht Seine Worte?
Drittens, weil mir einige Dinge, die er sagt, oder von denen man sagt, daß er sie sagt, fraglich erscheinen, und ich weder Zeit noch Lust habe, mich in das Studium zu vertiefen, um diese Sachen zu klären.
Viertens, und das ist ein sehr starker Aspekt für mich, weil ich beobachte, daß alle Feinde der Kirche mit dem Papst zufrieden sind, während wirklich gute Söhne der Kirche, einige davon von exzellenter Vorbereitung, nicht wenig besorgt sind.
Der Papst, der nun mal der Papst ist, und darin habe ich nicht den geringsten Zweifel, ist kein Engel. Und wenn ein Engel käme …
Heute habe ich den Artikel einer Zeitung gelesen (ABC), die nicht gerade gegen Franziskus, sondern ihm vielmehr sehr gewogen ist. Da der Vatikan die darin gemachten Aussagen nicht dementiert hat, nehme ich sie für wahr. ABC ist schließlich nicht so ein dürftiger Blog wie meiner, wo man „nichts liest“. Es ist eine Zeitung, die gerade von den Katholiken Spaniens viel gelesen wird.
Der Papst hat laut ABC „weniger Spaltungen, Auseinandersetzungen und Kontroversen“ gefordert, was sehr gut ist. Aber etwas klemmt im Getriebe, wenn diese Spaltungen, Auseinandersetzungen und Kontroversen vom Papst selbst erzeugt werden.
Sehen wir uns so eine in der Zeitung wiedergegebene Aurora borealis an: Man dürfe „sich nicht auf die eigene Meinung verbohren“, man müsse „mit Respekt zuhören und die Meinungen anderer annehmen“.
Diese Aussage scheint mir, bei allem Respekt, eine päpstliche Dummheit. Der Respekt gilt und ist immer empfehlenswert, aber die Überzeugungen anderer annehmen kann als Regel ja nur gelten, wenn einen diese Meinungen überzeugen und man damit ja also auf die eigenen verzichtet. Wenn sie einem aber völlig mißverständlich erscheinen, dann tut einer gut daran, es auch kundzutun. Eine Sache ist es, den zu respektieren, der eine Meinung äußert, etwas anderes ist dessen Meinung zu respektieren. Doch Papst Franziskus scheint in der Regel in der Wortwahl wenig glücklich zu sein. Im Gegensatz zu ihm denke ich nicht, daß Proselytenmacherei etwas Schlechtes ist.
Ich denke, daher, daß es besser ist, wenn man nicht alles liest, was der Papst sagt, im Klartext eigentlich fast nichts. Ich werde mich darauf beschränken, die Titel der Medien zu lesen. Und natürlich bin ich jederzeit bereit, alles zurückzunehmen, falls ich mich in ihm getäuscht haben sollte. Nichts ist für mich schöner, als gut über den Papst zu sprechen, meinen Papst. Allerdings strengt er sich sehr an, daß dem nicht so ist.
*Francisco Fernandez de la Cigoña Núñez, entstammt einer Adelsfamilie Galiciens, Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Journalist, wie sein Vater, mit dem Schwerpunkt katholische Kirche, Veröffentlichung mehrerer Bücher vor allem zur Ideen- und Kirchengeschichte, verheiratet, Vater von fünf Kindern, der von ihm betriebene Blog La Cigüeña de la Torre gehört zu den meistgelesenen katholischen Blogs Spaniens, sein Großvater wurde im Spanischen Bürgerkrieg von der Volksfront ermordet.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: La Cigüeña de la Torre
Da stimme ich Herrn de la Cigona zu. Ich denke auch, dass „Proselytenmacherei“, ein Wort aus dem Mund von Papst Franziskus, NICHTS Schlechtes sein kann. Es gibt jedenfalls Schlimmeres, als die damit verbundene Erlösung von den Sünden und der Eingang in den Himmel in Ewigkeit.
Ich kann die Ansichten im Artikel nachvollziehen und denke da auch so wie der Autor. Wobei wir Katholiken in einer undankbaren Situation sind. Das Papstamt als solches verlangt Respekt. Die Meinungen die der Amtsinhaber äußert, verlangen, ja rufen geradezu nach Kritik, Klarstellung und nach der soviel zitierten „brüderlichen Zurechtweisung“.
Erzbischof Gänswein, da er da wieder auf einem Bild mit dem Papst zu sehen ist, muss mittlerweile ja ein sprichwörtlich dickes Fell haben, bei dem was um ihn herum im Vatikan passiert. Der Glaube aller rechtgläubigen Katholiken wird in diesen Zeiten mehr denn je auf die Probe gestellt. Man könnte in manchen Momenten glatt die Lust am Katholizismus verlieren, zumindest was das Lesen von Nachrichten angeht. Eine Schreckensmeldung jagt scheinbar die nächste. Vor allem frage ich mich, wohin die Pläne dieses Papstes die katholische Kirche führen sollen, vor allem was die Ehepastoral, die Ökumene, die Tradition der Orden und die Liturgie betrifft.
Danke für die Veöffentlichung dieses Artikels von Francisco Fernandez de la Cigoña. Ja, genau so fühle und denke ich auch.
Na ja, zumindest schont man so seine Nerven. Wie sagt der Rheinländer: „Et kütt, wie et kütt.“ Für die einen ist das ein Ausdruck von Resignation, für andere dagegen immer noch ein Ausdruck festen Gottvertrauens. Hilde rät AquiLinus unbedingt zu letzterem, denn, so meint sie irgendwie zuversichtlich: „Et hätt noch immer jot jejange!“
Ich hoffe nicht, dass durch dieses Pontifikat zu viele den Glauben verlieren werden, jedoch das Potential ist vorhanden…ich hatte gehofft, dass es nicht
dazu kommen würde, dass der Glaube der Menschen durch dieses Pontifikat eine derartige Prüfung erfährt.
Danke für diesen Artikel, der von gesundem Menschenverstand zeugt.