
von Roberto de Mattei*
2017 überschneiden sich zwei Gedenken: 100 Jahre Erscheinungen von Fatima, die vom 13. Mai bis 13. Oktober 1917 stattfanden, und 500 Jahre Revolte Luthers, die am 31. Oktober 1517 im deutschen Wittenberg ihren Ausgang nahm. In das kommende Jahr fallen noch zwei weitere Gedenktage, von denen man weniger spricht: 300 Jahre offizielle Gründung der Freimaurerei (24. Juni 1717 in London) und 100 Jahre Oktoberrevolution in Rußland, die am 26. Oktober 1917 ausbrach (im Russischen Reich galt der Julianische Kalender, daher der 8. November nach dem Gregorianischen Kalender).
Zwischen der protestantischen Revolution und der kommunistischen verläuft über die französische Revolution, einer Tochter der Freimaurerei, ein untrennbarer roter Faden, den Pius XII. in seiner berühmten Ansprache „Nel Contemplare“ vom 12. Oktober 1952 in drei historische Phasen zusammenfaßte, die dem Protestantismus, der Aufklärung und dem marxistischen Atheismus entsprechen:
„Christus ja, Kirche nein. Dann: Gott ja, Christus nein. Und schließlich der gottlose Ruf: Gott ist tot, ja sogar: Gott hat es nie gegeben.“
In den ersten Leugnungen des Protestantismus – wie Plinio Corrêa de Oliveira anmerkte – war bereits das anarchische Streben des Kommunismus enthalten:
„Wenn Luther vom Gesichtspunkt seiner spezifischen Formung nur Luther war, so trug dennoch die ganze Geisteshaltung, trugen alle unwägbaren Elemente der lutherischen Explosion bereits auf authentische und vollständige, wenn auch implizite Weise den Geist von Voltaire und von Robespierre, von Marx und von Lenin in sich“ (Revolution und Gegenrevolution, Frankfurt am Main, 1996).
„Auftakt zu Hundertjahrfeiern von Fatima unter einer Decke des Schweigens begraben“
Unter diesem Blickwinkel waren die Irrtümer, die das sowjetische Rußland ab 1917 verbreitete, eine Kette von ideologischen Abirrungen, die von Marx und von Lenin bis zu den ersten protestantischen Häresiarchen zurückführten. Die lutherische Revolution von 1517 kann daher als eines der unheilvollsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte betrachtet werden, vergleichbar der freimaurerischen von 1789 und der kommunistischen von 1917. Die Botschaft von Fatima, die die Ausbreitung der kommunistischen Irrtümer in der Welt vorhergesagt hat, enthält implizit die Ablehnung der Irrtümer des Protestantismus und der französischen Revolution.
Der Auftakt zu den Hundertjahrfeiern der Erscheinungen von Fatima, am 13. Oktober 2016, wurde unter einer Decke des Schweigens begraben. An diesem Tag empfing Papst Franziskus in der Aula Paolo VI tausend lutherische „Pilger“, und im Vatikan wurde eine Statue von Martin Luther geehrt, wie aus den Photos ersichtlich ist, die Antonio Socci, als einer der ersten Journalisten, auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte.
Am kommenden 31. Oktober wird Papst Franziskus sich zudem nach Lund in Schweden begeben, wo er an einem gemeinsamen lutherisch-katholischen Gedenken an den vorweggenommenen 500. Jahrestag des Protestantismus teilnehmen wird. Wie man in einer Erklärung des Lutherischen Weltbundes und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen lesen kann, ist es das Ziel des Ereignisses, „die Gaben der Reformation zum Ausdruck zu bringen und um Vergebung für die Trennung zu bitten“.
„Mein Eindruck ist es, als würde sich Papst Franziskus als ein Teil der protestantischen Christenheit fühlen“
Der waldensische Theologe und Pastor, Paolo Ricca, seit Jahrzehnten im ökumenischen Dialog engagiert, brachte in einem Interview seine Genugtuung zum Ausdruck:
„weil zum ersten Mal ein Papst der Reformation gedenkt. Das stellt meines Erachtens einen Schritt vorwärts dar, über die bedeutenden Zielen hinaus, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erreicht wurden, das – indem es einige Grundsätze und grundlegende Themen der Reformation in seine Texte aufnahm und auf diese Weise aufwertete – eine entscheidende Wende in den Beziehungen zwischen Katholiken und Protestanten darstellt. Am Gedenken teilzunehmen, wie es der höchste Vertreter der katholischen Kirche vorhat, bedeutet meiner Meinung nach, die Reformation als ein positives Ereignis in der Kirchengeschichte zu sehen, das auch der Katholizität gutgetan hat. Die Teilnahme am Gedenken ist eine Geste von größter Bedeutung, auch weil der Papst sich nach Lund begibt, in das Haus der Lutheraner; so als würde er zur Familie gehören. Mein Eindruck ist, daß er auf eine Weise, die ich nicht zu beschreiben wüßte, sich auch als ein Teil von jenem Teil der Christenheit fühlt, der aus der Reformation hervorgegangen ist.“
„Wichtigster Beitrag von Papst Franziskus ist seine Anstrengung, das Papsttum neu zu erfinden“
Laut Ricca ist der wichtigste Beitrag von Papst Franziskus:
„seine Anstrengung, das Papsttum neu zu erfinden, das heißt, die Suche nach einer neuen und verschiedenen Art den Dienst des Bischofs von Rom zu verstehen und zu leben. Diese Suche – vorausgesetzt, daß meine Lesart zumindest ein bißchen ins Schwarze trifft – könnte sehr weit führen, weil das Papsttum – für die Art, in der es in den vergangenen 1000 Jahren verstanden und gelebt wurde – eines der größten Hindernisse für die Einheit der Christen ist. Mir scheint, daß Papst Franziskus sich auf ein Modell des Papsttums zubewegt, das verschieden ist vom traditionellen, und dem gegenüber die anderen christlichen Kirchen neue Positionen einnehmen könnten. Wenn dem so sein sollte, könnte dieses Thema im ökumenischen Rahmen völlig neu überdacht werden.“
Die Tatsache, daß das Interview mit dem Waldenser Paolo Ricca am 9. Oktober von der Internetseiten Vatican Insider veröffentlicht wurde, die als halb-offiziöse Seite des Vatikans gilt, läßt vermuten, daß diese Lesart der Reise nach Lund und der päpstlichen Absichten, von Papst Franziskus autorisiert und gutgeheißen wurde.
„Papstworte enthalten wie so oft eine Wahrheit und eine Täuschung“
Im Laufe der Audienz für die Lutheraner, am 13. Oktober, sagte Papst Franziskus, daß der Proselytismus „das stärkste Gift“ gegen die Ökumene ist. „Die größten Reformer/Reformatoren sind Heilige, und die Kirche ist immer zu reformieren“, fügte er hinzu. [Das vom Papst gebrauchte italienische Wort „riformatori“ steht, wofür es im Deutschen zwei unterschiedliche Begriffe gibt, nämlich „Reformer“ und „Reformatoren. Da diese freigesprochenen Worte des Papstes vom Vatikan nicht veröffentlicht wurden, ist nicht bekannt, ob das Wort für die deutsche Zuhörerschaft mit „Reformer“ oder „Reformatoren“ übersetzt wurde, was einen erheblichen Unterschied bedeutet, Anm. des Übersetzers].

Diese päpstlichen Worte enthalten zugleich, wie es oft in seinen Reden der Fall ist, eine Wahrheit und eine Täuschung. Die Wahrheit ist, daß die Heiligen, vom heiligen Gregor VII. bis zum heiligen Pius X., die größten Reformer waren. Die Täuschung liegt darin, anzudeuten, daß die Pseudo-Reformer wie Luther als Heilige zu betrachten seien.
Die Aussage, laut der der Proselytismus, besser gesagt der missionarische Geist, „das stärkste Gift gegen die Ökumene“ sei, ist hingegen auf den Kopf zu stellen: Die Ökumene, wie sie heute verstanden wird, ist das stärkste Gift gegen den missionarischen Geist der Kirche. Die Heiligen waren immer von diesem Geist beseelt, man denke an die Jesuiten, die im 16. Jahrhundert in Brasilien, im Kongo und in Indien an Land gingen, während ihre Mitbrüder wie Diego Lainez, Alfonso Salmeron und Petrus Canisius auf dem Konzil von Trient die Irrtümer des Luthertums und des Calvinismus bekämpften.
„Mir gefallen die guten Lutheraner“
Für Papst Franziskus aber sollen jene, die außerhalb der katholischen Kirche stehen, nicht bekehrt werden. In der Audienz vom 13. Oktober antwortete der spontan auf die Fragen einiger Jugendlicher aus Deutschland:
„Mir gefallen die guten Lutheraner sehr, die Lutheraner, die wirklich dem Glauben von Jesus Christus folgen. Mir gefallen hingegen nicht die lauen Katholiken und die lauen Lutheraner.“
Durch eine weitere Verzerrung der Sprache, bezeichnete Papst Bergoglio jene Protestanten als „gute Lutheraner“, die nicht dem Glauben von Jesus Christus folgen, sondern einer Verunstaltung dieses Glaubens, aber kontextuell als „laue Katholiken“ jene treuen Kinder der Kirche, die sich einer Gleichsetzung zwischen der Wahrheit der katholischen Religion mit dem Irrtum des Luthertums widersetzen.
„Wer Luther weiterhin für einen Häretiker hält, fliegt aus der Kirche von Franziskus. Nur, welcher Kirche gehört Bergoglio eigentlich an?“
Das alles führt zur Frage, was am 31. Oktober in Lund passieren wird. Wir wissen, daß das Gedenken eine gemeinsame Feier mit einschließt, die auf dem katholisch-lutherischen Liturgie-Leitfaden „Gemeinsames Beten“ (Common Prayer) beruht, die auf der Grundlage des Dokuments „Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017″ von der Lutherisch/Römisch-katholischen Kommission für die Einheit ausgearbeitet wurde.
Manche befürchten berechtigterweise eine „Interkommunion“ zwischen Katholiken und Lutheranern, die sakrilegisch wäre, weil die Lutheraner nicht an die Transsubstantiation glauben. Vor allem aber wird man sagen, daß Luther kein Häresiarch sei, sondern ein zu Unrecht verfolgter Reformer, und daß die Kirche die „Gaben der Reformation“ wiedergewinnen müsse. Wer darauf beharrt, daß die Verurteilung Luthers richtig war, und seine Anhänger weiterhin für Häretiker und Schismatiker hält, muß hart getadelt und aus der Kirche von Papst Franziskus ausgeschlossen werden. Nur, welcher Kirche gehört Jorge Mario Bergoglio eigentlich an?
*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschienen: Vicario di Cristo. Il primato di Pietro tra normalità ed eccezione (Stellvertreter Christi. Der Primat des Petrus zwischen Normalität und Ausnahme), Verona 2013; in deutscher Übersetzung zuletzt: Das Zweite Vatikanische Konzil – eine bislang ungeschriebene Geschichte, Ruppichteroth 2011.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Fatti futuri/Cronache romane/vatican.va (Screenshots)
Ich habe immer stärker das Gefühl, dass Franziskus an einer synkretistischen Einheitskirche arbeitet. Was aber ist mit der Orthodoxie, die im Gegensatz zu den Lutheranern in der apostolischen Sukzession steht? Zwischen der Orthodoxie und den protestantischen Denominationen gibt es bekanntlich starke Spannungen (Stichworte: Frauenordination, Weihe Homosexueller, etc.)
Papst Benedikt stellte klar: „Es gibt nur e i n e Kirche“, weil sich nur die Katholiken „Kirche“ nennen dürfen! Aus diesem Grund müsste die Frage besser lauten: „Welcher Denomination oder Glaubensrichtung gehört Bergoglio an?“ Die Antwort darauf ist einfach: Der Neuen-Welt-Religion natürlich, die er uns in seinen endlos wirren Predigt-Auslegungen häppchenweise, nach und nach, schmackhaft machen will. Wer nicht blind und taub ist, hat längst gemerkt, wohin das Schifflein Petri langsam aber sicher hingelenkt wird. Es ist an der Zeit, in die bereit gestellten Rettungsboote umzusteigen!
Übrigens zeugt die berühmte Lutherrose davon, dass Luther den Rosenkreuzern – einer Vorstufe der Freimaurerei – angehörte.
„Nur, welcher Kirche gehört Jorge Mario Bergoglio eigentlich an?“
Das ist nicht die entscheidende Frage.
Diese müsste lauten:
„Welcher Kirche gehören wir mittlerweile [wohl eher unfreiwillig] an?“
Ist mir grade beim Lesen der ersten Sätze wieder in den Sinn gekommen, nämlich der Irlmaier-Spruch von den kirchlichen Jubiläen.
Die Frage im letzten Satz des hervorragenden Artikels von Prof. Roberto de Mattei läßt sich ganz leicht beantworten, wenn man das Wort „Kirche“ hier durch das viel mehr zutreffende Wort „Klub“ ersetzt:
es ist genau der Klub von Frau Margot Käßmann und allen ihren Fans, Adepten und Beschützern/Toleratoren.
Frau Käßmanns Gedanken, Aussagen, plappernde Kommentare und ihre Aktionen sind mehr als zum Genüge bekannt.
Die fünf Tonn Karamellen mit dem Lutherkonterfei, die sie damals als evangelisierende Aktion in den Fußgängerzonen vom Hannoverschem austeilen ließ, bleiben mir unvergeßlich; das Stilniveau und die Kalorienmenge passen jedoch hervorragend zum Pontifex.
parvum parva decent (Hor., Epist. I, 7, 44)
Franziskus ist Jesuit, schon gemerkt?
Die Protestanten-Kirche betreibt schon seit Jahrzehnten Politik zum Bevölkerungsaustausch der deutschen Ureinwohner durch allerhand Nichtdeutsche. Guten Morgen. Was will der Papst? Guten Morgen – NWO. Schon mal das alte Wappen von Franziskus gesehen und alte Aussagen gehört?
Warum laufen der kath. Kirche die Menschen davon?
Aber der Papst kommt bei den lauen Christen, wie er sagen würde, oft ganz gut an.
Eine Zeit des Staunens. Ich setze meine Hoffnung auf den Nachfolger, der wieder das Katholische betont. Als Christ wünsche ich ihn natürlich ein langes Leben.
Der Chef der Kirche hat seine Treue versprochen. Franziskus mag ihr – schlimm genug – schweren Schaden zufügen, zerstören wird er sie nicht können.
Nicht nur die Menschheit, sondern leider auch die eine, heilige, römisch katholische Kirche ist in den Strudel der Weltkrise hineingeraten. Sie, ihre verantwortlichen Hirten, haben um sich den Zeitgeist (Neue Weltordnung) angepasst und unterworfen. Es ist ein klarer Verrat am Heiligen Wort Gottes, an seinen Willen und Plan, der ihnen selbst diesen Weinberg anvertraut hat zu bestellen. Doch sie haben ihn verwüstet und überlassen seine Gemeinde dem Wüten des Herrn der Finsternis, dem Satan und seinen Knechten in dieser sterbenden Welt. Dieses Anpassen und diese selbst verschuldete Verirrung, wird vielen zum Gericht einst werden, davon ausgenommen werden auch viele geweihte Würdenträger nicht sein. Es gilt für die verbliebene Christenheit nun mehr den je im lebendigen Wort Gottes in Geschwisterlichkeit zusammen zu stehen und mit Jesus Christus dem Überwinder von Tod und Sünde unter seiner Führung und dem Beistand des Hl. Geistes energisch geistigen Widerstand dem Toben der Finsternis zu leisten und Zeugnis dafür zu geben. Wann und wo auch immer !
Johannes