(Bischkek) Kurz vor einer Operation starb am Montag im Alter von 61 Jahren der einzige katholische Bischof in Kirgisistan, wie der Vatikan und der Jesuitenorden bekanntgaben. Bischof Nikolaus Messmer stammte aus einer schwarzmeerdeutschen Familie. 1975 trat er in den Jesuitenorden ein. Seit 2006 war er Apostolischer Administrator von Kirgisistan.
Bischof Nikolaus Messmer wurde 1954 in Karaganda in Kasachstan geboren, wohin seine Familie 1941 unter Josef Stalin deportiert worden war. 1978 legte er seine ewigen Gelübde ab und wurde am 28. Mai 1989 zum Priester geweiht. Von 1997 bis 2006 war er – unterbrochen von einem Promotionsstudium an der Gregoriana in Rom – Rektor des Kleinen Seminars in Nowosibirsk (Rußland). Am 18. März 2006 erfolgte seine Ernennung zum Bischof durch Papst Benedikt XVI. Die Bischofsweihe spendete ihm am 2. Juni 2006 Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano.
Aus der Familie Messmer sind insgesamt drei Brüder, neben Nikolaus Messmer auch seine jüngeren Brüder Otto und Hieronymus, in den Jesuitenorden eingetreten: Otto Messmer SJ wurde am 27. Oktober 2008 in Moskau ermordet. Er war zu diesem Zeitpunkt Ordensoberer in Rußland. Hieronymus Messmer SJ gehört der Deutschen Provinz des Jesuitenordens an.
Eine Stelle im Nachruf auf Pater Otto Messmer gibt auch Auskunft über seinen Bruder, Bischof Nikolaus Messmer:
„Seine Eltern sind ein Zeugnis dafür, wie Rußlanddeutsche unter den Sowjets im Untergrund an ihrem Glauben festhielten und ihn an ihre Kinder weitergaben. Die Eltern stammen aus Speyer bzw. Kandel im Schwarzmeergebiet und wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus dem sogenannten Warthegau wieder in die Sowjetunion deportiert. Es gelang ihnen, sich bis nach Karaganda durchzuschlagen, dem Zentrum der katholischen Untergrundkirche. Dort wurden Otto und auch alle seine 5 Brüder und 3 Schwestern geboren. Geprägt wurde Otto durch den litauischen Jesuitenpater Albinas, der nach seiner Zeit im Gefängnis in Sibirien von 1975 an auch in Karaganda wirkte. Pater Albinas gründete das Noviziat im Untergrund, in das auch Otto eintrat.“
Die deutschen Kolonien bei Odessa am Schwarzen Meer entstanden ab 1803. Die Kolonie Kandel wurde 1808 gegründet. Die Kolonie Speyer entstand im folgenden Jahr 1809. Die Familie Messmer siedelte nach dem Zusammenbruch der Sowjetherrschaft, wie viele Rußlanddeutschen, in die Bundesrepublik Deutschland aus.
In Kirgisistan leben derzeit rund 1.500 Katholiken. Dabei handelt es sich vor allem um Nachkommen von Deportierten der Sowjetherrschaft, besonders Deutsche und Polen. Bischof Messmer war der erste Diözesanbischof des zentralasiatischen Landes. 75 Prozent der mehr als fünf Millionen Einwohner sind Muslime, 20 Prozent Russisch-Orthodoxe. Zum Rest gehören auch die Katholiken und insgesamt die Nachkommen der Rußlanddeutschen, die teils katholisch, teils protestantisch sind.
Mit dem Tod von Bischof Messmer sind sechs Priester in Kirgisistan tätig, vier Jesuiten und zwei Diözesanpriester. Die meisten sind deutscher und polnischer Herkunft.
Text: Radio Vatikan/Giuseppe Nardi
Bild: catholic-kyrgyzstan.org
Er war noch jung. Ich hoffe dass er unser Vorsprecher bei Gott sein will.