
Ein Kommentar von Don Elia*
Jesuitenschläue! Genial! Zumindest das muß man zugeben. Mit dem apostolischen Schreiben über die Familie hat er es wieder fertiggebracht, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, die Aufmerksamkeit auch derer, die ihn verabscheuen.
Alles hält den Atem an, in Erwartung, daß die Stunde schlägt. Noch nie hat ein lehramtliches Dokument eine solche Spannung hervorgerufen und wurde mit so viel Sorge erwartet, wenn auch unter verschiedenen Feldzeichen in den verschiedenen Lagern.
Ob man nun einverstanden ist oder nicht, allein diese derartige Besorgnis hat dem Dokument eine enorme Resonanz in der ganzen Welt eingebracht – innerhalb und außerhalb der Kirche.
Man kann nur sagen: ein weiteres Meisterstück in der Strategie der kollektiven Manipulation, der wir alle, auch wenn wir es nicht wollen, unweigerlich zum Opfer fallen – vielleicht, wie wir in den nächsten Monaten sehen werden, der am meisten zerstörerische Coup der letzten drei Jahre.
Feststellungen, die Häresie hineinmischen
Die Kommentare, ob pro oder contra, werden unweigerlich folgen und sich in Netzwerken jeglicher Orientierung im Unmaß vermehren, womit sie weiterhin das Interesse aller an einen Text angeheftet halten der, gemäß der bereits erprobten Technik, durchaus keine Feststellungen enthält, die dem Depositum Fidei direkt widersprechen, sehr wohl aber die Häresie hineinmischen unter dem obsessiven Mantra: Fall für Fall, Aufnehmen, Miteinbeziehung, Barmherzigkeit, Erbarmen, Inkulturation, Integration, Begleitung, Graduierung, Unterscheidungsvermögen, erleuchtetes Gewissen, Überwindung von starren und überkommenen Schemen…
Wer kann einem derartigen Appell an die (scheinbare) evangeliumsgemäße Nächstenliebe widersprechen, ohne als stumpfsinniger und gefühlloser Verteidiger abstrakter Doktrinen dazustehen, die auf eine Art und Weise formuliert sind, die nicht mehr zur heutigen Situation paßt? Wenn – wie festgestellt wird – die christliche Ehe (die unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern normal gelebt haben, mit allen ihren Unzulänglichkeiten und Mühen) ein Ideal ist, nach dem zu streben nicht mehr die gewöhnliche Berufung eines getauften Christen ist, erhöht und befestigt durch die Gnade, wer sind dann wir, um über verwundete Familien und komplexe Situationen zu urteilen?
Glitschiger Textbrei
Wenn man sich auf der Suche nach irgendeiner genau bestimmbaren Lehrabweichung durch den Textbrei durchfrißt, hat man sich andererseits schon an den Eindruck gewöhnt, daß man es mit einem glitschigen und nicht faßbaren Ding zu tun hat, das man von keiner Seite angreifen kann: es gibt nicht einen einzigen kohärenten und artikulierten Gedanken, keine durch Argumente begründete Entwicklung der Theologie, sondern nur eine nervende Wiederholung der immer gleichen Themen mit Variationen die, in gerade dreihundertfünfundzwanzig Abschnitten, jeglichen mentalen oder psychologischen Widerstand unterbinden.
Der Realismus, an den hier beständig appelliert wird, ist nicht die für die katholische Lehre typische Wechselwirkung zwischen Natur und Gnade, sondern jene zwischen Soziologie und Psychoanalyse, welche den Einfluß der Gnade völlig ignorieren – wenn nicht nur in der unangemessenen Bedeutung einer psychologischen Stärkung verstanden – und betrachtet die Natur ausschließlich in ihrer verzweifelten Unfähigkeit, sich zu bessern.
„Feldlazerett“ für die Euthanasie des Geistes
Folglich liegt die einzig mögliche Lösung in dem unvermeidlichen ‚Feldlazarett‘ nicht darin, die Krankheiten mit einer passenden Therapie zu behandeln, sondern den aufgenommenen, integrierten und glücklichen Patienten „sterben zu helfen“. Was soll man sagen? Euthanasie des Geistes …
Eingeschoben in dieses geschwätzige und nicht enden wollende Rezept kommen im vorletzten [achten] Kapitel (das das entscheidende ist), zweideutig oder unpräzise ausgedrückt, endlich die formellen Fehler, wenn der erschöpfte Leser, von den dreihundert vorangegangenen Abschnitten indoktriniert, nicht mehr im Stande ist dagegen zu reagieren.
Endlich etwas, worauf man eine Anklage aufbauen kann – was hoffentlich die Bischöfe und Kardinäle zu tun beginnen – eine explizite doktrinale Abweichung! Der schwerste Fehler, von dem die anderen herstammen, betrifft die moralische Anrechenbarkeit menschlicher Handlungen, die nicht immer vollständig ist. Wohl wahr für einzelne Taten; leider aber handelt es sich bei den sogenannten ‚irregulären Situationen‘ um länger andauernde Umstände, in die man nicht durch Schwäche oder Unachtsamkeit hineingeraten kann, weshalb die Betrachtung nicht zutreffend ist. Von dieser falschen Perspektive leitet sich die Meinung ab, daß nicht alle, die da in irregulären Ehesituationen leben, in Todsünde sind, der heiligmachenden Gnade und des Beistands des Heiligen Geistes beraubt. Das kann wahrlich nur bei überwindlicher Unkenntnis gelten: aber ist diese Hypothese in diesem Fall zulässig? Theoretisch ist es die Pflicht jedes Gläubigen – und umso mehr jedes Priesters – die Unwissenden zu belehren. Folglich kann die Behauptung, daß wer in schwerer Sünde ist, ein lebendiges Mitglied der Kirche sei, nicht richtig sein: die Todsünde ist gerade definiert als Tod der Seele. Wenn wir dann, diesem Hang weiter hinunter folgend, bei der Versicherung sind, daß der andauernde Ehebruch im Moment die „Gabe“ sein kann, „die Gott inmitten der konkreten Komplexität der Beschränkungen verlangt, wiewohl er noch nicht vollkommen das objektive Ideal darstellt“ (Amoris laetitia, 303), sind wir bei der Gotteslästerung angekommen. Um diese Ungeheuerlichkeit geradezubiegen hilft auch kein Zitat des hl. Thomas von Aquin, das instrumentalisiert und aus dem Zusammenhang gerissen wurde; das ist die Methode der Zeugen Jehovas.
Perfidie der Rezeption: Hauptsache es wird darüber gesprochen
Wir sind nicht über jene betrübt, die sich bemühen das Dokument in die eine oder andere Richtung zu ziehen, um den Rückhalt für die eigene (normalistische oder revolutionäre) Orientierung zu erhalten; die ärgere Perfidie besteht darin, daß auch schon allein die Einwände leider die Rezeption verstärken: wenn auch schlecht darüber gesprochen wird, Hauptsache es wird darüber gesprochen… und je mehr darüber gesprochen wird, desto mehr gelangt das enthaltene Gift in die täglichen Unterhaltungen, Fernsehdebatten, Pastoralprojekte, in die Mentalität und in die allgemeine Praxis. Genau so geschieht es, daß anfänglich unannehmbare Ideen zur Norm werden; es ist exakt dieselbe Technik wie sie von den okkulten Geistern der neuen Weltordnung eingesetzt wird, welche in nur wenigen Jahren die Gesellschaft und die Staaten dazu gebracht hat, sexuelle Abweichungen zuzulassen und zu prämieren, die zuvor generell und spontan verabscheut wurden, und jene als Feind der Menschheit zu stigmatisieren, die sie weiterhin als das anklagt, was sie sind – die abstoßendste Form der Herabwürdigung der menschlichen Person. Nun wird das auch in der Kirche, unter dem Vorwand der Anpassung an die Zeit und zwecks Abwägung von Einzelfällen, von einzelnen Klerikern verlangt, d.h. was unzulässig war wird nun verpflichtend – und wehe dem, der nicht mitzieht!
Systematischer Angriff gegen Sakramente, die Säulen des christlichen Lebens sind
Ist es Ihnen aufgefallen? Der Angriff wurde systematisch gegen diejenigen Sakramente geführt, die die Säulen des gesellschaftlichen und christlichen Lebens sind: gegen die Ehe, Grundlage der Familie und der Erziehung zum Glauben und zum Leben; gegen die Beichte, hilfreich bei der Unterscheidungsfähigkeit und der Korrektur des eigenen Verhaltens; gegen die Eucharistie, Prinzip der Heiligung und Band der Zugehörigkeit zur Kirche. Die erste Säule wurde zerstört durch die neuen Annullierungsregeln; die zweite sinn- und wertmäßig ausgehöhlt durch die unerhörten Empfehlungen an die Missionare der Barmherzigkeit; die dritte auf ein bloßes Symbol reduziert mit ein paar Ausreißern Richtung Interkommunion mit den Protestanten. Alle Achtung – nicht einmal Arius und Luther haben es geschafft, mit so wenigen Mitteln in so kurzer Zeit so viel Schaden anzurichten. In der Hitparade der Häretiker hat „der Unsrige“ einen fulminanten Sieg eingefahren.
Durch die Zerstörung des Glaubens an die Sakramente und das übernatürliche Leben, wird unweigerlich auch der – davon nicht trennbare – Glaube an die beiden Hauptgeheimnisse des christlichen Credos zunichte gemacht: die Menschwerdung, das Leiden, der Tod und die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus und die Dreieinigkeit Gottes. Auch wenn der Katechismus in umgekehrter Reihenfolge vorgeht, müssen wir hier die Dingen von Grund auf betrachten: die Sakramente schenken den Seelen der Gläubigen tatsächlich die Früchte des Heilsgeheimnisses Christi, was nicht möglich wäre, wenn Jesus nicht der Sohn Gottes und eins wäre mit dem Vater und dem heiligen Geist. In letztendlicher Analyse also: wer die Wirkkraft der Gnade leugnet, leugnet den Gott der Offenbarung; er ist mit anderen Worten Apostat und Atheist, weil es in seinen Erwägungen nichts als den Menschen gibt. Ein würdiger Erbe und Fortsetzer jenes prominenten Purpurträgers also, der sich durch freiwillige Euthanasie ausgelöscht hat und der seit langem gesagt hatte, er wisse nicht, warum der Vater den Sohn leiden hat lassen! Die Bibel zu lesen hätte ihm genügen können, der er doch als Großmeister unter den Schriftgelehrten gehandelt wurde.
Divide et impera: der „revolucionero“ pulverisiert die Einheit des Volkes Gottes
Nun, wenn es wahr sein sollte, daß man wenigstens ein ganz klein wenig von der letzten päpstlichen Veröffentlichung gelesen haben muß, wollen wir doch vermeiden, in die Falle zu gehen, indem wir uns fangen und vergiften lassen und darüber vergessen, in dieser historischen Bedrängnis die einzig wirklich notwendigen und nutzbringenden Dinge zu tun – welche sogar in traditionellen Kreisen, leider Gottes, nicht zur Genüge praktiziert werden, die es riskieren, sich in Polemiken zu ergehen und abzureagieren, die letztendlich nichts ändern außer unserem Gemütszustand. Beten wir, opfern wir, tun wir Buße (aber ernsthaft, nicht nur in Worten) und, wenn wir Zeit und Lust zu lesen haben, pflegen wir den wahren Glauben. Lassen wir uns nicht den Genuß und das Vergnügen an dem Schatz rauben, den wir besitzen, solcherart den Frieden und die Heiterkeit desjenigen verlustig gehend, der die Wahrheit kennt und bemühen wir uns, nach ihr zu leben mit der Hilfe der Gnade und dem notwendigen persönlichen Einsatz.
In Anbetracht dessen, daß die doktrinelle und pastorale Zertrümmerung der katholischen Kirche, die in Wirklichkeit seit Jahrzehnten im Gange ist, nunmehr offiziell bestätigt wurde, beten wir ohne Unterlaß für sie, deren Erbfeinde versuchen die Einheit zu unterminieren, um sie zu dominieren und zu vernichten. Divide et impera: der „revolucionero“ hat, trotz seiner beschränkten kulturellen Bildung, wenigstens eine Sache gelernt – und wendet sie staunenswerter Weise an – und pulverisiert dabei die Einheit des Volkes Gottes. Beten wir auch füreinander um die richtige Unterscheidungsfähigkeit: für die Priester in der Seelsorge angesichts der schweren Entscheidungen, die sie zu treffen haben; für die Gläubigen angesichts des Verhaltens, daß sie in „pfarrliche Kommunen“ zeigen müssen, in denen Mißbrauch und Sakrilegien zur gängigen Praxis werden, wenn sie es nicht schon sind. „Ein Bruder, dem sein Bruder hilft, ist wie eine uneinnehmbare Festung“ (Spr 18, 19): ich kann aus persönlicher Erfahrung garantieren, daß das hilfreiche Eingreifen anderer es ermöglicht, auch die schwersten Prüfungen mit einer unerklärlichen Fröhlichkeit und Heiterkeit zu bestehen. Der Herr wird mit der Wohltat liebender Treue auch jene belohnen, die für den armen Priester betet, der diese Zeilen schreibt.
*Don Elia ist das Pseudonym eines katholischen Priesters, der 1995 geweiht wurde und in einer italienischen Diözese wirkt, die der Kirchenregion Latium angehört und direkt dem Heiligen Stuhl untersteht. Um seine priesterliche Tätigkeit „in Ruhe und zum Wohl auch jener Gläubigen fortsetzen zu können, die meine Positionen zur Lage der Kirche nicht teilen“, betreibt er unter seinem Pseudonym zusammen mit anderen Priestern den Blog La Scure (Die Axt. Iam enim securis ad radicem arborum posita est, Mt 3, 10). Die Zwischentitel wurden von der Redaktion eingefügt.
Erstveröffentlichung: Chiesa e postconcilio
Übersetzung: K.H.
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Endlich eine präzise Darstellung der definitiven Häresie, die Amoris Laetitia darstellt.
Bergoglio ist damit nicht der erste päpstliche Häretiker der Kirchengeschichte, aber der erste, der dieses vor der gesamten Öffentlichkeit tut.
Nur bleibt die Frage, was zu tun ist. Zuschauen und weiter mitmachen ist für mich nicht die richtige Haltung. Mit diesem Gehorsam der Gläubigen hat man auch die Liturgiedeform durchdrücken können.
Als Katholik braucht man die normale Pfarrgemeinde nicht so wie ein Protestant. Aber gerade die bisher glaubenstreuen Gruppen wie das Opus Dei sind auch immer papsttreu und werden auch hier Bergoglio hinterherlaufen.
Für mich bleibt, mit wachen Augen die weitere Entwicklung anzusehen und ggf. aus der Kirche auszutreten. Denn Geldentzug ist für die deutsche Kirche die größte Strafe.
Mentalitätswechsel durch Änderung des Gesichts der Kirche, in ein Gesicht das menschlicher und Barmherziger sei. K. Kasper propagiert dies und wird gern gehört. Letztlich führt dies zur angestrebten Änderung der Lehre.
Frei nach Gramsci der auf eine kulturelle Veränderung abzielte um politischen Einfluß zu gewinnen.
„Mentalitätswechsel durch Änderung des Gesichts der Kirche“
Vor kurzem wurde ich wieder einmal der schier bodenlosen Trivialisierung heutiger progressiver Kirchenwirklichkeit ansichtig. Eine engagierte Laiengruppe hatte einen Familiengottesdienst „frei gestaltet“. In einer Art Predigt wurde Mahatma Gandhi, Nelson Mandela und (!!!) Papst Franziskus als große Revolutionäre und Freiheitskämpfer gepriesen. In den Fürbitten bat man darum, dass Papst Franziskus sein Werk einer neuen(sic!) Kirche gegen die finsteren Kräfte des Vatikan vollenden möge. Papst Franziskus sei der Papst der Armen, weil er in einem kleinen Auto ohne Chauffeur herumfahre, im Gästehaus des Vatikan lebe und sich weigerte, rote Schuhe zu tragen. Die Laiengruppe, sämtlich dem lokalen grünen Parteispektrum zuzuordnen und stets mit teuerster Outdoor-Sportkleidung bekleidet, geriet dermaßen in Rage, dass man den Eindruck haben musste, die Kirche habe vor Papst Franziskus nicht einmal gewusst, dass es Armut gibt und sei nichts anderes gewesen als eine finstere, mafiöse Organisation. Musikalisch wurde der Gottesdienst dann im Detlev Jöcker Stil „gestaltet“, was die engagierten Damen und Herren dann sogar zum Mitschwingen animierte. Besonders imponierend fand ich die vorgetragene „Vision“ von Flugzeugen, die bald kein Flugbenzin mehr benötigen werden, so dass wir dann alle CO2 frei in den Urlaub fliegen können.
Ob solch ideologischer Schlichtheiten vermag man nur zu staunen. Mit christlichem Glauben hat das alles wenig zu tun, es ist ein beliebig variierbares Weltbild, das nicht einmal beanspruchen kann, tiefgründig zu sein, sondern sich auf einer Ebene des Banalen bewegt, die eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den progressiven Thesen schlicht als Zeitverschwendung erscheinen lässt. Es ist bitter, aber dieses Pontifikat ist das der völligen Seichtheit im theologisch Unbestimmten. Man handelt nur mit Zitronen und es bleibt bei solchen Veranstaltungen stets der schale Beigeschmack, ein Stück dümmer geworden zu sein als vorher.