(Paris) Die Zweideutigkeit des Synodenschlußberichts zeigt in Frankreich konkrete Auswirkungen. Durch die Relatio finalis scheint die Französische Bischofskonferenz zum Thema wiederverheiratet Geschiedene in „völlige Verwirrung gestürzt“ worden zu sein, so Corrispondenza Romana.
Wer sich von der Bischofssynode klare Hilfsmittel und eine eindeutige Orientierung erhofft hatte, wurde enttäuscht. Herausgekommen ist ein Kompromiß, der in erster Linie grundlegende Meinungsverschiedenheiten oberflächlich zudeckt. Entsprechend unterschiedlich wird das Ergebnis gelesen.
Unterschiedliche Lesarten
Drei Hauptlesarten zeichnen sich ab: Die Kasperianer, darunter die Kardinäle Kasper, Marx und Schönborn, lesen das Ergebnis in einer „Hermeneutik des Bruchs“ als „Öffnung“ zu einer „neuen“ Kirche des individuellen Subjektivismus. Die Verteidiger der katholischen Ehelehre unterteilen sich in zwei Gruppen. Ein Teil, darunter die Wortführer der Anti-Kasperianer auf der Synode, Kardinal Pell und Kardinal Müller, lesen es in einer „Hermeneutik der Kontinuität“ als Bewahrung der überlieferten Lehre der Kirche, da die Forderungen der Kasperianer abgewehrt werden konnten. Ein anderer Teil, darunter Kardinal Burke und Weihbischof Athanasius Schneider, lesen die Kompromißformeln als Fuß, den die Kasperianer in die Tür gesetzt haben. Sie sehen, wie ihre Kasperianischen Gegenspieler, eine Hermeneutik des Bruchs am Werk, die keine uneingeschränkte Lesart der Kontinuität erlaubt, da der Text durch die Suche nach einem Kompromiß korrumpiert wurde.
Halbe Sätze, halbierte Zitate, Auslassungen, mißverständliche Wortwahl, Rückgriff auf eine nicht-theologische Sprache und eine Minderheit, die entschlossen ist, eine traditionsfremde Interpretation durchzusetzen, bringen die Kirche in Verwirrung, wie das Beispiel Frankreich zeigt.
Der Synodenschlußbericht und viele Fragen?
Die Französische Bischofskonferenz beschäftigte sich bei ihrer Herbstvollversammlung mit dem Schlußbericht der Synode. Dabei wurden zahlreiche Frage aufgeworfen: Wenn Ehebruch unerlaubt bleibt, was außer Frage stehe, was bedeutet dann beispielsweise die Formulierung „vollständigere Teilnahme am Leben der Kirche“ für Ehebrecher, die sich im Synodenschlußbericht findet?
Der Vorsitzender der Bischofskonferenz, Erzbischof Georges Pontier von Marseilles, begnügte sich mit der Feststellung, daß der Schlußbericht geradezu von Fragen strotze, die „zu vertiefen“ seien. Der Erzbischof nannte einige Beispiele: „Wie soll man über den Stand der Sünde zu einem wiederverheirateten Paar sprechen, das seit 30 Jahren zusammenlebt? Kann man in einem solchen Fall von Ehebruch sprechen?“
Die Antwort auf die Fragen ist laut katholischer Lehre eindeutig. Wurde dem Paar nicht der Stand der Sünde, in dem es sich befindet, klargemacht, war dies die vielen Jahre hindurch ein schwerwiegendes Versäumnis. Dieses Versäumnis ändere aber nichts an ihrem Zustand des Ehebruchs. Eine klare Antwort, die nach der Synode nicht mehr so eindeutig zu sein scheint.
Erzbischof Pontier weiter: „Haben wir die Macht, die Existenz von irgendwem so zu durchleuchten, daß wir ihm den Zugang zur Kommunion verweigern können? Was heißt Entsakralisierung unseres christlichen Lebens?“ Auch in diesem Fall scheint sich alles auf die Kodifizierung von Mißverständnissen zu konzentrieren.
Steht Kirche vor einer „Ära pastoraler Experimente“
Der Bischof von Ajaccio (Korsika), Msgr. Olivier de Germany, zeigte sich deshalb irritiert über den Paragraphen 85 des Schlußberichts, der nur wegen einer einzigen Stimme Mehrheit angenommen wurde. Der Bischof sieht im Begriff „Unterscheidung“ die Gefahr des „Subjektivismus“: „Man könnte in den Subjektivismus verfallen und damit in Ungerechtigkeit“. Der Konjunktiv scheint dabei gar nicht nötig, da die Kasperianer diesen Zustand offen fordern und fördern, er also teilweise bereits Realität ist.
Der junge Erzbischof von Saint-Pierre et Fort-de-France, der Dominikaner Msgr. David Macaire, sagte in der Vollversammlung der Bischofskonferenz wörtlich: „Houston, bitte kommen, wir haben ein Problem!“ Er warnte, daß die Kirche davorstehe, „in eine Ära der pastoralen Experimente“ einzutreten.
Der Bischof von Gap, Msgr. Jean-Michel Di Falco-Leandri, stellte fest, daß „die Meinungsverschiedenheiten und Spaltungen der Synode“ durch den Schlußbericht eins zu eins an die Versammlung der Bischofskonferenz weitergegeben wurde. Und das gilt wohl nicht nur für Frankreich. Nach dem Synodendurcheinander scheint sich jeder in dr Kirche berechtigt zu fühlen, aus der Doppelsynode herauszulesen, was er herauslesen will.
Das Beispiel der Diözese Belfort-Montbeliard
Ein bezeichnendes Beispiel dafür liefert das französische Bistum Belfort-Montbeliard. Das Amt für Familienseelsorge der Diözese organisiert für den kommenden 20. November einen Vortragsabend mit Diskussion zum Thema: „Eine Familie wieder zusammenfügen“. Wer sich erwartet, daß es hier um die Heilung einer sakramentalen Ehe geht oder darum, Ordnung in eine irreguläre Situation zu bringen, irrt sich. Auch in Belfort-Montbeliard lautet der Ansatz, der in Diözesen des deutschen Sprachraums anzutreffen ist, daß „verletzte Familien“ als Tatsache hingenommen zu werden haben. Als „verletzte Familien“, sind nicht etwa die zerbrochenen sakramentalen Ehen gemeint, sonder die irregulären Verbindungen, etwa jene der wiederverheiratet Geschiedenen. Ihnen sei Trost und Hilfe zu bieten in ihrem Zustand. Denn letztlich, so die gewagteste These, seien sie durch die Kirche Diskriminierte, das sie von den Sakramenten ausgeschlossen sind. Die Kirche habe ihnen gegenüber eine Bringschuld. Wohin die „begleitete“ Reise gehen soll, habe faktisch ergebnisoffen zu bleiben. „Begleitung“ sei die Dienstleistung der Kirche, das Ziel aber, das bestimme jedes Individuum. Es dürfe keine fixen Vorgaben geben. Es geht also um einen Weg von irgendwoher nach irgendwohin. Der Istzustand dürfe nicht kritisiert werden („Wer bin ich, um zu urteilen“, Papst Fanziskus).
Aus diesem Grund werden am 20. November in Trevenans auch nicht Priester sprechen, um die katholische Lehre als einzige wirkliche Befreiungs- und Heilungslehre zu verkünden, sondern der Familientherapeut Gerard Vallat. Er wird über „Die Trennung als gelebte Trauer von Eltern und Kindern“ sprechen. Es gibt keine Verantwortlichen für das Zerbrechen einer Familie. Ein solches wird als eine Art „Naturgesetz“ angenommen, das der Mensch nur erleide, aber nicht beeinflussen könne. Aus diesem Grund gebe es nur „Opfer“, aber weder Schuld noch Verantwortung.
Kirche als Dienstleister: Menschen bei der Verwirklichung ihres subjektiven Willens helfen
Das Seelenheil wird in Trevenans kein Thema sein. Das Thema wird sein, wie man Lebensabschnitte am besten nach den eigenen, individuellen Wohlfühlwünschen bestimmen und gestalten kann, zu denen in der gewandelten Lebenswirklichkeit eben auch „Lebensabschnittspartnerschaften“ gehören. Die Perspektive wird daher auch nicht die Rettung der sakramentalen Ehe sein, denn was zerrüttet ist, sei eben zerrüttet. Es geht nicht mehr darum, die Scherben der Vase zusammenzufügen, die von einem konkreten Menschen oder konkreten Menschen auf den Boden geworfen wurde und zerbrochen ist. Kaputt ist kaputt. Es könne aber, so die Botschaft, Neues entstehen (Wo die Liebe hinfällt“, heute da, morgen dort).
Die Kinder, ja die Kinder, die haben eben Pech gehabt. Ihnen sei therapeutisch zu helfen, was ganzen Berufsgruppen (nicht den Priestern) Kunden und Arbeit verschafft, um ihnen beizubringen, daß ihre Eltern, jeder für sich, ein Recht hätten, ihre individuelle Lebensplanungen zu verwirklichen. Heute so, morgen eben anders. Kinder hin oder her. Hauptsache, man „respektiere“ den anderen und wende keine physische Gewalt an.
Kurzum, es gehe nicht darum, die von Vater und Mutter verursachten Schäden zu beheben, sondern darum, ihnen dabei zu helfen, „neue Bindungen aufzubauen“. „Eine Perspektive der völligen Kapitulation. Der Geist der Synode weht bereits kräftig in der Kirche von Frankreich“, so Corrispondenza Romana.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Diözese Belfort-Montbeliard (Screenshots)
Verwirrung ist das Markenzeichen dieses unglückseligen Pontifikats. Selber an dem Glauben
festhalten. Trotz Berdoglio sind wir katholisch.
Es wäre im Grunde genommen doch so einfach gewesen, dieser Verwirrung vorzubeugen; schlicht durch das Aufzeigen der unveränderlichen Lehre der Kirche, so wie es z.B. ein „einfacher“ Pater der Petrus-Bruderschaft – Pater Andreas Hirsch – getan hat:
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„Jesus fordert die Ehebrecherin Maria Magdalena auf,
nicht mehr zu sündigen,
nachdem Er sie vom Tod durch Steinigung gerrettet hat. (Joh 7,53ff).
Sie folgt ihm und wird eine grosse Büsserin und Heilige.
Das ist die wahre Barmherzigkeit Jesu:
Erlösung der Menschen von den Sünden und Hilfestellung für die Umkehr und
für ein neues Leben in Seiner Liebe anfangen.
[.…]
Für Ehebrecher mit Kindern ist zusätzlich die Trennung im Hinblick auf
die Wohnung gefordert, ohne die gemeinsame Sorge für die Kinder aufzugeben,
was möglich ist.
Ein weiteres Zusammenleben bringt schwere Versuchungen mit sich,
die zur Sünde führen sowie ein schlechtes Vorbild für die eigenen Kinder
und andere Menschen.
Hier müssen wir den Ablauf der Ehe richtig stellen, die immer nach den Gesetzen Gottes ausgerichtet sein muss.
Nach dem Aufgeben des ehebrecherischen Zusammenlebens und der darauf
folgenden hl. Beichte besteht wieder die Möglichkeit,
Christus in der hl. Kommunion zu empfangen,
da man den einmal geschlossenen
Ehe und wieder heilig hält.
So wie Christus Seiner Kirche immer treu ist,
so sind auch die Ehepartner angehalten, einander immer treu zu sein.
Die Eucharistie ist die sakramentale Vergegenwärtigung des Opfers Christi am Kreuz.
Christus war aus Liebe treu – obwohl wir Menschen untreu waren und sind –
und somit müssen auch die Ehepartner treu sein und dürfen nicht Gleiches
mit Gleichem vergelten.
Man kann nicht im Ehebruch leben und gleichzeitig zu den Sakramenten gehen,
das ist ein Widerspruch gegen die Liebe und damit gegen Gott.
Für die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe sind Johannes der Täufer,
Bischof John Fisher und Thomas Morus in den Tod gegangen.
Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 5,29).
Wir sind nicht Herren über die Barmherzigkeit Gottes,
die immer mit Seinen Gesetzen übereinstimmt.
[.…]
Nach der Umkehr und der Bereinigung der den Gesetzen Gottes
widersprechenden Situationen muss und darf man zur Beichte gehen.
Eine Beichte ohne Beendigung des Ehebruchs oder anderer sündhafter Situationen
wäre ungültig
In der Beichte empfängt man die Vergebung der Sünden in der Liebe und Vergebung
Jesu wie Maria Magdalena.
Erst dann ist der Empfang Christi in der hl. Kommunion möglich.“
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Bravo Pater Andreas, danke das das in aller Deutlichkeit gesagt wurde.
Haette er das vor der DBK zum Besten gegeben, er waere am naechsten Morgen nicht mehr zur Arbeit erschienen, man haette ihn strafversetzt.
Was er sagt, ist nichts anderes als die Katholische Lehre, aber an der Situation der Kirche sieht man, aber welch furchtbarer Paradigmenwechsel vollzogen wurde:
1.) Gott kann froh und dankbar sein, das der Mensch sich ihm zuwendet
2.) Mehrheit ist Wahrheit
3.) Wir glauben nur was wir sehen
4) Dialektischer Glaube (These – Antithese = Synthese)
Insofern kann man nachvollziehen, das Gott sich dem Zeitgeist anzupassen hat und nicht umgekehrt. Bei Nichtbefolgung geht man halt nicht mehr hin.
Dieses Gottesbild, an dem leider auch grosse Teile der Kirche schuldig sind, ist ein Popanzbild was mit dem dreieinigen Gott nichts zu tun hat.
Dieser Goetzenkult fuehrt ins Verderben.
Die Synoden haben mit ihrem Geschehen, Zweifel, Verwirrung und Spaltung hervorgebracht.
Die Bischofskonferenz in Frankreich zeigt das ganz deutlich. Auch hier gibt es die Einheit in der Lehre nicht mehr. Die Lehre über die Ehe und Familie wird praktisch in den einzelnen Länder-
Bischofskonferenzen unterschiedlich und subjektiv sein. Die einzelnen Standpunkte unter den Bi-
schöfen wird durch die Bischofskonferenzen zugedeckt und verschleiert. Die Kasperianer spre-
chen von einer Öffnung zu einer neuen Kirche, wie zur Zeit des Konzils. Ein neuer Aufbruch der
dem Christenmenschen die Erinnerung an die Konzilszeit mit ihren Experimenten und subjekti-
ven Handeln, bringt. Es sieht ganz danach aus, dass eine neue Ära der Experimente die katho-
lische Kirche heimsuchen wird.
Diese Diskussion in Frankreich muß gesehen werden vor dem Hintergrund der stark zunehmenden Tendenz zu Traditionsfreundlichkeit.
Das ist zurückzuführen auf einem halben Jahrhundert modernistische Verlotterung einerseits und auf einen in den letzten Jahren aggressiven staatlichen Laizismus.
Der Riß geht dort quer durch die Kirche.
Die hier referierte Bischöfe sind alle als der Tradition nicht unfreundlich gesinnt bekannt; in ihren Seminarien befindet sich ein Großteil des künftigen französischen Klerus, säkular wenigstens; und, besonders wichtig in Frankreich, auch des regularen Klerus.
Sehr deutlich wurde dies bei der uralten Benediktinerabtei von Wisques (Nord-Frankreich);
diese Tochtergründung von Solesmes machte die Modernisierung von 1965/1966 mit und veraltete gewaltig.
Der Bischof von Arras bemühte sich um eine Belebung, nachdem er schon die Schließung eines über- 1000-jähriges Benediktinerinnenkloster erlebt hatte.
Am Ende übergab Solesmes (moderne Reform) dann Wisques an ihre „rebellisch an die Mutter“ gewordene und treu zur Tradition gebliebene, jetzt De Ecclesia, eigene Tochter Fontgombault.
Wisques ging zum Usus antiquior über, 12 neue und jüngere Mönche kamen, 9 von den 18 sehr alten Mönchen (Altersdurchschnitt: 80 Jahren) optierten für den ordo novus und gingen nach Solesmes.
Inzwischen hat Wisques einen sehr schönen Start genommen und haben sich die erste Postulanten schon gemeldet.
Beeindruckend ist vor allem das große Schweigen: nichts fürchten die Modernisten so sehr als Feedback und das Experimentum, den Glauben in der alten Form leben zu lassen.