
von Roberto de Mattei*
Die Synodenarbeiten bestätigen innerhalb der katholischen Kirche die Existenz eines starken Konflikts zwischen zwei Minderheiten. Auf der einen Seite ein Manipel von Synodenvätern, das entschlossen ist, die überlieferte Morallehre zu verteidigen. Auf der anderen Seite eine Gruppe von „Neuerern“, die den katholischen Glauben verloren zu haben scheinen. Zwischen den beiden Minderheiten gibt es, wie immer, eine schwache und schwankende Mitte, die aus jenen besteht, die es weder wagen die Wahrheit zu verteidigen noch sie anzugreifen und die von Überlegungen angetrieben sind, die mehr mit ihren persönlichen Interessen verbunden sind als mit der Debatte über die Lehre.
Die „Neuerer“ unter den Bischöfen haben in der Diskussion über den ersten Teil des Instrumentum laboris vor allem in zwei der 13 Circuli minores ihre Stimme hören lassen: im Anglicus C und im Germanicus. Betrachten wir für den Moment eine zentrale Stelle im Bericht des Circulus germanicus, der als Relator den neuen Erzbischof von Berlin, Msgr. Heiner Koch, und als Moderator den Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn hatte.
Deutsche Bischöfe wollen keine „normativ verurteilende Sprache“
Die deutschen Bischöfe hoffen, daß im Schlußdokument nicht „eine negativ abgrenzende und normativ verurteilende Sprache (forensischer Stil) vorherrscht“, sondern „eine positive, die christliche Position entfaltende Sprache, die damit implizit zur Sprache bringt, welche Positionen christlich inkompatibel sind“. Und weiter: „Dazu gehört auch die Bereitschaft (vgl. Gaudium et Spes), von der Gesellschaft positive Entwicklungen aufzugreifen“.

Um zu verstehen, was sich hinter dieser zweideutigen Sprache verbirgt, muß man die zentralen Passagen des Interviews nachlesen, das Kardinal Christoph Schönborn am 26. September Pater Antonio Spadaro für die Civiltà Cattolica gegeben hat. Der Erzbischof von Wien bekräftigte darin, daß es erforderlich ist, „sich der geschichtlichen und sozialen Dimension der Ehe wie auch der Familie bewußt zu werden“. Dazu erklärte er: „Zu oft vergessen wir Theologen und Bischöfe, Hirten und Bewahrer der Lehre, daß sich das menschliche Leben unter den von der Gesellschaft gesetzten Bedingungen ereignet: psychologische, soziale, wirtschaftliche, politische Bedingungen in einem historischen Rahmen. Das hat bisher gefehlt, in der Synode. […] Wir sollten die zahlreichen Situationen des Zusammenlebens nicht nur aus dem Blickwinkel dessen betrachten, was fehlt, sondern auch unter dem Blickwinkel dessen, was bereits Versprechen ist, was bereits vorhanden ist. […] Jene, die die Gnade und die Freude haben, die sakramentale Ehe im Glauben, in der Demut und dem gegenseitigen Verzeihen, im Vertrauen auf Gott, der täglich in unserem Leben handelt, leben zu können, wissen in einem Paar, in einer eingetragenen Partnerschaft, in Zusammenlebenden die Elemente des wahren Heldentums, wirklicher Nächstenliebe, wirklicher gegenseitiger Hingabe zu sehen und zu unterscheiden. Auch wenn wir sagen müssen: ‚Es handelt sich noch nicht um eine volle Wirklichkeit des Sakraments‘. Doch wer sind wir, um zu urteilen und zu sagen, daß es in ihnen keine Elemente der Wahrheit und der Heiligung gibt? […] Ich verhehle in diesem Zusammenhang nicht, daß ich schockiert war von der Art, wie ein rein formalistisches Argumentieren das Beil des intrinsece malum schwingt […]. Die Fixierung auf das intrinsece malum hat dermaßen die Debatte verkümmern lassen, daß wir uns einer breitgefächerten Argumentation zugunsten der Einzigartigkeit, der Unauflöslichkeit, der Offenheit für das Leben, des menschlichen Fundaments der Lehre der Kirche beraubt haben. Wir haben den Gefallen am Diskurs über diese menschlichen Wirklichkeiten verloren. Eines der zentralen Elemente der Synode ist die Wirklichkeit der christlichen Familie, nicht aus einem exklusiven Blickwinkel, sondern einem inklusiven. […] Es gibt Situationen, in denen der Priester, der Begleiter, der die Personen innerlich kennt, dazu kommen kann, zu sagen: ‚Eure Situation ist so, daß ich laut Gewissen, eurem und meinem als Hirten, euren Platz im sakramentalen Leben der Kirche sehe‘. […] Ich weiß, daß ich jemand empöre, indem ich das sage… Aber man kann immer etwas lernen von Personen, die objektiv in irregulären Situationen leben. Papst Franziskus will uns dazu erziehen“ (Matrimoni e conversione pastorale; dt. Übersetzung: Ehen und pastorale Umkehr. Interview mit Kardinal Christoph Schönborn von Antonio Spadaro SJ, in: Civiltà Cattolica, Heft Nr. 3966 vom 26. September 2015, S. 449–552).
Synoden-Sondersekretär Bruno Forte: „unvollkommene Positivität erkennen“

Dieses Interview gilt es zusammen mit dem eines anderen Synodenvaters mit deutscher kultureller Prägung zu lesen, von Erzbischof Bruno Forte von Chieti-Vasto, Sondersekretär der ordentlichen Generalversammlung der Synode. In seinen Erklärungen gegenüber dem Avvenire vom 19. September 2015 sagte Msgr. Forte, das Instrumentum laboris zeige „Sympathie gegenüber allem, was an Positivem existiert, auch wenn wir, wie im Fall des Zusammenlebens, einer unvollkommenen Positivität gegenüberstehen. Die Kriterien der Sympathie gegenüber Zusammenlebenden sind bestimmt vom Vorhandensein des Wunsches nach Treue, Stabilität und der Offenheit für das Leben in ihren Partnerschaften. Und wenn man wahrnimmt, daß dieser Wunsch vom Ehesakrament gekrönt werden könnte. Es ist daher richtig, diesen Weg der Reifung zu begleiten. Wenn das Zusammenleben hingegen nur Episode bleibt, erscheint alles viel schwieriger und es wird dann wichtig, den Weg zu finden, um zu neuen Schritten in Richtung einer bedeutungsvolleren Reifung anzuregen. […] Wenn es ein irreversibles Zusammenleben gibt, vor allem wenn Kinder vorhanden sind, die aus der neuen Verbindung geboren sind, würde ein Zurückkehren bedeuten, den eingegangenen Verpflichtungen nicht nachzukommen. Und diese Verpflichtungen bringen moralische Pflichten mit sich, denen Folge zu leisten ist im Geist des Gehorsams gegenüber dem Willen Gottes, der von dieser neuen Verbindung Treue verlangt. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, dann kann eine immer tiefere Integration in das Leben der christlichen Gemeinschaft in Betracht gezogen werden. Bis zu welchem Punkt? Wir haben es bereits gesagt. Der Synode wird es zukommen, vorzuschlagen, und dem Papst zu entscheiden.“
Rein soziologischer Zugang – Für Circulus germanicus existiert die Sünde nicht mehr
Wie aus den zitierten Interviews hervorgeht, ist der Zugang zu den Problemen der Familie rein soziologischer Art ohne jeden Hinweis auf die transzendenten Prinzipien der Geschichte. Die Ehe und die Familie sind für Kardinal Schönborn und Erzbischof Forte natürliche Institutionen, die das Leben des Menschen seit den frühesten Zeiten der Zivilisation begleiten: Institutionen, die natürlich in der Geschichte entstehen und wachsen, die aber, da sie in der Natur des Menschen selbst verwurzelt sind, dazu bestimmt sind, in allen Zeiten und an jedem Ort als Grundzelle des menschlichen Zusammenlebens zu überleben. Sie sind der Meinung, daß die Familie der dialektischen Evolution der Geschichte unterworfen ist, je nach historischer Epoche neue Formen anzunehmen, und den „positiven Entwicklungen der Gesellschaft“.
Die „positive Sprache“, von der der Circulus germanicus spricht, bedeutet, daß die Kirche keine Verurteilung aussprechen soll, weil der positive Charakter des Bösen und der Sünde wahrgenommen werden sollen. Um genau zu sein, existiert für sie die Sünde nicht, weil jedes Böse ein unvollkommenes und unvollständiges Gutes ist. Aus philosophischer Sicht ist nämlich klar, daß Gott der das Gute ist, nichts Schlechtes oder Unvollkommenes im Universum erschaffen hat. Zu den erschaffenen Dingen gehört aber auch die menschliche Freiheit, die ein moralisches Sich-Entfernen der rationalen Kreatur von Gott möglich macht. Diese aversio a Deo der rationalen Kreatur ist ein Übel, das eben als Sünde bezeichnet wird. Doch der Begriff der Sünde fehlt in der Perspektive des Kardinals, wie auch in jener des Sondersekretärs der Synode.
Kardinal Schönborn leugnet sittliche Wahrheit und in toto die Enzyklika Veritas Splendor

Indem er die Existenz des intrinsece malum leugnet, leugnet Kardinal Schönborn sittliche Wahrheiten wie jene, daß es Handlungen gibt, „die durch sich selbst und in sich, unabhängig von den Umständen, immer schwerwiegend unerlaubt sind wegen ihres objektiven Inhaltes“ (Johannes Paul II.: Reconciliatio et paenitentia, Nr. 17), und lehnt in toto die Enzyklika Veritas Splendor ab, die gerade gegen die wieder auftretende „Situationsethik“ die Existenz der Absolutheit der sittlichen Ordnung bekräftigt. In dieser Sichtweise löst sich nicht nur der Begriff des göttlichen und natürlichen Gesetzes als Wurzel und Fundament der sittlichen Ordnung auf, sondern auch der Begriff der menschlichen Freiheit. Die Freiheit ist nämlich die erste subjektive Wurzel der Sittlichkeit, so wie das natürliche und göttliche Gesetz ihre objektive Form darstellt. Ohne göttliches und Naturrecht gibt es weder Gut noch Böse, weil das Naturrecht es der Intelligenz ermöglicht, die Wahrheit zu erkennen und dem Willen das Gute zu lieben. Die Freiheit und das Gesetz sind zwei untrennbare Momente der sittlichen Ordnung.
Sünde ist ein absolutes Übel, weil sie sich dem absolut Guten widersetzt
Die Sünde existiert, weil es die Absolutheit der sittlichen Ordnung gibt. Die Sünde ist ein absolutes Übel, weil sie sich dem absolut Guten widersetzt, und sie ist das einzig Böse, weil es sich Gott, dem einzig Guten widersetzt. Die Ursprünge jeder Situation des Elends und des Unglücks des Menschen sind nicht politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Natur, sondern gehen auf die von den Menschen begangene Sünde zurück, Ursünde und aktuelle Sünde. Der Mensch „sündigt schwer […], wenn er bewußt und frei aus irgendeinem Grund sich für etwas entscheidet, was einen schweren Verstoß gegen die sittliche Ordnung darstellt“ (Kongregation für Glaubenslehre: Erklärung Persona humana vom 7. November 1975, Nr. 10, Absatz 6). [1]In der italienischen Übersetzung heißt es: „sündigt tödlich“. Unter den Sünden gibt es jene, die laut Heiliger Schrift nach Vergeltung zum Himmel schreien, wie die Sünde des widernatürlichen Sexualverhaltens der Sodomiten (Genesis 18,20; 19,13). Es gibt aber auch die Verletzung des Sechsten Gebots, das jede sexuelle Verbindung außerhalb der Ehe verbietet. Keine „positive Sprache“ ist erlaubt, um diese Verbindungen zu segnen. Pius XII. sagte: „Vielleicht ist heute die größte Sünde der Welt, daß die Menschen begonnen haben, den Sinn für die Sünde zu verlieren“ (Allokution vom 26. Oktober 1946). Was aber geschieht, wenn die Männer der Kirche den Sinn für die Sünde verlieren, und mit ihm den Glauben?
*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Schriftleiter der Monatszeitschrift Radici Cristiane und der Online-Nachrichtenagentur Corrispondenza Romana, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschienen: Vicario di Cristo. Il primato di Pietro tra normalità ed eccezione (Stellvertreter Christi. Der Primat des Petrus zwischen Normalität und Ausnahme), Verona 2013; in deutscher Übersetzung zuletzt: Das Zweite Vatikanische Konzil – eine bislang ungeschriebene Geschichte, Ruppichteroth 2011. Die Zwischentitel stammen von der Redaktion.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana/wikicommons
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↑1 | In der italienischen Übersetzung heißt es: „sündigt tödlich“. |
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Die These von der Gradualität ist der Einzug des Positivismus in die katholische Theologie!
Damit wird die kirchliche Lehre radikal sinnentleert. Subjektive Setzung wird zum absoluten Maß und hebt so Sinnhaftigkeit in der Beliebigkeit des Einzelnen vollständig auf.
Sünde oder nicht, ist keine Frage, sondern sie ist klar definiert, sogar im neuen Katechismus.
Es ist erstaunlich woher Bischöfe und Kardinäle den Mut nehmen und die Sünden kleinreden.
Wie kann eine Mehrheit dieser Autoritäten sich so dem Zeitgeist beugen und die Gebote und Leh-
ren der Kirche auf den Kopf stellen? Die zwei Erzbischöfe die hier genannt werden, Koch von
Berlin und Schönborn von Wien, sind Schrittmacher in einen Glauben relevanter Gebote Gottes
und dem Aberkennen des Naturrechts. Somit wird die sittliche Wahrheit, Moral und Glauben der
Willkür des einzelnen überlassen und so der Welt ausgeliefert. Die Frage nach der Sünde ist dann
relativ. Die Progressisten verkennen, dass die kleinste Sünde Gott beleidigt und dass das Aufwei-
chen des Glaubens in einer gottlosen Zeit, absolut tödlich ist.
»Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse, die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; die Bitteres zu Süssem machen und Süsses zu Bitterem!«
(Jes 5,20)
Möchte mich herzlichst bei Roberto de Mattei und Guiseppe Nardi für diesen so trefflichen Artikel über den Vorsitzenden der ÖBK bedanken. Auch wenn viele der antikatholischen innerkirchlichen Früchte des Wiener Erzbischofs und Mitglied zahlreicher Dikasterien im Vatikan hier nicht angesprochen werden, aber es würde vermutlich auch zu lange dauern nur einen Bruchteil dieser hier wiederzugeben und wer möchte hier Stunden – Tagelang tippen oder lesen.
Und leider unterschätzen viele die Macht über die der Irrlehrer und Wolf im Schafspelz, Sodomiten – Abtreibungslobbyist, liturgischer Missbrauchsförderer, Häresie – Ungehorsamsförderer usw. usw. usw. Christoph Kardinal (Graf) Schönborn in der „Nach VK II Religionsgemeinschaft“ verfügt.
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
Kardinal Pie’s (1815–1880) mahnende Worte sind gerade in der aktuellen „Barmherzigkeits“-Debatte aktueller denn je:
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„Es darf niemals geschehen, dass man zum Bösen sagt: Du bist das Gute; zur Dekadenz: Du bist der Fortschritt; zur Nacht: Du bist das Licht; zum Tod: Du bist das Leben“
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Es scheint als ob die wahren Katholiken unter den Zölibatären weitgehend ausgestorben und fast nur noch unter Familienvätern und ‑müttern anzutreffen sind! Wie ist es möglich, dass Leute mit solch queren Einstellungen zu Bischöfen und Kardinälen erhoben wurden und werden?
Habe zwei Artikel des Spectator zum Thema übersetzt. Tenor: Die Schuld an der Misere trägt eindeutig der Papst, der entweder selbst liberal (=kulturmarxistisch) eingestellt ist, oder es erlaubt hat, dass die Synode (und ich vermutle auch die Umweltenzyklika) von welchen unterwandert werden konnte.
https://www.95places.com/the_spectator_-_deutsch/article/402/krise_f%C3%BCr_papst_franziskus
https://www.95places.com/the_spectator_-_deutsch/article/408/seit_dieser_woche_herrscht_chaos_in_der_katholischen_kirche._und_papst_franziskus_ist_schuld_daran
Der klassische Begriff der Sünde ist tatsächlich ins Wanken geraten und dafür gibt auch gute Gründe. Die Erkenntnis der modernen Hirnforschung ist, dass mindestens 95 % menschlichen Handelns durch völlig unbewusste Vorgänge im Gehirn gesteuert werden. Ohne diese völlig unbewussten Vorgänge könnten wir nicht leben, wir könnten nicht gehen, nichts ordentlich sehend in uns aufnehmen, mit anderen Worten, das tägliche Leben nicht bewältigen. Nur Weniges im täglichen Leben wird ins Bewusstsein übergeführt und sogar hier sind die Forscher überwiegend der Meinung, dass uns das Bewusstsein das Gefühl, frei zu handeln, weitestgehend vortäuscht. Also darf man sich nicht wundern, dass der Sündenbegriff heute anders gesehen werden muss als in vergangenen Zeiten, als es diese Erkenntnisse nicht gab. Wenn die Kirche diese wissenschaftlichen Ergebnisse ignoriert, begeht sie den selben schwerwiegenden Fehler wie vor mehr als 300 Jahren, als man am geozentrischen System mit der Erde als Mittelpunkt des Universums festhielt, wie es die Bibel bei wörtlicher und damit falscher Interpretation vorgibt. Erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wurde Galilei von der Kirche rehabilitiert. 300 Jahre hat der Irrtum gedauert!!!
Ich glaube, dass diese Erkenntnisse der Gehirnforschung auch durchschlagen (nicht unbedingt bewusst) auf die öffentliche Einstellung. Und es ist daher ein Gebot der Stunde, sich damit auseinander zu setzen. Das Ignorieren der Natur und deren Gestzmäßigkeiten ist letztendlich auch Leugnen Gottes als Schöpfer dieses Universums!
… wieder ein typisches etsi Deus non daretur – denken Sie doch mal scharf darüber nach! Und, Sie hangen immer noch diesen pseudo-aufgeklärten, völlig verzerrten Klischees und Ammenmärchen vom ‚Fall Galilei‘ an, den es so, wie seit Jahrzehnten schon von Schule (z.B. Brecht!) & Medien in die Gehirne infiltriert, nie gegeben hat (der ‚Fall‘ war in Wirklichkeit ein Politikum, dazu etwa ein Artikel im nun wirklich unverdächtigen Spektrum der Wissenschaft, ich meine, von 1987 → Bibliothek/Band von 1987 raussuchen, lesen! oder auch, für einen 1. Überblick, die entspr. Passage in Manfred Lütz, Gott: Eine kleine Geschichte des Größten). Recherchieren, lesen, Hausaufgaben machen!!
Nochwas: dem Herrn war und ist aber doch die Funktionsweise unseres Gehirns und der genaue Mechanismus der menschlichen Entscheidungsfindung sehr wohl bekannt, wie auch die Natur des Freien Willens, oder? Besser als allen ‚Neurowissenschaftlern‘ & Kasperianern zusammen, jetzt und immerdar.
Drollig: „[…] und sogar hier sind die Forscher überwiegend der Meinung, dass uns das Bewusstsein das Gefühl, frei zu handeln, weitestgehend vortäuscht. Also darf man sich nicht wundern, dass der Sündenbegriff heute anders gesehen werden muss als in vergangenen Zeiten […]“ – ach so, klar, wirklich sehr wissenschaftlich, präzis & grundsolide, diese Ausdrucksweise, absolut bestechend, Ihre … Argumentation. Na, dann kommt das Lehramt ja gar nicht darum herum, diese brandaktuellen, absolut sicheren Erkenntnisse möglichst prompt in die Lehre der hl. Kirche einzupflegen. J.M.B. kann ja den Forscher Richard Dawkins damit betrauen, grmpf …
… lieber Galilei, Sie haben natürlich insofern Recht, als etwa in den letzten Jahrzehnten in der Tat immer mehr erkannt wurde, daß z.B. bestimmte schwere Erkrankungen wie Zwangsstörungen, Drogen- oder Spielsucht (und was es sonst noch an ‚Süchten‘ gibt), oder auch diese Anorexie / Bulimie uvm. wirklich nichts mit „mangelndem guten Willen“ oder „Charakterschwäche“ und dergleichen zu tun haben, geschenkt. Doch dies war doch bereits von Anfang an schon berücksichtigt in Begriff und Definition der ’schweren Sünde‘!
@ GW
Richtig: schwere Sünde ist nicht das, was uns unterläuft, oder das, was wir gar nicht voll als Sünde erkennen oder gar das, was wir im reinen Affekt tun (also z.B. jemanden töten, der uns töten will – da rudert man ums Überleben und wägt nicht mehr ab, kann nicht mehr abwägen) etc.
Schwere Sünde bedeutet: ich weiß, dass es sich um eine schwere Sünde handelt, sicher und klar, vorher. Ich stehe vor einen Abwägung, ob ich das tun soll und entscheide mich für die Sünde.
Schwere Sünden sind ja an sich auch „nur“ Glaubensabfall, Ehebruch und Mord.
Nichts von diesen drei Dingen vollzieht man im Ernst unter bloßem Affekt oder aus Versehen.
@ Galilei
Sie verwechseln hier zwei Ebenen miteinander:
Das eine ist tatsächlich ein „Gesteuertwerden“ von sehr viel unbewussten Vorgängen im Gehirn. Wollten wir ihrer aller bewusst werden, wären wir total überfordert.
Die Frage ist aber, um was es dabei eigentlich geht: Geht es um physiologische Prozesse? Um Instinkte? Um Triebe?
Natürlich reagieren wir häufig unreflektiert und impulsiv auf der Basis von Motiven, die wir selbst nicht durchschauen.
Das ist das, was bei Paulus als „Gesetz der Sünde im Fleisch“ benannt wird.
Die Forscher mögen das so hinstellen, als sei das „normal“ oder „neutral“.
Das ist es aber nicht, und noch nie hat auch nur eine Zivilisation das so gesehen – selbst unter Sünde nicht!
Auch wenn man zugespitzt sagen könnte, unter Sünde täusche uns das Gehirn nur Willensfreiheit vor, widerspricht dennoch eine solche Lehre ausdrücklichen dogmatischen Setzungen:
Das Dogma sagt uns, dass der Mensch erkennen kann, was er tun soll und was nicht – auch wenn er daran versagt oder versagen muss.
Das Dogma sagt uns auch, dass der Mensch, weil Gott dies schenkt, einen freien Willen hat.
Dieser freie begnadete Wille wird grandios an der Gottesmutter sichtbar: sie hat nicht „Fiat“ sagen müssen, sondern sie hat es wollen. Dass dem Geschöpf dieser freie Wille von Gott zugestanden und nicht „geschuldet“ ist, ist aber festzuhalten.
Hätten wir keinen freien Willen, hätte es auch keinen Sündenfall gegeben und diese Lehre wäre ebenfalls falsch.
Jesus klagt über Jerusalem und darüber, dass die Stadt ihn nicht GEWOLLT habe! Gewollt.
Es gibt die Möglichkeit, wider besseres, gnadenhaft erleuchtetes Wissen und v.a. wider den klaren Verstand und das schlüssige Denken (der allen, auch den Heiden, von Gott gegeben ist), gegen den Willen Gottes zu verstoßen.
Dass wir durch schlechte Gewohnheit und ein abgestumpftes Gewissen uns darüber hinwegtäuschen können, ist nicht Ursache, sondern Folge unserer Willensentscheiungen. Es kann ja sein, dass solche Fehlentscheidungen „Abdrücke“ im Gehirn oder sogar in den Genen hinterlassen.
Das ändert aber nichts daran, dass dies veränderbar wäre, wenn man nur wollte.
In der Schrift werden Beispiele erzählt, bei denen es heißt, dass Menschen nicht mehr zurück können und Gott selbst sie für immer (wie z.B. den Pharao, den König Saul) oder für eine Zeit (wie die Juden) verstockt bzw. verhärtet, also das, was sie selbst so steinhart wollten, besiegelt.
Viele Menschen haben in Christus eine Befreiung von den Fesseln der Sünde erlebt, haben abgelassen von der Sklaverei der „Gene“ und des willentlich böse geprägten Gehirns (was auch durch die Vorfahren oder das soziale Umfeld geschehen kann!).
Diese Botschaft ist zentral im christlichen Glauben.
Ja, es ist Glauben!
In der Finsternis ist ein großes Licht aufgeschienen.
Sie können für die quantitative Übermacht der Finsternis plädieren.
Ich will mich lieber an dem Licht orientieren, und wenn ich dabei versage, wird Jesus mir helfen und mich festhalten.
@ zeitschnur
Und was ist mit Menschen, die durch einen schweren Unfall einen irreparablen Hirnschaden erlitten haben? Kann eine solche Hirnverletzung Rückwirkungen auf die Willensfreiheit haben und inwiefern steht dem die kirchliche Lehre von der Sünde entgegen?
Mir scheint, wir sprechen hier von ganz unterschiedlichen Lehrgebilden.
Wie steht es überhaupt mit Satan und seiner Macht zur Verführung. Er suchte ja sogar Jesus Christus in Versuchung zu führen.
Sind Christen grundsätzlich Heilige?
Warum dann überhaupt Beichte und Erlaß der Sünde?
Der Mensch steht doch nicht souverän über der Sünde, der Versuchung, im Gegenteil, er bedarf der Gande Gottes, der er sich zuwenden muss. Wir sind eben keine Übermenschen, auch wenn es die Aufklärung (Nietzsche) so fordert. Erkenntniskritische Fragen lassen sich allein mit einem Verweis auf die Dogmatik nicht beiseite schieben.
Und was bewirkt, dass wir uns zur Sünde entscheiden? Ist es nicht der Hochmut und zwar völlig frei zu sein, die totale Emanzipation, die die von Gott einschließt?
Das sind gute Worte von Frau Zeitschnur.
Es gibt sicherlich bestimmte Veranlagungen, die sich im Cortex deutlich sichtbar machen lassen.
Dabei dürfen wir aber nicht stehen bleiben.
Bildgegebende Verfahren haben sichtbar gemacht, dass bestimmte Regionen im Gehirn zu- oder abnehmen, je nach der Intensität der Nahrung, die man den zugehörigen Verhaltensweisen zuführt.
Die Veranlagung bleibt freilich. In solchen Fällen lehrt die Kirche aber, die Gelegenheiten, die Nahrung und Feuer bieten würden, als gebranntes Kind zu fliehen.
Jeder, der die Macht der Gewohnheit(en) studiert hat, weiß, dass – und wann – auf a b folgt. Er kennt die Orte, die Situationen, hat Erfahrung genug, Personen, die ihm „gefährlich“ werden könnten, zu fliehen.
Was mir bei der Auseinanderseztzung noch fehlt, ist die Einkalkulierung der Macht der Gnade.
Wir erleben es immer wieder, dass Menschen durch das Sakrament vollständig umgewandelt werden. Süchtige sind plötzlich durch das Gnadewirken Gottes – nach Fürsprache und Gebet – geheilt von ihren Süchten.
Das gilt auch für Suizidanfälligkeit, für Homosexualität, für alle Bereiche der Unkeuschheit.
Wir müssen dem Wort glauben: DAS IST MEIN LEIB. DAS IST MEIN BLUT. der ganze Christus, die Tür zum Vater, Gott selber. Für Jesus, der Wein in Wasser verwandeln konnte, ist Wandlung kein Problem!
Das halten Wissenschaftler vielleicht für unmöglich, weil eine Wissenschaftslobby dahintersteckt, die dem Hedonismus das Wort redet.
Wenn das Wort ganz rein ist, bekommt es auch die Kraft der Tati zurück. Dann ist ein „Ja ein Ja“ und ein „Nein ein Nein.“ Das geschieht durch den Glauben der mit Christus verbundenen Person.
An dieser Stelle möchte ich noch was sagen zu @Adrien Antoine. Ich glaube nicht, dass wir aus der/dieser Kirche austreten dürfen, da der mystische Leib da sei, wo zwei oder drei in SEINEM Namen zusammen sind.
Jesus hat sich ganz klar an das Sakrament der Eucharistie binden wollen und wird nach katholischem Bekenntnis nur durch die Weihevollmacht, die diesem durch Succession zukommt, verliehen.
Wir dürfen nicht weiter Spaltung betreiben, sonst bewegen wir uns in protestantische auflösende Lager.
Eine andere Frage ist selbstverständlich, ob man zur Piusbruderschaft „gehen“ dürfe. Ich denke, sollte es zu einem „geistigen Schisma“ kommen, Ja, das wäre legitim.
Wie wollte wohl der, der in der heutigen Zeit noch Priester werden möchte, dies in der Konzilskirche werden? Wie wollte man hier das massenhafte Verteilen von unwürdigen sakrilegischen Kommunionen rechtfertigen?
Wer freilich Sozialarbeit in der katholischen Kirche leisten möchte und einen unausgewogenen Sündenbegriff wie Kard. Schönborn teilt, wird wohl eher Priester in der Konzilskirche.
Ich sehe auch, dass meine Ansicht zum Aussterben des Priestertums in der Konzilskirche führt. Wenn aber gleichzeitig ein Erstarken von „rechts“ kommt (Piusbruderschaft), kann das Glaubensgut gerettet werden und der Glaube zu gegebener Stunde reformiert wer
Jesus verwandelte selbstverständlich nicht Wein in Wasser, sondern Wasser in Wein. Aber Wein in Wasser wäre für ihn auch kein Problem gewesen. Umwandlung, Heiligung und Heilung fallen im Glauben in eins. Nichts ist dem unmöglich, der an Gott glaubt!
Das Sakrament wirkt auch ohne die Würdigkeit des Priesters. Er muss nur tun wollen, was die Kirche tut.
Bildlich gesprochen fließt dann das lebendige Wasser.
Es muss aber auch geschöpft werden durch eine vorbereitete Bußgesinnung. Denn die Läuterung der Seele ist sozuagen das Dichtmachen der Seelenschale, aus der das eingegossene Wasser zuvor aus allen Öffnungen wieder heraustreten konnte. Dann sagt man, dass Sakrament habe „auch nichts gebracht“.
Ein anderes Problem geht mir beim Schreiben auf: Wenn das Sakrament in der Absicht des Priesters zustande kommt, zu tun, was die Kirche tut, der Priester aber gar nicht die Absicht hat, zu tun, was die Kirche – also letztlich Christus anordnet/nämlich die Eingliederung in seinen mystischen Leib – tut; was ist dann??
Ersetzt dann der Wille, das zu empfangen, was Jesus spenden will, den Unglauben und die falsche Absicht des Priesters?
So betrachtet wären wir wieder nahe am Abendmalsverständnis der Protestanten, am Priestertum aller Gläubigen, was wir ja als Katholiken nicht teilen.
Also müssen wir davon ausgehen, dass die Absicht des Priesters zu tun, was die Kirche tut, bereits grundgelegt und versiegelt ist im Weiheversprechen.
Nun müsste man konsequenterweise genau wie beim Ehesakrament auch fragen: Welche Absicht, Kenntnis, Vorbereitung, welchen Glauben, welche Reinheit, welches Opferverstänis hatte der Priester bei der Weihe?
Wenn sich nun die Kirche insgesamt von der Lehre entfernt hat und häretisch geworden ist (evtl. durch das II. Vatikanum), dann würde auch kein reines Glaubensgut mehr weiter gegeben werden können. Sind die Priesterweihen dann noch im Sinne, Geiste und der Vollmacht Christi zustande gekommen? Vermutlich hat eine Kirche, die den Sündenbegriff aufgegeben hat, den Herrn nicht mehr.
Auf der anderen Seite könnten wir rein theoretisch fragen, ob der Herr die verirrten Schafe heute icht auch retten könne durch die Konfrontation mit der Wirkung der Hostie auf den unvorbereiteten Sünder. M.E. beißt sich die Katze dabei in den Schwanz: Denn was wir beobachten ist das Gegenteil. Die sakrilegisch empfangenen Kommunionen führen noch weiter von der Kirche weg. Der Sünder verspürt Widerwillen gegen das Sakrament selbst, weshalb er fern bleibt. Niemand lenkt ihn ja mehr darauf hin, dass seine Sünde die Verbindung zur Kirche und zu Christus auflöst; und keine hartherzigen Kirchengebote.
Darum muss Kirche unbedingt zurückkehren zur Fülle der Wahrheit und Lehre.
Nur was ist in der Ziwschenzeit?Ist die Gnade in der Eucharistie vakant; kann sie nicht mehr empfangen werden? Das sind Fragen, die wir nicht klären können. Hier muss der Glaube eintreten, dass Christus das ersetzt, was Kirche und Heilsuchendem/Gläubigem derzeit fehlen.
Funktioniert das??
@ Suarez
Tu mir leid, aber Sie haben meinen Kommentar entweder gar nicht gelesen oder überhauot nicht verstanden.
In beiden Fällen genügt es, wenn Sie ihn einfach (noch) einmal lesen.
Zu den Einlassungen „Galileis“:
Zunächst einmal darf auf die altbekannte moraltheologische Unterscheidung zwischen actus humanus und actus hominis hingewiesen werden. Wer will, möge die Relation zwischen beiden prozentual bestimmen. Das Ergebnis wäre jedenfalls zur Beurteilung einer Einzelhandlung völlig wertlos.
Der Hinweis auf „die“ (!) moderne Hirnforschung entbehrt allerdings nicht der Komik: Wer sich erst von „der“ Hirnforschung erklären lassen muß, daß z.B. Gehen, Sehen, Hören, Verdauen usw. (actus hominis) biologisch-empirisch betrachtet auf unbewußten Prozessen im Gehirn beruhen, muß geradezu stumpfsinnig sein. Daraus abzuleiten, daß der größte Teil der bewußten (!) Handlungen (actus humanus) moralisch nicht zurechenbar sei, ist schlichtweg lächerlich.
Es wäre natürlich reichlich bequem, alles ins Unbewußte zu schieben – und, wie es bei „Galilei“ geschieht, sogar noch die „öffentliche Einstellung“ zu Moralfragen zur „unbewußten Übernahme der Ergebnisse ‚der‘ Hirnforschung“ zu deklarieren. (Wie kann man „unbewußt“ Forschungsergebnisse übernehmen? Man kann vielleicht bestimmte Thesen „der“ Forschung übernehmen, von denen man nicht weiß, daß es Thesen „der“ Forschung sind. In irgendeiner Weise „übernehmen“ würde man sie schließlich doch. Wer etwas „übernehmen“ würde, ohne sich dessen nicht wenigstens irgendwie bewußt zu sein, würde eben gar nichts übernehmen. Wäre es anders, wäre z.B. ein Volltrunkener geschäftsfähig. — Übrigens: In Wirklichkeit übernimmt die heutige „öffentliche Einstellung“ laufend den jeweils als „modern“ geltenden Unfug, und dabei interessiert „Forschung“ allerhöchstens inswoweit, als sie dem eigenen Hedonismus nicht in die Quere kommt oder ihn gar „wissenschaftlich begründet“. – Wie war das übrigens mit der „öffentlichen Einstellung“ vor 1945? Oder in Frankreich im Jahre 1789? Oder in Rußland im Jahre 1917? – Und trotzdem, es ist traurig, aber wahr: Es gibt tatsächlich immer noch Menschen, die die jeweilige „öffentliche Einstellung“ für moraltheologisch relevant ‑im Sinne einer Normierung- halten! Heute nennt man das „Hören auf die Lebenswirklichkeiten“ ).
Man kann den Sündenbegriff nicht dadurch „ändern“ wollen, daß man in sophistischer Bergriffsumdeutung jeden für mehr oder weniger unzurechnungsfähig erklärt. Freilich bleibt das „Galilei“ für seine Person unbenommen! (Es wäre dann für ihn zu hoffen, daß ihn ein guter Beichtvater, den ich wahrhaftig nicht beneiden würde, eines Besseren belehrt.) Auch wäre dies z.B. jedem Verbrecher recht. Galilei könnte dementsprechend, falls er den traurigen Mut dazu aufbrächte, den Angehörigen eines Mordopfers erklären, daß der überführte Mörder, der psychisch gesund ist und das Verbrechen minutiös geplant hat, dennoch höchstwahrscheinlich unschuldig ist („Wissen Sie, es war eigentlich nur ein Prozeß im Gehirn des Mörders, der den Tod Ihrer Mutter verursacht hat…).
corrigendum.: 2. Absatz unten: statt „…(actus humanus)..“ lies „..(actus humani)..“
So blöd bin ich, so glaube ich, ja doch nicht, wie Sie mich hier hinstellen. Natürlich war auch ohne Hirnforschung immer schon klar, dass Gehen, Sehen etc. im Großen und Ganzen unbewusst stattfindet. Was aber als Erkenntnis der Hirnforschung das Neue und für mich auch Beklemmende ist, dass auch alle oder fast alle anderen Handlungen des Menschen „determiniert“ zu sein scheinen. Das Bewusstschein folgt den Handlungen nach und spiegelt uns vor, frei gehandelt zu haben. Handlungsbewusstsein zu haben bringt einfach Vorteile. Beklemmend ist es für mich genau deswegen, weil daraus der Schluss gezogen werden kann, dass der Mensch für sein Handeln nicht verantwortlich ist. Ich habe einige Jahre meines Lebens nach der Rezeption der Erkenntnisse der meisten Gehirnforscher Probleme damit gehabt, dass mit der Verbreitung dieser Erkenntnis die Gesellschaft am mangelnden moralischen Bewusstsein zusammenbrechen könnte. Mittlerweise glaube ich das nicht, da ich festgestellt habe, dass die Erkenntnis der Gehirnforschung ohnehin fast niemand glaubt. Dies deswegen, weil die tägliche Erfahrung uns eben glaubhaft macht, dass wir frei handeln. Die ganze Geschichte wird aber tatsächlich einen massiven Einfluss auf z.B. die Strafverfolgung haben. Ein Mörder ist psychisch nicht gesund und reines Einsperren hilft nicht. Die Gefängnisse gehören in Therapieanstalten umgewandelt. Entweder es gelingt, einen Menschen zum Besseren umzuprogrammieren oder er gehört lebenslänglich weggesperrt, um die Gesellschaft vor ihm zu schützen. Einen Mörder 20 Jahre einzusperren und dann freizulassen ist sinnlos.
Mir vorzuwerfen, den Sündenbegriff ändern zu wollen, entbehrt nicht eines gewissen Maßes an Dummheit. Ich will ihn nicht ändern, er ändert sich durch Fortschreiten der wissenschaftlichen Erkenntnis. Das nicht zur Kenntnis zu nehmen und sich nicht damit auseinander zu setzen ist Ignoranz! Ich versuche nur, meinen Glauben mit der Wissenschaft in Einklang zu bringen, denn wenn man an einen Gott als Letztursache dieses Universums glaubt, dann kann es einen Widerspruch zwischen Religion und Wissenschaft nicht geben.
Lieber @ Galilei,
Sie haben ein sehr unkritisches Verständnis von positivistischer Wissenschaft. Die „moderne Hirnforschung“ beruht eben nicht auf voraussetzungsloser Erkenntnis, sondern auf bestimmten Setzungen, die sie als wahr annimmt. So kann z.B. Professor Birbaumer konstatieren, dass sogenannte Psychopathen eine signifikante verminderte Aktivität bestimmter Areale des Frontalhirns aufweisen, worauf diese Verminderung aber konkret beruht, dass bleibt unklar. Schon die Zuweisung „Psychopath“ ist aus der Hirnforschung selbst nicht zu gewinnen, denn die Setzung, was normal und was psychopathisch, also nicht normal ist, entspringt ja nicht empirischer Beobachtung, sondern einer ihr vorausgehenden qualitativen Bestimmung, die die empirische Beobachtung nach bestimmten, theoretischen Vorgaben, einordnet. Es wäre eine interessante Frage, ob man Willensfreiheit überhaupt empirisch beweisen kann. Mir ist kein Versuch bekannt, der dies leisten könnte. Ebenso, dass es keine Willensfreiheit gibt.
Da der Mensch in die Erbsünde verstrickt ist, haftet ihm die Sünde schicksalhaft an, das ist keine neue Erkenntnis. Schon Paulus beschreibt die Dichotomie unseres Willens, der einmal zum Guten, dann aber wieder zur Sünde neigt. Ohne diese Dichotomie würde es keine Entscheidungsfreiheit geben. Schuldfähigkeit setzt natürlich die Intaktheit des menschlichen Gewissens insofern voraus, dass der Mensch fähig ist, zu entscheiden („Wer Ohren hat zu hören“). Da die Verstrickung des Menschen in die Sünde, zu komplexen Ausformungen der Sünde führt, befähigt erst der Glaube den Menschen, sich wieder in Freiheit von der Sünde abzuwenden.
Nehmen Sie einen Drogensüchtigen, der lediglich auf seine Sucht reflektiert. Wie soll er je von ihr loskommen; die Sucht beweist ihm doch empirisch, dass er von ihr restlos bestimmt ist. Und doch kann sich ein Süchtiger von der Sucht losreißen, wenn er wieder zur Freiheit des Willens zurückfindet. Indem er sich gegen die Determinierung durch die Sucht stellt, wird er von ihr frei. Er schafft also das, was nach der positivistischen Hirnforschung eigentlich unmöglich ist. Solange er noch in der Sucht ist, bleibt er von ihr bestimmt und zwar restlos. Der Willensakt, sich von der Sucht loszureißen, entspringt also einem Vermögen, das mit der Sucht (Suchtcharakter) eben nicht zusammenfällt, ansonsten er sich von der Sucht nicht losreißen könnte. Was diesen Willensakt bewirkt, bleibt der modernen Hirnforschung verborgen, das ist schlicht eine Tatsache. Die moderne Hirnforschung ist nicht annähernd in der Lage, präzise vorauszusagen, welcher Süchtige sich unter welchen Umständen von der Sucht befreien kann. Sie kann nicht einmal angeben, welche Hirnareale für den gegenteiligen Entscheid verantwortlich sind.
Man hüte sich also, die Hirnforschung als moralischen Maßstab ansetzen zu wollen, so etwas kann nur in die Irre führen.
Und vergessen wir Satan nicht, der in der Hirnforschung ohnehin keinen Platz hat oder doch, als Zwang zum Bösen?
Fortsetzung
Paulus sagt doch zur Triebbestimmtheit des Menschen:
1 Kor 8,7 Aber nicht alle haben die Erkenntnis. Einige, die von ihren Götzen nicht loskommen, essen das Fleisch noch als Götzenopferfleisch und so wird ihr schwaches Gewissen befleckt.
1 Kor 9,26 Darum laufe ich nicht wie einer, der ziellos läuft, und kämpfe mit der Faust nicht wie einer, der in die Luft schlägt;
1 Kor 9,27 vielmehr züchtige und unterwerfe ich meinen Leib, damit ich nicht anderen predige und selbst verworfen werde.
1 Kor 10,21 Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht Gäste sein am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämonen.
2 Kor 12,7 Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.
Gal 5,13 Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe!
Die moderne Hirnforschung müsste erklären, wie ein Paulus und das was er predigte überhaupt möglich ist, angesichts einer alles bestimmenden Determination zum Triebhaften.
Das Problem des Positivismus besteht darin, dass er immer nur erklärt, was empirisch ist, z.B. in dem Beispiel des Süchtigen, dass dieser von der Sucht gefangen ist, solange er in ihr gefangen ist. Hier kann die Hirnforschung die Hirnaktivitäten beobachten, die in der Sucht eine Rolle spielen und daraus schließen, dass das Suchtverhalten auf Zwang beruht, nicht jedoch, warum ein Süchtiger die Sucht „plötzlich“ überwindet. Im Positivismus wird Geist und Fleisch in eins gesetzt, ohne dass es dafür einen empirisch schlüssigen Beweis gäbe. Der Positivismus ist also in seinem Erkenntnisvermögen auf das bloß Sichtbare beschränkt. Es handelt sich um eine verkürzte Erkenntnis, wie Paulus sehr treffend beschreibt.
Lieber @Suarez,
einige Bemerkungen zu Ihren interessanten und mir sehr durchdacht erscheinenden Äußerungen:
Die Beurteilung, ob ein Mensch ein Psychopath ist, kann die Hirnforschung nicht vollständig leisten. Denn Sie haben recht, dafür gibt es Setzungen, die die Gesellschaft als Voraussetzung trifft. Moralisches Handeln hängt von den jeweiligen gesellschaftlichen Voraussetzungen ab, die sich auch im Christentum im Laufe der Geschichte immer wieder gewandelt haben. Aber das hat keine Auswirkung auf die Frage der Willensfreiheit, die im strengen Sinn natürlich nicht zu beweisen ist. Man kann nur feststellen, dass man bisher keinen Mechanismus gefunden hat, der auch nur andeutungsweise die Möglichkeit bietet, dass ein amaterieller Geist auf die Aktivität der Neuronen einwirken kann. Das verbietet eigentlich schon allein der Satz von der Erhaltung der Energie. Und viele Experimente (vom Libet-Experiment angefangen) deuten darauf hin, dass das Gefühl, eine bewusste Entscheidung getroffen zu haben, nach der Handlung kommt.
Zur Erbsünde und zum Teufel: Für mich sind beide Begriffe sehr treffende Metaphern für die Unvollkommenheit der realen Welt. Die kosmische Evolution und auch die biologische hat als ehernes Gesetz das Prinzip „Trial and Error“. Es entsteht nicht das Beste, sondern das, dessen Fitnis für die Erhaltung ausreicht. Daraus ergibt sich die Unvollkommenheit der Welt und auch der Menschen. Dafür stehen Erbsünde und Teufel. Warum Gott den „Zufall“ als Schöpfungsmechanismus genommen hat, konnte noch keine Religion erklären und ich weiß es natürlich auch nicht. Man kann nur die Tatsache zur Kenntnis nehmen. Schon Albert Einstein konnte das nicht glauben: „Gott würfelt nicht“. Mittlerweile sind aber die Erkenntnisse der Quantentheorie vieltausendfach bestätigt worden.
Weiters: Der Drogensüchtige kann von der Determiniertheit seiner Sucht loskommen, indem die Determiniertheit der Therapie die kausalen Voraussetzungen ändert. Alle Handlungen beruhen auf der Kausalität. Alle sensorischen Inputs eines Menschen vom Beginn der Reifung des Zentralnervensystems bis zur jeweiligen Handlung liefern die kausale Bedingung für die Handlung. Daraus folgt jedoch nicht, dass auf Grund der unbedingten Kausalität zukünftige Handlungen voraussagtbar wären. Den Grund dafür liefert die Theorie vom deterministen Chaos, d.h., eine „starke“ Kausalität ist nicht gegeben. Jede Handlung hat aber ihre Ursache nur in den Vorbedingungen.
Dass die Hirnforschung kein moralischer Maßstab sein kann, darin sind wir uns einig.
Lieber @ Galilei,
man kann aber positivistisch schon gar nicht erklären, warum sich Materie strukturiert, lediglich konstatieren, dass sie sowohl strukturiert als auch unstrukturiert erscheint, also einmal in einer beobachtbaren Ordnung und dann wieder in einer chaotischen Gestalt. Wie aber strukturiert sich Materie, wie sollte sie das können, wenn ihr doch nichts Geistiges innewohnt. Und natürlich kann man Geist nicht messen, weil er eben sich der Meßbarkeit wesenhaft entzieht, ansonsten er nämlich Materie wäre. Insofern kann die positivistische Wissenschaft keinen „Mechanismus“ (schon die begriffliche Ableitung erscheint mir hier sehr problematisch) finden, dazu müsste sie eine Position außerhalb des konkreten Seins des Menschen einnehmen, also aus der Perspektive Gottes blicken. Das genau kann sie nicht.
Das Energieerhaltungsgesetzt gilt nur in einer festgelegten Zeit-Ebene. Man behilft sich zudem mit der Theorie der schwarzen Materie, die eine sehr ominöse Fähigkeit hat, nämlich Materie zu sein, die als solche nicht erkennbar ist. Und warum gab es einen Urknall? Ist die Materie plötzlich aus dem Ruhezustand in den der Energie übergegangen? Oder war vor dem Urknall schon ein Urknall und davor einer, bis ins Unendliche hinein. Das hieße aber doch nichts anderes als das es eine göttliche Schöpfung nicht gibt und alles Sein sinnlos ist, weil es sich in endloser Folge wiederholt und zerstört. Nach dieser Theorie trägt das Sein notwendig seine Aufhebung in sich, in einer endlosen Folge. Das ist aber nichts anderes als Nihilismus, damit können Sie den christlichen Glauben nicht versöhnen.
Die Gedankenkonstruktion einer „kosmischen Evolution“ ist alles andere als eine belegte Tatsache. Und dass eine solche Entwicklung durch „Try und Error“ erfolgt sein könnte, schon gar nicht. Der Irrtum ist immer ein Absolutum. Er baut nicht auf, sondern zerstört. Wenn ein Komet „zufällig“ auf die Erde zusteuerte und sie zerstörte, wäre das doch dann ein Zufall, der die ganze evolutionäre Entwicklung mit einem Schlag zunichte machte oder sehe ich das falsch?
Wenn Entwicklung auf Zufall beruht, dann hat sie keinen immanenten Sinn, das wäre alles Sein sinnlos, zwar erscheinend, zwar seiend, aber doch ohne Sinn.
Gott hat auch nicht den Zufall als „Schöpfungsmechanismus“ (schon wieder eine grauenhafte Wortschöpfung, denn Gottes Schöpfung ist ja eben nichts Mechanisches) genommen, sondern in die Schöpfung Freiheit eingestiftet, d.h. die Freiheit sich seinem Willen zuzuwenden oder sich von ihm abzuwenden. Nur in dieser Freiheit entfaltet sich Liebe, die ja kein mechanischer Akt ist und die auch nicht in einem Automatismus erscheint. Schöpfung ist immer auch im Werden begriffen und hat eine klare Tendenz, die aber durch die Sünde (Abfall von Gott – Abwendung vom Sinn der Schöpfung) verdunkelt wird. Aus Leben entsteht neues Leben zum Lobe und Ruhme des Schöpfers. Was Sie Zufall nennen, ist der Spielraum, den Gott in die Schöpfung als Freiheit eingestiftet hat.
Fortsetzung
Eine von jedem Therapeuten bestätigte Grundbedingung für einen Erfolg einer „Therapie“ eines Drogensüchtigen ist zuallererst, dass dieser von der Drogensucht sich überhaupt befreien will. Solange dieser Wille nicht vorhanden ist, können die „kausalen Bedingungen“ für sein Handeln noch so oft geändert werden, sobald der Drogensüchtige wieder seinem freien Willen untersteht, also z.B. aus der Suchtklinik entlassen ist, wird er sofort wieder rückfällig. Es gibt unendliche Studien, die das schlüssig belegen. Es ist also keinesfalls so, dass man nur Parameter des Umfeldes, die sogenannten äußerlichen Kausalitäten ändern müsste, sondern die innerliche „Kausalität“ muss sich ändern und das geht nur über einen Willensakt, der von außen nicht steuerbar ist. Wäre es anders, dürfte die Psychologie/Psychiatrie nicht von nicht therapierbaren Patienten sprechen, sie tut es aber, wenn dem Therapeuten klar wird, dass der Süchtige eben keine Bereitschaft zeigt, sein Verhalten zu ändern. Insofern hapert Ihr Gedankenansatz doch etwas.
Wenn alle Handlungen auf Kausalität beruhten, dann würde mich interessieren, wie Sie Irrtum definieren wollen. Was unterscheidet das Gelingen vom Irrtum in einer notwendigen Kausalfolge? Da werden Sie schwerlich eine befriedigende Antwort geben können. Es bliebe nur, den Irrtum als Zufall erklären zu wollen. Nur wenn der Zufall Kausalität willkürlich aufhebt, wie kann dann die Kausalität für die Handlung bestimmend sein? Und welcher Art von Zufall ist hier konkret vorzustellen?
Und was Sie ganz außer Acht lassen, ist der Tod als radikale Aufhebung aller Kausalität zumindest was das Leben angeht. Die Sterblichkeit ist doch wesenhaft mit dem Leben verbunden. Leben hebt sich auf, obwohl dies der Theorie der Evolution entgegensteht. Gibt es eine unendliche Form? Warum nicht? Und welchen Sinn hat der Tod in einem Seinsverständnis, das nur von der Materie ausgeht, doch keinen? Wenn aber der Tod keinen Sinn hat, hat das Leben doch auch keinen Sinn oder irre ich da? Ein temporärer Sinn, der sich aufhebt, ist keiner, wie eine Wahrheit, die relativ ist, ebenfalls keine ist.
Vielleicht liegt es weniger an einer „gewissen Dummheit“ anderer, wenn Ihre Darlegungen z.T. keinen logischen Gedankengang erkennen lassen.
Die Willensfreiheit ist eine empirisch und für jeden Menschen unmittelbar wahrnehmbare Tatsache. Wer sie leugnet, kann ebensogut jedwede menschliche Erkenntnis leugnen.
Wenn ich mich z.B. jetzt hinsetze und auf Ihre skurrilen Bemerkungen eingehe, dann tue ich das, weil ich das will. Ebensogut könnte ich es lassen.
Ihr Pech, wenn Sie die vermeintlichen Erkenntnisse einiger „Forscher“ für bare Münze nehmen (längst nicht alle Hirnforscher sind darüber einer Meinung) – und dann meinen, verpflichtet zu sein, diese mit dem Glauben in Einklang zu bringen. Das können Sie übrigens vergessen: Der katholische Glaube ist mit den von Ihnen als gesichert angesehenen Hypothesen keineswegs vereinbar. Wenn es keine Willensfreiheit gäbe, dann wäre der Sündenbegriff (wie auch der Tugendbegriff) nicht nur „zu verändern“: Er wäre falsch. Ohne Willensfreiheit gibt es keine Sünde.
Vielleicht sollten Sie sich ganz generell hüten, alles, was sich als „wissenschaftliche Erkenntnis“ präsentiert, unhinterfragt als solche anzuerkennen. Um es zu wiederholen: Hier überhaupt von „den“ Ergebnissen „der“ Hirnforschung zu sprechen, ist unerträglich naiv. Aber manche geraten anscheinend, sobald sich etwas als „wissenschaftlich“ geriert, direkt in Panikzustände, ob der Glaube denn auch damit vereinbar sei. (Sinnvoll könnte man einen solchen Geisteszustand die Galilei-Neurose nennen.) So kann überhaupt nur jemand reagieren, der den Glauben im Grunde schon verloren hat. Wer gläubig ist, weiß, daß Glaube und echte wissenschaftliche Erkenntnis sich niemals widersprechen können.
Mir fällt da noch eine schöne Aussage Goethes in den „Gesprächen mit Eckermann“ ein:
„Ich ehre die Mathematik als die erhabenste und nützlichste Wissenschaft, so lange man sie da anwendet, wo sie am Platze ist; allein ich kann nicht loben, daß man sie bei Dingen mißbrauchen will, die gar nicht in ihrem Bereich liegen, und wo die edle Wissenschaft sogleich als Unsinn erscheint. Und als ob alles nur dann existierte, wenn es sich mathematisch beweisen läßt. Es wäre doch töricht, wenn jemand nicht an die Liebe seines Mädchens glauben wollte, weil sie ihm solche nicht mathematisch beweisen kann! Ihre Mitgift kann sie ihm mathematisch beweisen, aber nicht ihre Liebe.“
Wer den Sinn für die Sünde verliert, verliert den Sinn für das Heil. „Sinn“ aber bedeutet „Weg“.
@Galilei: aus Liebe und durch Liebe ist alles erschaffen. Eine Welt, ein Universum ohne Liebe gäbe es nicht. Auch Sie und mich gäbs nicht. Gott ist die Liebe. Und die Liebe ist dem Ebenbild Gottes, dem Menschen, zutiefst eingegeben, eingehaucht.
Für die Schöpfung gibts weder Zufall noch Notwendigkeit, kein trial und error. Alles Geschaffene ist aus Liebe geschaffen. Ohne Liebe kein Leben, kein Dasein.
Die Freiheit des Menschen (und der Engel) heißt: Gott zu gehorchen, ihn anzubeten und verherrlichen, seine (An)-Gebote zu achten und zu leben, also zusammengefaßt: Ihn zu lieben.
Wenn nicht, kommen automatisch Leid, Schmerz, Gewalt und ewiger Tod- die Trennung von Gott. Das sind die Folgen der Eigenanbetung und Eigenliebe.
Die von der Liebe abgekoppelte EigenVernunft kann das nicht begreifen und will es bewußt nicht wahrhaben- und es schmerzt, nicht wahr? Dieser Schmerz nimmt immer mehr zu, wenns keine Umkehr gibt und dann wird alles zur Anklage und zur Verzweiflung und Hölle letztlich. Ja, so gibts viele, die sich selbst erlösen wollen.
Warum dann nicht lieben? Warum Jesus Christus nicht lieben? Warum nicht mit ihm leiden? Warum nicht Gutes, Frohes tun?
Die wahre, nicht eigenmächtige Vernunft strebt immer zur Liebe und Schönheit und lobt Gott dankend ohne Unterlaß: das ist die Freiheit der „Kinder Gottes“.