Grotesker Wahlaufruf von Kardinal Schönborn und katholischen Verbänden für Agnostiker und Freimaurer


Der Blick des österreichischen Bundespräsident von seinen Amtsräumen
Der Blick des österreichischen Bundespräsident von seinen Amtsräumen

Am kom­men­den Sonn­tag, dem 22. Mai fin­det in Öster­reich die Stich­wahl zur Bun­des­prä­si­dent­schafts­wahl statt. Das öster­rei­chi­sche Staats­ober­haupt wird direkt vom Volk gewählt. In der ersten Wahl­run­de am 24. April hat­te kei­ner der sechs Kan­di­da­ten die erfor­der­li­che abso­lu­te Mehr­heit erreicht. Die Wäh­ler haben sich am Sonn­tag zwi­schen den bei­den stärk­sten Kan­di­da­ten der ersten Run­de zu ent­schei­den. Mit Abstand die mei­sten Stim­men hat­te der 45jährige frei­heit­li­che Vize­prä­si­dent des Natio­nal­rats (Bun­des­tag), Nor­bert Hofer (FPÖ) mit 35 Pro­zent erhal­ten. Gefolgt wur­de er vom 72jährigen ehe­ma­li­gen Bun­des­spre­cher der Grü­nen, Alex­an­der Van der Bel­len, mit 21 Pro­zent. Die Kan­di­da­ten der bei­den Regie­rungs­par­tei­en SPÖ und ÖVP kamen jeweils nur auf 11 Pro­zent der Stim­men und damit nicht in die Stichwahl.

Anzei­ge

Anmer­kun­gen von Mar­tha Burger-Weinzl

Die Stich­wahl ent­schei­det sich, for­mal gese­hen, zwi­schen zwei Oppo­si­ti­ons­kan­di­da­ten. In Wirk­lich­keit wur­de dar­aus so etwas wie eine Wahl für oder gegen ein gan­zes Macht­sy­stem. Das wird dar­an erkenn­bar, daß sich die Ver­tre­ter und Nutz­nie­ßer des Systems fast geschlos­sen hin­ter den grü­nen Kan­di­da­ten, einen Agno­sti­ker und Frei­mau­rer, stell­ten – auch die katho­li­sche Kir­che. Eine Zuspit­zung, die sich nur durch die Angst vor einem Macht­ver­lust erklä­ren läßt.

Die Wahl ist ein öster­rei­chi­sches Kapi­tel mit hohem Anschau­ungs­wert für ande­re Län­der, beson­ders die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Eine Wahl, die einen erschrecken­den Zer­falls­grad der katho­li­schen Kir­che deut­lich wer­den läßt.

Vom Neutralitätsgebot zur offenen Parteinahme

Lan­ge Zeit gab man sich in der katho­li­schen Kir­che bewußt neu­tral und distan­ziert. Wahl­emp­feh­lun­gen wür­de man kei­ne mehr aus­ge­ben. Das sei etwas aus ver­gan­ge­nen Zei­ten, wobei der Hin­weis auf Unheil­vol­les im Ton mit­schwang. Die unter­schwel­li­ge Bot­schaft Rich­tung „lin­ke Reichs­hälf­te“, wie man in Öster­reich zu sagen pflegt, woll­te damit lau­ten, man habe aus der Geschich­te gelernt. Was bekannt­lich die größ­te Lüge aller Geschichts­lü­gen ist.

Das Obso­le­te wur­de in jün­ge­rer Zeit sogar mit einem Neu­tra­li­täts­ge­bot begrün­det. Die­ses ver­bie­te es der „Insti­tu­ti­on“ Kir­che und ihren Sub­or­ga­ni­sa­tio­nen gera­de­zu, den „mün­di­gen“ Gläu­bi­gen durch Emp­feh­lun­gen für ihr Kreuz­chen auf dem Wahl­zet­tel zu „gän­geln“.

Vor der ent­schei­den­den Stich­wahl der öster­rei­chi­schen Bun­des­prä­si­dent­schafts­wahl sind jedoch alle die­se selbst­auf­er­leg­ten Hem­mun­gen gefal­len. Damit offen­bart sich, was vor­her kaschiert wur­de. Der Glau­bens­ver­fall der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te, von man­chem mit immer neu­em Ein­satz schön­ge­re­det, führ­te par­al­lel und still und lei­se zu einer poli­ti­schen Umpo­lung des kirch­li­chen Füh­rungs­per­so­nals. Wer die Lage aus der Nähe beob­ach­ten konn­te, wun­dert sich nicht. Wer stän­dig die fal­schen Denk­ver­bo­te akzep­tiert oder selbst ver­hängt, muß sich irgend­wann selbst dar­in verirren.

Affinität zu den Grünen – Gutmenschen statt Christen

Alexander Van der Bellen (links) und Norbert Hofer
Alex­an­der Van der Bel­len (links) und Nor­bert Hofer

Die ent­schei­den­de Prä­mis­se: Die katho­li­sche Kir­che Öster­reichs, jeden­falls der seit 20 Jah­ren ton­an­ge­ben­den Kar­di­nal in Wien, hält es mit den Regie­ren­den. Die Par­tei der Katho­li­ken war eigent­lich die Öster­rei­chi­sche Volks­par­tei, doch wegen der rot regier­ten Stadt Wien und der lan­gen roten Allein­re­gie­rung von 1970–1983 muß­te die Kir­che auch mit der SPÖ „kön­nen“. Und dann lie­fen auch noch vie­le jun­ge Schwar­ze zu den Grü­nen über. Die ÖVP reagier­te zahn­los und ver­such­te resi­gniert dem Zeit­geist hin­ter­her­zu­lau­fen. Dadurch wan­der­ten gan­ze Wäh­ler­schich­ten zur Frei­heit­li­chen Par­tei ab, die es ver­stand, die geräum­ten Fel­der zu besetzen.

Die Stu­den­ten­re­vol­te von 1968 wuß­ten die Neo­mar­xi­sten am besten in bare poli­ti­sche Mün­ze umzu­wan­deln. Das kon­kre­te­ste Ergeb­nis sind die Grü­nen. Da im Bereich Medi­en, Bil­dung und (staats­a­li­men­tier­ter) Kul­tur­sze­ne über­pro­por­tio­nal ver­tre­ten, konn­ten sie ihren gei­sti­gen Ein­fluß, von der SPÖ gedul­det, weit über die Par­tei­gren­zen hin­aus­schie­ben. Ihr Name steht bereits für eine Eti­ket­ten­schwin­del Und von denen gibt es gleich meh­re­re. Ein ande­rer ist, daß 68 zwar für die Sozia­le Fra­ge dis­ku­tiert und demon­striert wur­de, aber nicht Arbei­ter­söh­ne auf den Bar­ri­ka­den stan­den, son­dern die Kin­der des Bür­ger­tums. Heu­te fin­den sich auch Kin­der aus SPÖ-Fami­li­en unter den Grü­nen, frü­her und schnel­ler erfolg­te der Zufluß jedoch aus den ÖVP-Fami­li­en. Wen wun­dert es also, daß die katho­li­sche Nomen­kla­tur, jener hydra-ähn­li­che, mit Kir­chen­steu­er bezahl­te Kir­chen­ap­pa­rat gei­stig längst ins grü­ne Becken ein­ge­taucht ist. Die grü­nen „Katho­li­ken“ haben aber nicht die Grü­nen bekehrt. Das woll­ten sie auch gar nicht. Es waren die Grü­nen, die einen Teil der katho­li­schen Kir­che bei der Apo­sta­sie unter­stütz­te. Daß aus­ge­rech­net die­ser Teil Posten und Ämter inne­hat, spricht nicht für das Aus­wahl­ver­fah­ren in der Kirche.

Die „grü­nen Katho­li­ken“ sind wie die fünf­te Kolon­ne eines frem­den Den­kens, das in die Kir­che inji­ziert wur­de. Ein Den­ken, das für eine mora­lin­süch­ti­ge Tyran­nei steht, die mit dem Begriff „Gut­men­schen“ gekonnt getrof­fen ist, aber mit dem Chri­sten­tum – für jeden Gläu­bi­gen mit frei­em Auge erkenn­bar – immer weni­ger zu tun hat. Nicht Chri­sten, son­dern Gut­men­schen eben. Der Begriff macht schon den Unterschied.

Machterhalt: Wahlempfehlungen, die keine sein sollen

Kardinal Schönborn, seiner Mutter Eleonore Gräfin Schönborn, Noch-Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ), seiner Gattin in der Hofburg
Kar­di­nal Schön­born, sei­ne Mut­ter Eleo­no­re Grä­fin Schön­born, Noch-Bun­des­prä­si­dent Heinz Fischer (SPÖ) und des­sen Gattin

Kar­di­nal Schön­born, Wiens Erz­bi­schof und Domi­ni­ka­ner, ist den Umgang mit der roten Macht gewöhnt. Der Macht­er­halt, sprich das über Gene­ra­tio­nen ein­ge­üb­te Über­le­ben der Ober­schicht, wur­de von ihm als Eli­ten-Ein­mal­eins mit der Mut­ter­milch auf­ge­nom­men. Er mach­te daher auch den Auf­takt im aktu­el­len Bundespräsidentschaftswahlkampf.

Er wer­de kei­ne Wahl­emp­feh­lung abge­ben, ließ er die bereit­wil­li­gen Medi­en wis­sen, um dann eine Rei­he von Wort­chif­fren zu prä­sen­tie­ren, die eine ein­zi­ge Wahl­emp­feh­lung für den grü­nen Kan­di­da­ten Van der Bel­len waren. Unge­niert sag­te der Kar­di­nal den­noch zum Abschluß, damit natür­lich „kei­ne Wahl­emp­feh­lung“ abge­ben zu wollen.

Der­glei­chen wur­de in den ver­gan­ge­nen Tagen viel­fach nach­ex­er­ziert. Bei nur zwei Kan­di­da­ten, die sich in einer Stich­wahl gegen­über­ste­hen, eine leicht prak­ti­ka­ble, aber den­noch wenig ehr­li­che und auch nicht son­der­lich anstän­di­ge Methode.

Je näher der Wahl­ter­min rückt, desto mehr steigt die Ner­vo­si­tät. Ables­bar ist das an katho­li­schen Orga­ni­sa­tio­nen, die dem Vor­bild des Kar­di­nals folg­ten, und offe­ne oder ver­deck­te Wahl­emp­feh­lun­gen abga­ben. Auf­fal­lend dabei: je näher der Wahl­tag desto direk­ter die Wahl­emp­feh­lung; und: alle sich „outen­den“ katho­li­schen Ver­bän­de wer­ben aus­nahms­los für den grü­nen Kan­di­da­ten. „Neu­tra­li­tät“ war einmal.

Machterhalt: Homo-Ampelmännchen statt Lebensrecht

Das besagt meh­rer­lei: „Plu­ra­li­tät“, „Tole­ranz“, „Viel­falt“, „Diver­si­tät“, „Demo­kra­tie“ sind auch für den offi­zi­el­len katho­li­schen Appa­rat nur lee­re Paro­len, die zur mani­pu­lie­ren­den Deko­ra­ti­on einer Ein­heits­mei­nung die­nen. Ein Abwei­chen und Anders­den­ken darf es nicht geben. Es herrscht ein erschrecken­der Gleich­schritt, wie es ihn in sol­cher Drei­stig­keit vor 1968 nicht im Traum gege­ben hätte.

Wem die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der egal ist, aber Homo-Ampel­männ­chen wich­tig fin­det, wer das Eige­ne miß­ach­tet, aber das Frem­de schätzt, der ist gei­stig bei den Grü­nen ange­kom­men. Die Wahl­emp­feh­lun­gen der katho­li­schen Orga­ni­sa­tio­nen besa­gen: Ein schwa­ches Chri­sten­tum wird zum Spiel­ball ande­rer Ideo­lo­gien, vor allem der vorherrschenden.

Das zeig­te in den ver­gan­ge­nen Mona­ten bereits eine undif­fe­ren­zier­te Hal­tung zur Migra­ti­ons­fra­ge. Kar­di­nal Schön­born tat sich sogar durch Kri­tik an den Nach­bar­län­dern Ungarn, Slo­wa­kei und Tsche­chi­en her­vor, die das Wort Ver­ant­wor­tung und All­ge­mein­wohl noch ken­nen, und deren Bischö­fe ganz ande­rer Mei­nung sind, als der Wie­ner Erzbischof.

Kardinal und katholische Verbände für Agnostiker und Freimaurer

Wahl­emp­feh­lun­gen sind nichts an sich Schlech­tes. Nach der selbst postu­lier­ten „Neu­tra­li­täts­pha­se“ erstau­nen die Van-der-Bel­len-Emp­feh­lun­gen dann doch.

Katho­li­sche Orga­ni­sa­tio­nen, Ver­bands­vor­sit­zen­de, Medi­en, der Erz­bi­schof von Wien und Vor­sit­zen­de der Öster­rei­chi­schen Bischofs­kon­fe­renz geben Wahl­emp­feh­lun­gen für einen Agno­sti­ker und Frei­mau­rer ab? Das ist in der Tat ein Novum. Es ist das Signal dafür, daß die gei­sti­ge Zer­rüt­tung, die sich der katho­li­schen Kir­che Öster­reichs bemäch­tigt hat, eine neue Alarm­stu­fe erreicht hat.

Der grü­ne Kan­di­dat ließ die Athe­isti­sche Reli­gi­ons­ge­sell­schaft in Öster­reich über sein Wahl­kampf­bü­ro wissen:

„Alex­an­der Van der Bel­len ist nicht gläu­big im enge­ren Sinn. Er tritt für eine kla­re und strik­te Tren­nung von Kir­che und Staat ein, von der Poli­tik bis zur Schule.“

Ent­spre­chend gab sich Van der Bel­len in den Fern­seh­dis­kus­sio­nen auch als über­zeug­ter Abtrei­bungs­ideo­lo­ge und ver­tei­dig­te mit Nach­druck einen „frei­en Zugang“ zur Abtrei­bung. Sein „Gerührtsein“ in Sachen Migra­ti­on zer­schell­te an sei­ner Eises­käl­te in Sachen Abtrei­bung. Bei den unge­bo­re­nen Kin­dern geht es wort­wört­lich um Leben oder Tod und nicht ech­te oder gespiel­te Not, um Wohl­stands­mi­gra­ti­on und Bevöl­ke­rungs­er­satz und mul­ti­kul­tu­rel­len Umbau Euro­pas. Vom Asyl als vor­über­ge­hen­dem Gast­recht für wirk­lich Schutz­be­dürf­ti­ge sprach der grü­ne Kan­di­dat jeden­falls nie. Alles deu­tet bei ihm wie bei sei­nen Unter­stüt­zern auf die För­de­rung von dau­er­haf­ten Bevöl­ke­rungs­ver­schie­bun­gen zu Lasten der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung hin. Letzt­lich ist auch die soge­nann­te „Flücht­lings­kri­se“ nur ein wei­te­res, der ohne­hin schon zahl­rei­chen schäd­li­chen gesell­schafts­po­li­ti­schen Expe­ri­men­te, die nicht alle von den Grü­nen erfun­den wur­den, aber von ihnen mit Begei­ste­rung unter­stützt werden.

Der Logengeist

In Fern­seh­du­el­len wur­de Van der Bel­len mehr­fach von sei­nem frei­heit­li­chen Kon­kur­ren­ten als Frei­mau­rer ange­spro­chen. Bei ATV ant­wor­te­te er mit den Wor­ten: „Das ent­spricht den Tat­sa­chen“, wäh­rend er ande­re Male demen­tier­te. Die Logen­mit­glied­schaft wur­de aus Inns­bruck bestä­tigt, und geht bereits auf die 70er Jah­re zurück. Just als Van der Bel­len sei­ne wirk­li­che aka­de­mi­sche Lauf­bahn begann. Selbst wenn man sei­ner irgend­wann halb­laut ein­ge­scho­be­nen, ent­schul­di­gen­den Halb­satz, Glau­ben schen­ken woll­te, er sei „aber irgend­wann Mit­te der 80er Jah­re aus­ge­schie­den“, besagt, daß er noch als Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor in Wien sei­nen jähr­li­chen Mit­glieds­bei­trag bezahl­te und damit in den Listen der beschürz­ten Brü­der geführt wer­den woll­te. Damit stellt sich zumin­dest die Fra­ge, inwie­fern die Logen­mit­glied­schaft sei­ne beruf­li­che Kar­rie­re zum außer­or­dent­li­chen Pro­fes­sor in Inns­bruck und dann zum ordent­li­chen Pro­fes­sor in Wien begün­stig­te. Rund um ihre Logen­mit­glied­schaft zün­den Frei­mau­rer bekannt­lich gekonnt Nebel­ker­zen. Ent­schei­den ist nicht der Mau­rer­schurz, son­dern der Logen­geist: Und das Den­ken der Loge hat Van der Bel­len nie abge­legt, wie sei­ne Stel­lung­nah­men täg­lich neu beweisen.

Was ver­bin­det nun den Kar­di­nal und die katho­li­schen Appart­schiks mit ihm? Wiens Erz­bi­schof könn­te auf sei­nen frei­mau­re­ri­schen Vater ver­wei­sen. Die Logen­brü­der wis­sen das zu schät­zen und haben es nicht ver­ges­sen. Oder ist die schon gewohn­te Zusam­men­ar­beit? Schließ­lich gehör­ten meh­re­re rote Bun­des­prä­si­den­ten einer Loge an. Die Wirk­lich­keit ist neben per­sön­li­chen Nuan­cen jedoch weit prosaischer.

Katholisches Führungspersonal und die Unterscheidung der Geister

Die seit den 60er Jah­ren in der katho­li­schen Kir­che betrie­be­ne Selbst­zer­trüm­me­rung durch inner­kirch­li­che Kom­pli­zen­schaft mit der rela­ti­vi­sti­schen Säku­la­ri­sie­rung der Gesell­schaft, ließ gei­sti­ge Däm­me bre­chen. Vor allem ist die Unter­schei­dung der Gei­ster in katho­li­schen Krei­sen zum Teil nur mehr rudi­men­tär gege­ben. Die 68er haben erfolg­reich die gött­li­che und natür­li­che Ord­nung bekämpft, dazu gehört auch die Moral, die dem Wesen des Men­schen ent­spricht. Sie haben sie listi­ger­wei­se durch eine Pseu­do­mo­ral ersetzt, die in allem schlim­mer ist, da ein Zerr­bild, als das, was sie der katho­li­schen Moral und der Kir­che sei­ner­zeit unter­stellt haben.

Moral ist aber nicht gleich Moral. Die katho­li­sche Moral ist nicht die Logen­mo­ral. Das kön­nen selbst katho­li­sche Ver­bands­obe­re aber nicht mehr wirk­lich aus­ein­an­der­hal­ten. Damit das auch so bleibt, hilft ihnen dabei der trif­tig­ste Grund des kirch­li­chen Abdrif­tens nach links und zur offe­nen Par­tei­nah­me für eine zwei­fel­haf­te und mit dem Chri­sten­tum unver­ein­ba­re Grundhaltung.

Die Begrün­dung der Katho­li­schen Frau­en­be­we­gung (kfb), wes­halb sie zur Wahl von Van der Bel­len auf­ruft, ist gera­de­zu hane­bü­chen: weil die frei­heit­li­che Frau­en­spre­che­rin die Wahl­hin­wei­se der kfb logisch nach­voll­zieh­bar auf Nor­bert Hofer bezo­gen hat­te, der ein prak­ti­zie­ren­der evan­ge­li­scher Christ ist, wäh­rend Van der Bel­len Agno­sti­ker ist, und wie der bis­he­ri­ge sozia­li­sti­sche Bun­des­prä­si­dent kei­ner Kir­che angehört.

Dar­über erbost, denn so hät­ten sie es ganz und gar nicht gemeint, erklär­te die kfb in „logi­scher“ Kon­se­quenz, des­halb nun einen offe­nen Wahl­auf­ruf für Van der Bel­len aus­zu­spre­chen. Gleich­zei­tig kri­ti­sier­ten die katho­li­schen Ver­bands­frau­en einen „mani­pu­la­ti­ven Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stil“. Ein sol­cher ist ihnen anson­sten noch nicht auf­ge­fal­len, auch nicht beim ORF mit sei­ner mani­pu­la­ti­ven Kirchen‑, Abtrei­bungs- und der­zeit auch Wahl­kampf­be­richt­erstat­tung. Wenn man gleich denkt, fällt einem das wahr­schein­lich wirk­lich nicht auf.

Der Systemerhalt

Es geht um den System­er­halt. In den 70 Jah­ren seit Kriegs­en­de hat sich in Öster­reich ein System eta­bliert, das über ein Netz­werk von Par­tei­en, enge­ren und wei­te­ren Vor­feld­or­ga­ni­sa­tio­nen, Grup­pie­run­gen und Zir­keln die Herr­schaft aus­übt. Mit die­sem rot-schwar­zen System hat sich die katho­li­sche Kir­che arran­giert. Von die­sem System hat sie sich zum Teil sogar abhän­gig gemacht. Es gibt vie­le Grü­ne, Aus­re­den und Bequem­lich­kei­ten, um in einem System zu erstarren.

Gegen die ton­an­ge­ben­de rot-schwar­ze Alli­anz darf nichts gesagt wer­den. Sie ist die Regie­rungs­al­li­anz. Von ihr kommt das Geld für Kin­der­gär­ten, Schu­len, Kran­ken­häu­ser usw. Die Grü­nen wer­den seit den 90er Jah­ren zum roten Teil der Alli­anz gezählt und gel­ten in man­chen Krei­sen als die „fei­ne­re“ Vari­an­te, die Nähe zum System zu arti­ku­lie­ren, ohne direkt der SPÖ oder der ÖVP ange­hö­ren zu müs­sen. Sie gel­ten gera­de für jene als wähl­bar, die wohl­ha­bend genug sind, sich ein­zu­bil­den, daß des­halb sich schon das gan­ze Land Expe­ri­men­te lei­sten kann.

Das ist auch der Grund für das kirch­li­che Schwei­gen zu den lin­ken Gesell­schafts­expe­ri­men­ten, das Schwei­gen zum Mas­sen­mord an unschul­di­gen Kin­dern, zur Homo­se­xua­li­sie­rung und Gen­de­ri­sie­rung. Der „gesell­schaft­li­che Kon­sens“ dür­fe nicht gestört wer­den. So heißt es aus der ÖVP, und die wie­der­um steht in Wech­sel­wir­kung zum erz­bi­schöf­li­chen Palais in Wien. Auf Eli­ten­ebe­ne macht man sich das aus. Alex­an­der Van der Bel­len ver­tritt in gesell­schafts­po­li­ti­schen Fra­gen dia­me­tral das Gegen­teil des­sen, was die katho­li­sche Kir­che lehrt bzw. auch in Öster­reich leh­ren soll­te, aber es system­be­dingt nur zum Teil tut.

Von Nor­bert Hofer ver­tre­te­ne Posi­tio­nen: kein „wei­ter so“ in der Zuwan­de­rungs­fra­ge, Stär­kung der direk­ten Demo­kra­tie und ver­pflich­ten­de Volks­ab­stim­mun­gen zu wich­ti­gen Fra­gen, ein Nein zum TTIP, För­de­rung von kin­der­rei­chen öster­rei­chi­schen Fami­li­en, For­de­rung nach einer ande­ren EU haben auf der Gegen­sei­te Schrecken aus­ge­löst. Das gilt vor allem für sei­ne Ansa­ge, bei Still­stand not­falls auch die Regie­rung zu ent­las­sen, wäh­rend bis­her die Bun­des­prä­si­den­ten als siche­re Garan­ten des Systems waren.

Groteske Allianzen für grünen Kandidaten

Jeden­falls soll­te nie­mand behaup­ten, der Kar­di­nal und die Ver­band­s­ka­tho­li­ken wüß­ten nicht, was sie tun. Sie wis­sen es sehr wohl, und sie tun es wil­lent­lich. Ihre Aner­ken­nung und ihre Stel­lung im System ste­hen auf dem Spiel. Bei der Wahl des frei­heit­li­chen Kan­di­da­ten könn­te sich man­ches ändern. Es wäre höchst an der Zeit. Doch System­ver­tre­ter haben durch jede nicht von ihnen selbst kon­trol­lier­te Ver­än­de­rung einen Ein­fluß­ver­lust zu befürch­ten. Das erklärt die selt­sa­men, teils gro­tes­ken, und unhei­li­gen Alli­an­zen, die vor dem 22. Mai, dem Wahl­tag, geschmie­det werden.

Es ist die teils ver­zwei­fel­te Angst von System­ver­tre­tern vor einem Pfrün­de­ver­lust, ihrem per­sön­li­chen Pfrün­de­ver­lust. Das erklärt auch die Schlan­gen der Staats­künst­ler, die sich bereit­wil­lig um öffent­li­che Stimm­erklä­run­gen für Van der Bel­len drän­geln. Das erklärt auch die Hal­tung der mei­sten Mas­sen­me­di­en, die lukra­ti­ve Wer­be­auf­trä­ge von der Regie­rung und dem staats­na­hen Bereich erhalten.

Es ist ein gan­zes System der Macht und der Seil­schaf­ten, dem am Sonn­tag die Abwahl droht. Eini­ge spü­ren das schon haut­nah. Daß Kir­chen- und katho­li­sche Ver­bands­ver­tre­ter ohne Not im Namen der Kir­che sich zu einer so ein­sei­ti­gen poli­ti­schen Par­tei­nah­me hin­rei­ßen las­sen, grenzt an ver­ant­wor­tungs­lo­sen Miß­brauch. Sie fügen damit nicht nur Öster­reich und den Öster­rei­chern, son­dern vor allem der katho­li­schen Kir­che gro­ßen Scha­den zu.

Das erklärt, war­um so vie­le die Rang und Namen – und eben Teil die­ses Systems sind – , sonst hät­ten sie nicht Rang und Namen, alle Hebel bewe­gen, um den „Ihren“ zum Sieg zu füh­ren. Laut dem Staats­funk ORF sind „alle“ für den grü­nen Kan­di­da­ten. Wes­halb ein klu­ger Beob­ach­ter sich frag­te, war­um Van der Bel­len dann nicht schon im ersten Wahl­gang eine haus­ho­he abso­lu­te Mehr­heit bekom­men habe. Was besagt: Nicht „alle“ Öster­rei­cher sind für Van der Bel­len, aber alle Gut­men­schen. Die Unter­schei­dung ist von Bedeu­tung, um zu ver­ste­hen, was im öffent­li­chen Raum geschieht. Die demo­kra­ti­sche Erzie­hung kaschiert den Unter­schied zwi­schen Eli­ten und der Mas­se. Ein Irr­tum. Vom eige­nen Den­ken soll­te man nicht auf alle schlie­ßen, schon gar nicht auf die Eli­ten, oder deren Ein­fluß­nah­me ignorieren.

In der SPÖ-Zen­tra­le muß­te man schnell noch vor der Stich­wahl einen neu­en Bun­des­kanz­ler instal­lie­ren, denn danach könn­te es viel­leicht nicht mehr so leicht gehen. Alles Zufall? Mitnichten.

Norbert Hofer: „Das System ist mir nicht wichtig, mir sind die Menschen wichtig“.

Der frei­heit­li­che Bun­des­prä­si­dent­schafts­kan­di­dat Nor­bert Hofer, sag­te im Duell bei ATV einen Satz, den er eigent­lich öster­reich­weit pla­ka­tie­ren hät­te sol­len, weil er in knap­per Form vie­les erklärt und beantwortet:

„Das System ist mir nicht wich­tig, mir sind die Men­schen wichtig“.

Am Wahl­abend wird man sehen, ob die Syste­me­li­te noch ein­mal durch geball­te Kraft­an­stren­gung und den mani­pu­la­ti­ven Ein­satz des Staats­rund­funks den System­er­halt erzwin­gen kann, oder ob die Öster­rei­cher in ihrer Mehr­heit sich einen gesun­den Haus­ver­stand bewahrt haben und frei entscheiden.

Öster­reichs Wah­len las­sen seit Jahr­zehn­ten erah­nen, wie Wah­len aus­ge­hen wür­den, wenn der Zugang zu den Medi­en, der vier­ten Gewalt im Staat, die jedoch von der Ver­fas­sung nicht erfaßt ist, tat­säch­lich demo­kra­tisch, aus­ge­wo­gen und fair wäre. Die Katho­li­ken Öster­reichs wer­den hof­fent­lich die Gei­ster zu unter­schei­den wissen.

Text: Mar­tha Burger-Weinzl
Bild: CR/​Tempi/​

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3 Kommentare

  1. Es bleibt zu hof­fen, dass die Wäh­ler erken­nen, was die Stun­de geschla­gen hat.

  2. Ein Frei­mau­rer kann nie­mals Agno­sti­ker sein. Ist er nicht viel­mehr ein Sohn der Fin­ster­nis und damit ein Anhän­ger des Affen Got­tes, dh der Geg­ner Got­tes? Der neue BP VdB bringt dies mit den Wor­ten „er glaubt nicht an Gott, aber an die Bibel“ zum Aus­druck, die bei der Logen­ar­beit stets zuge­gen ist. Sei­ne Emi­nenz soll­te die Ein­stel­lung VdBs im Lich­te des KKK, der ihm nicht ganz so fremd sein dürf­te, über­prü­fen bevor er sich – hof­fent­lich in katho­li­scher Hin­sicht – als Bru­der zu erken­nen gibt.

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