Kardinal Müller: Papst steht nicht über dem Wort Gottes und dem katholischen Glauben


Kardinal Gerhard Müller
Kar­di­nal Ger­hard Müller

(Rom) Die extrem pro­gres­si­sti­sche fran­zö­si­sche Zei­tung Goli­as schlug Alarm wegen der „Gefahr“, daß Kir­chen­män­ner wie die Kar­di­nä­le Bur­ke, Mül­ler, Ran­jith, Cañi­zares, Ouel­let, Sarah und ande­re „jun­ge Kar­di­nä­le“ eine wei­te­re „Libe­ra­li­sie­rung“ der Kir­chen­ver­fas­sung ver­hin­dern könn­ten, unter­stützt von etwas älte­ren Kar­di­nä­len wie Sco­la, Pell und Caffarra.

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Die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Inter­net­sei­te Chie­sa e Post­con­ci­lio schrieb hin­ge­gen: „Gott läßt das Böse nur zu, damit dar­aus das Gute noch grö­ßer erwach­se. Die immense Unord­nung bei der Bischofs­syn­de über die Fami­lie führ­te auch zu wun­der­ba­ren Glau­bens­be­kennt­nis­sen durch hoch­ran­gi­ge Prä­la­ten, die Zei­chen der Hoff­nung für die Zukunft der Kir­che sind.“

Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler ist Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und einer der fünf Kar­di­nä­le, der zusam­men mit den Pur­pur­trä­gern Brand­mül­ler, De Pao­lis, Bur­ke und Caf­farra zur Bischofs­syn­ode über die Fami­lie 2014 den Sam­mel­band „In der Wahr­heit Chri­sti blei­ben“ her­aus­brach­te. Vor kur­zem ließ er auf der Inter­net­sei­te der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on sei­nen Vor­trag publik machen, den er am ver­gan­ge­nen 13. Janu­ar im unga­ri­schen Esz­t­er­gom zum The­ma „Die theo­lo­gi­sche Natur der Lehr­kom­mis­sio­nen und die Auf­ga­be der Bischö­fe als Lehr­mei­ster des Glau­bens“ gehal­ten hat.

Die Dinge an ihren Platz stellen

„In der Art Ratz­in­gers“ so Rora­te Cae­li, „stellt Kar­di­nal Mül­ler unter Ver­weis auf das Motu pro­prio Apo­sto­los Suos von Johan­nes Paul II. alle Din­ge an ihren Platz“. Er unter­schei­det zwi­schen der ergän­zen­den Voll­macht der Bischofs­kon­fe­ren­zen und ihrer Orga­ne, etwa die Kom­mis­sio­nen zur Glau­bens­leh­re, die beauf­tragt sind, die unter­schied­li­chen pasto­ra­len Aus­rich­tun­gen zu har­mo­ni­sie­ren, und dem gött­li­chen Recht der Nach­fol­ger der Apo­stel, das von ganz ande­rer Natur ist, und sie in dem Maß zu Glau­bens­leh­rern und Wäch­tern über ihre Orts­kir­chen macht, als sie zur glei­chen Zeit sich der Gesamt­kir­che in Ein­heit mit dem ober­sten Hir­ten, dem Papst annehmen.

Der Kar­di­nal schrieb jüngst dazu: „So sind die Prä­di­ka­te der einen, hei­li­gen, katho­li­schen und apo­sto­li­schen Kir­che in der römi­schen Kir­che a for­tio­ri ver­wirk­licht. Sie heißt seit alters her auch die hei­li­ge römi­sche Kir­che – nicht wegen der sub­jek­ti­ven Hei­lig­keit ihres Haup­tes und ihrer Glie­der, son­dern wegen der Hei­lig­keit ihrer spe­zi­fi­schen Sen­dung, die dar­in besteht, die apo­sto­li­sche Tra­di­ti­on, das depo­si­tum fidei, unver­sehrt zu bewah­ren und getreu weiterzugeben.“

Fol­gen­de Stel­le im Vor­trag von Kar­di­nal Mül­ler über das päpst­li­che Lehr­amt fand in Rom gro­ße Aufmerksamkeit:

Kardinal Mülller: Papst „steht – wie alle Gläubigen – unter dem Worte Gottes und unter dem katholischen Glauben“

„Auf der Ebe­ne der Welt­kir­che ist vor allem die beson­de­re Mis­si­on des Nach­fol­gers des Petrus zu nen­nen, sei­ne Brü­der im Glau­ben zu stär­ken (vgl. Lc 22,32). Hier ist nicht der Ort, um die Leh­re von der päpst­li­chen Unfehl­bar­keit zu behan­deln, son­dern die cha­rak­te­ri­sti­sche und höch­ste Ver­ant­wor­tung des römi­schen Pap­stes bezüg­lich der Bewah­rung der gesun­den Dok­trin zu unter­strei­chen. In ihren „Erwä­gun­gen zum Pri­mat des Nach­fol­gers Petri im Geheim­nis der Kir­che“ von 1998 erklär­te die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on: ‚Der römi­sche Bischof steht – wie alle Gläu­bi­gen – unter dem Wor­te Got­tes und unter dem katho­li­schen Glau­ben. Er ist Garant für den Gehor­sam der Kir­che und in die­sem Sinn ser­vus ser­vor­um. Er ent­schei­det nicht nach eige­ner Will­kür, son­dern ist Stim­me für den Wil­len des Herrn, der zum Men­schen in der von der Über­lie­fe­rung geleb­ten und inter­pre­tier­ten Schrift spricht. Mit ande­ren Wor­ten: Die epi­sko­pe des Pri­mats hat die Gren­zen, die aus dem Gesetz Got­tes und der in der Offen­ba­rung ent­hal­te­nen, unan­tast­ba­ren gött­li­chen Stif­tung der Kir­che her­vor­ge­hen. Der Nach­fol­ger Petri ist der Fels, der gegen Will­kür und Kon­for­mis­mus eine uner­bitt­li­che Treue zum Wor­te Got­tes gewähr­lei­stet: Dar­aus folgt auch der mar­ty­ro­lo­gi­sche Cha­rak­ter sei­nes Primats‘.“

Kardinal Sarah: „Einige wollen Botschaft Christi der relativistischen Ideologie des Westens opfern“

Kardinal Robert Sarah
Kar­di­nal Robert Sarah

Kar­di­nal Robert Sarah, der neue Prä­fekt der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung mach­te mit sei­nem vor kur­zem in Frank­reich ver­öf­fent­lich­ten Gesprächs­buch „Gott oder nichts“ (Dieu ou rien) deut­lich, daß er auf „der­sel­ben Wel­len­län­ge“ (Rora­te Cae­li) liegt. Kar­di­nal Sarah erzählt detail­liert und bewe­gend aus sei­nem Leben und zeigt dabei sei­ne soli­de Theo­lo­gie und die geist­li­chen Ansprü­che, die er an Prie­ster und Hir­ten der Kir­che hat. Die Spra­che des afri­ka­ni­schen Bischofs und Kar­di­nals, der mehr als ein­mal sein Leben ris­kier­te, „erreich­te eine fei­er­li­che Ebe­ne, wenn er von der rela­ti­vi­sti­schen Ideo­lo­gie des Westens spricht, der eini­ge die Bot­schaft Chri­sti opfern wol­len“ und dabei alles – wie es jetzt Mode sei – mit gewin­nen­den Zita­ten von Papst Fran­zis­kus schmücken, so Rora­te Cae­li.

Kardinal Müller: „Den Tempel reinigen“

Am 8. Febru­ar ver­öf­fent­lich­te der ita­lie­ni­sche Osser­va­to­re Roma­no unter dem Titel „Den Tem­pel rei­ni­gen“ einen bereits oben zitier­ten Arti­kel von Kar­di­nal Mül­ler, der in der deut­schen Aus­ga­be unter dem offi­zi­el­len Titel „Theo­lo­gi­sche Kri­te­ri­en für eine Reform der Kir­che und der römi­schen Kurie“ erschie­nen ist. Mül­ler zeigt dar­in auf, daß die wirk­li­chen Refor­men in der Kir­chen­ge­schich­te immer geist­li­che Refor­men waren und nicht poli­ti­sche. Die Kuri­en­re­form müs­se daher, wenn sie von wirk­li­cher Bedeu­tung für die kirch­li­che Erneue­rung sein soll, in erster Linie eine geist­li­che Reform sein. Ihre orga­ni­sa­to­ri­sche Struk­tur und ihre Funk­ti­ons­wei­se müs­sen der beson­de­ren Mis­si­on des Nach­fol­gers des Petrus unter­ge­ord­net sein.

Mit den Wor­ten von Kar­di­nal Mül­ler aus­ge­drückt: „Die Kurie ist kei­ne pro­fa­ne Ver­wal­tungs­struk­tur, sie ist eine dem Wesen nach geist­li­che Ein­rich­tung, die in der beson­de­ren Sen­dung der Kir­che von Rom wur­zelt, wel­che durch das Mar­ty­ri­um der Apo­stel Petrus und Pau­lus gehei­ligt ist. (…) Die struk­tu­rel­le Ord­nung und Arbeits­wei­se der Kurie hat ihr Maß an der spe­zi­fi­schen Sen­dung des Bischofs von Rom. Die­ser ist als der Nach­fol­ger Petri das von Chri­stus sei­ner Kir­che geschenk­te „immer­wäh­ren­de und sicht­ba­re Prin­zip und Fun­da­ment für die Ein­heit der Viel­heit sowohl von Bischö­fen als auch von Gläu­bi­gen“ (Lumen gen­ti­um, 23).“

Kardinal Müllers Kritik an permanenter Synode als Teil der Kirchenleitung

Kardinal Oscar Maradiaga
Kar­di­nal Oscar Maradiaga

Und wei­ter: „Wie wir die Kir­che nur im Licht des geof­fen­bar­ten Glau­bens von einer rein mensch­li­chen Reli­gi­ons­ge­mein­schaft unter­schei­den kön­nen, so ver­ste­hen wir auch nur im Glau­ben, dass der Papst und die Bischö­fe eine sakra­men­ta­le und heils­ver­mit­teln­de Voll­macht haben, die uns mit Gott ver­bin­det. Das unter­schei­det sie von Lei­tern, die sich jede Reli­gi­ons­ge­mein­schaft aus sozio­lo­gi­schen und orga­ni­sa­to­ri­schen Grün­den gibt“, so Kar­di­nal Müller.

Hell­hö­rig wur­de vor allem ein Satz regi­striert: „Die Bischofs­syn­ode, die Bischofs­kon­fe­ren­zen und ande­re Zusam­men­schlüs­se von Bischö­fen gehö­ren einer ande­ren theo­lo­gi­schen Kate­go­rie an als die römi­sche Kurie.“ Eine direk­te Kri­tik an einer neu­en Idee, die sich im Kreis des C9-Kar­di­nals­rats gebil­det hat, der beauf­tragt ist, Vor­schlä­ge zur Kuri­en­re­form vor­zu­schla­gen. Laut der neu­en Idee soll­te die Bischofs­syn­ode zu einer Art Dau­er­ein­rich­tung wer­den, die durch eine per­ma­nen­te Dele­ga­ti­on Teil der römi­schen Dik­aste­ri­en wird und damit direk­ten Anteil an der Kir­chen­lei­tung haben soll­te. Wort­füh­rer einer Aus­wei­tung der Ein­fluß­nah­me der bischöf­li­chen Kol­le­gia­li­tät mit­tels einer neu­en Syn­oda­li­tät ist der hon­du­ra­ni­sche Kar­di­nal Oscar Rodri­guez Maradiaga.

„Die Kar­di­nä­le Mül­ler und Sarah brin­gen mit kla­ren Wor­ten zum Aus­druck, daß sie sich von Gestal­ten wie zum Bei­spiel Bal­dis­se­ri, Marx, Tag­le und Kas­per unter­schei­den“, so Rora­te Cae­li.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Mes­sa in Latino

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4 Kommentare

  1. Gute Nach­rich­ten, danke.
    Ist aber Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler da ein unge­nau­er Aus­druck unterlaufen?
    Er schreibt: 

    /​/​Sie heißt seit alters her auch die hei­li­ge römi­sche Kir­che – nicht wegen der sub­jek­ti­ven Hei­lig­keit ihres Haup­tes und ihrer Glie­der, sondern … //

    Wahr­schein­lich hat der Kar­di­nal hier den Papst gemeint. Der Papst ist aber n i c h t das Haupt der Kir­che, er ist allen­falls das s i c h t b a r e Ober­haupt einer A b t e i l u n g der Kir­che, näm­lich der strei­ten­den Kirche.
    Das Haupt der Kir­che ist ein­zig und allein Jesus Chri­stus, und die­ses Haupt ist voll­kom­men heilig.

  2. Der hl. Vin­zenz v. Lerin über die schwe­re Prü­fung bez. der Ver­su­che der (heim­li­chen) Ein­füh­rung von Irr­tü­mern ein­her­ge­hend mit einer Neue­rungs­sucht; gleich­sam eine sei­ner­zeit vor­ge­zo­ge­ne Moment­auf­nah­me auch der heu­ti­gen aktu­el­len Gescheh­nis­se inner­halb der Kirche: 

    -

    „Es ist tat­säch­lich eine schwe­re Prü­fung, wenn der­je­ni­ge, den man für einen Pro­phe­ten, den man für einen Pro­phe­ten­schü­ler, den man für einen Leh­rer und Ver­fech­ter der Wahr­heit hält, dem man mit höch­ster Ver­eh­rung und Lie­be ange­han­gen hat, wenn ein sol­cher plötz­lich heim­lich schäd­li­che Irr­tü­mer ein­führt, die man nicht sofort auf­decken kann, da man noch in der Vor­ein­ge­nom­men­heit für die frü­her Lehr­au­tori­tät befan­gen ist und sie nicht leicht zu ver­ur­tei­len wagt, da man durch die Zunei­gung zu dem alten Leh­rer dar­an gehin­dert wird“ (comm. 10, 8).
    [.…]
    mit dem ein­mal über­lie­fer­ten und in alter Zeit ange­nom­me­nen Glau­bens­re­gel nicht zufrie­den sind, son­dern von Tag zu Tag fortwährend
    nach Neu­em suchen und stän­dig ein Ver­lan­gen danach ver­spü­ren, zur Reli­gi­on etwas hin­zu­zu­fü­gen, an ihr etwas zu ver­än­dern oder von ihr etwas weg­zu­neh­men: als ob es sich nicht um eine himm­li­sche Leh­re han­del­te, für die es genü­ge, ein­mal geof­fen­bart wor­den zu sein, son­dern um eine irdi­sche Ein­rich­tung, die nur durch stän­di­ge Ver­bes­se­rung, oder viel­mehr Kri­tik, zur Voll­kom­men­heit gelan­ge“ (comm. 20,1–2)“
    -

  3. Nicht ver­ges­sen, wer die­ser Herr wirk­lich ist: Der Kar­di­nal, der in sei­ner After­dog­ma­tik wesent­li­che Inhal­te der katho­li­schen Leh­re leug­ne­te wie die Immer­wäh­ren­de Jung­fräu­lich­keit der Aller­se­lig­sten Jung­frau Maria oder die Real­prä­senz Chri­sti unter den eucha­ri­sti­schen Gestal­ten, unter der nach sei­ner Irr­leh­re der gött­li­che Hei­land NICHT im ver­klär­ten Zustand gegen­wär­tig ist, so wie er im Him­mel ist. Eben­so will Mül­ler, daß die Pro­te­stan­ten in die Höl­le kom­men, da er die­se in Bay­ern dezi­diert auf­for­der­te, NICHT zu kon­ver­tie­ren, wodurch er sich als getreu­er Jün­ger sei­nes römi­schen Herrn geof­fen­bart hat, für den ja auch die Bekeh­rung zur katho­li­schen Kir­che zu den größ­ten Dumm­hei­ten gehört.
    Solan­ge Mül­ler sich nicht von sei­nen Häre­si­en offen distan­ziert, ist er nichts ande­res als ein kon­zi­lia­rer Char­la­ten, der eben jetzt den „rech­ten Flü­gel“ bedie­nen soll – wei­ter nichts!

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