(Wien) Die von Kardinal Raymond Burke für den kommenden 5. November angekündigte Votivmesse im überlieferten Ritus in der Pfarrkirche St. Leopold Donaufeld in Wien-Floridsdorf wurde abgesagt.
Kurienkardinal Burke wird, wie angekündigt, am 4. November, dem Gedenktag des Heiligen Karl Borromäus in der Wiener Karlskirche ein Pontifikalamt im Alten Ritus zelebrieren. Die ebenfalls für seinen Wien-Aufenthalt angekündigte Votivmesse für die Apostel Petrus und Paulus wurde hingegen abgesagt (siehe den Bericht 5.11.: Kardinal Burke zelebriert in Wien St. Leopold Votivmesse im Alten Ritus).
Ablehnung des überlieferten Ritus und Nachwehen der Bischofssynode?
Gründe für die Absage sind nicht bekannt, doch dürften sie mit dem überlieferten Ritus und mit Nachwehen der Bischofssynode über die Familie zu tun haben. Die Pfarrei St. Leopold Donaufeld ist dem Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg inkorporiert. Der Klosterneuburger Propst Bernhard Backovsky zitierte, das ist bekannt, den für die Pfarre St. Leopold zuständigen Chorherren und Pfarr-Moderator ins Stift und untersagte die Zelebration.
Bernhard Backovsky wurde 1995 zum 66. Propst und 17. Lateranensischen Abt des Stifts gewählt. 2002 erfolgte seine Wahl zum Generalabt der Österreichischen Augustiner-Chorherrenkongregation. Seit 2010 ist er zudem Abtprimas aller Augustiner-Chorherren weltweit.
Wie steht es um „offene Diskussion“ und dem „vollen Frieden der Kirche“ für den Usus antiquus“?
Das Verbot durch Abtprimas Backovsky muß als Affront von seltener Härte gegenüber dem überlieferten Ritus und einem der führenden Kirchenvertreter aufgefaßt werden. Eine unfreundliche Art, hinter der schwerwiegende Brüche innerhalb der Katholischen Kirche Österreichs sichtbar werden. Dazu scheint die Unfähigkeit zu gehören, den überlieferten Ritus zu akzeptieren und die Meinung anderer zu respektieren. Kardinal Burke und Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn standen sich bei der Bischofssynode auf entgegengesetzten Positionen gegenüber. Ein Zelebrationsverbot im Alten Ritus stellt eine schwerwiegende Bevormundung anderer dar, zuallererst des Zelebranten, aber auch der Gläubigen, die diesen wünschen.
Der unerfreuliche Vorfall wirft Fragen auf, wie es wirklich um die „offene Diskussion“ bestellt ist, die Papst Franziskus mehrfach für die Bischofssynode einmahnte. Und wie es wirklich um die Hoffnung bestellt ist, die der emeritierte Papst Benedikt XVI. am vergangenen Samstag in einer Grußbotschaft zum Audruck brachte: „Ich bin sehr glücklich darüber, daß der Usus antiquus jetzt im vollen Frieden der Kirche lebt, auch unter den Jungen, unterstützt und zelebriert von großen Kardinälen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Wikicommons