(Rom) Eine Gruppe traditionsverbundener Medieninitiativen in Italien veröffentlichte gemeinsam “10 Fragen an Kardinal Joà£o Braz de Aviz“, den Präfekten der Ordenskongregation. Grund für den Fragenkatalog sind die radikalen Eingriffe der Kongregation gegen die Ordensfamilie der Franziskaner der Immakulata. Die Fragen beziehen sich jedoch nicht nur auf dieses Thema, sondern werfen auch die Frage nach dem Verhältnis von Kardinal Braz de Aviz zur Befreiungstheologie, der Freimaurerei und der synkretistischen Idee einer Welteinheitsreligion auf.
Die acht traditionsverbundenen Medieninitiativen sprechen von „schwerwiegenden Ereignissen und Fragen“, die durch die kommissarische Verwaltung der Brüder und die Visitation der Schwestern entstanden sind. Adressat des Offenen Briefs ist Kardinal Braz de Aviz, da beide Maßnahmen dessen Unterschrift tragen.
Die Franziskaner der Immakulata wurden im Juli 2013 mit Billigung von Papst Franziskus unter kommissarische Verwaltung und der Ordensgründer, Pater Stefano Maria Manelli unter Hausarrest gestellt. Die mit dem Orden verbundene Laiengemeinschaft wurde faktisch aufgelöst und bei den Franziskanerinnen der Immakulata führt seit Mai 2014 eine von der Ordenskongregation ernannte Visitatorin de facto das Regiment.
„Es handelt sich um Fragen von weltweiter Bedeutung“, so die Anfragsteller. „Da die kommissarische Verwaltung der Franziskaner der Immakulata und die Visitation der Franziskanerinnen der Immakulata öffentliches Ärgernis ausgelöst haben, werden auch die Fragen öffentlich gemacht“, so die Autoren.
1.) Warum wurden die Franziskaner der Immakulata unter kommissarische Verwaltung gestellt? Aus dem von Ihnen erlassenen Dekret läßt sich kein Grund ablesen. Warum?
2.) Warum haben Sie die Ihnen gemeinsam vom Generalrat und dem Generalprokurator der Franziskaner der Immakulata am 29. Mai 2013 übermittelte Note nicht berücksichtigt, mit der Ihnen – bezüglich der damals gerade stattfindenden Apostolischen Visitation – einige schwerwiegende Vorfälle mitgeteilt wurden, unter anderem, wie es darin heißt: „Die Entscheidung [des Visitators] AUSSCHLIESSLICH mit einem schriftlichen Fragebogen vorzugehen, aber den Besuch bei den Gemeinschaften und sogar in den Seminaren zu meiden […]; Die Ergebnisse des Fragebogens, ohne zu überprüfen, ob das Geschriebene tatsächlich den Überzeugungen der einzelnen Brüder entspricht, sind aus den genannten Gründen daher unzuverlässig“?
3.) Sind Sie über die vom von Ihnen zur Leitung der Franziskaner der Immakulata ernannten Apostolischen Kommissar erlassenen Anweisungen am Laufenden, die er den Brüdern aufzwingt, unter anderem die Schließung der Seminare, die Aussetzung der Weihen und das Verbot des Apostolats und an theologischen Publikationen mitzuwirken? Falls Sie darüber informiert sind, warum haben Sie diese, offenkundig zerstörerischen Maßnahmen bestätigt, die sich gegen grundlegende Aktivitäten richten, die Teil des Charismas dieses ordnungsgemäß vom Heiligen Stuhl anerkannten Ordens gehören?
4.) Warum haben Sie die Apostolische Visitation der Franziskanerinnen der Immakulata angeordnet, des weiblichen Zweiges eines Ordens, den Sie ohnehin bereits unter kommissarische Verwaltung gestellt haben?
5.) Warum haben Sie als Apostolische Visitatorin eine Ordensfrau ernannt, die nach Haltung und Formung, vor allem aber nach ihrer Art zu denken und zu handeln, den Franziskanerinnen der Immakulata so fernsteht?
6.) Warum haben Sie gegenüber jenen Orden, in denen eine große Zahl der Angehörigen sich offensichtlich vom Charisma der Gründer und der Befolgung der jeweiligen Ordensregeln und Konstitutionen entfernt haben, nicht dieselbe Aufmerksamkeit und Strenge gezeigt?
7.) Was denken Sie über die Befreiungstheologie? Halten Sie es mit dem katholischen Glauben für vereinbar, den Thesen der Befreiungstheologie zu folgen, besonders nach der ausdrücklichen Verurteilung durch die von Johannes Paul II. bestätigte Instruktion der Glaubenskongregation vom 6. August 1984, mit der, unter anderem deren schwerwiegende ideologischen Abweichungen festgestellt werden?
8.) Was denken Sie über die synkretistische Perspektive, alle Religionen in einer neuen Welteinheitsreligion zu vereinen? Stimmt es, daß Sie zusammen mit spiritistischen, theosophischen und freimaurerischen Gesellschaften am ersten Spirituellen Weltforum teilgenommen und das Eingangsreferat gehalten haben? [Am Forum Espiritual Mundial haben laut dem Publizisten Antonio Socci in der Tageszeitung “Libero“ vom 26. Januar 2014, auch der ehemalige katholische Priester und führende Befreiungstheologe Leonardo Boff, der Vorsitzende der Federacao Espirita Brasileira (Spiritistische Föderation Brasiliens), der Vorsitzende der Theosophischen Gesellschaft Brasiliens Ricardo Lindemann und der Ehren-Großmeister des Bundesdistrikts des Großorients von Brasilien (Grande Oriente do Brasil) Helio Pereira Leite teilgenommen.]
9.) Sind Sie nicht auch der Meinung, daß jedes Projekt einer Welteinheitsreligion offenkundig dem Grundsatz widerspricht, was die Glaubenskongregation in der Erklärung Dominus Iesus, 14 sagt: „Es ist deshalb als Wahrheit des katholischen Glaubens fest zu glauben, daß der universale Heilswille des einen und dreifaltigen Gottes ein für allemal im Mysterium der Inkarnation, des Todes und der Auferstehung des Sohnes Gottes angeboten und Wirklichkeit geworden ist“?
10.) Was denken Sie über die Freimaurerei? Halten Sie die Mitgliedschaft eines Katholiken und umso mehr eines Kirchenvertreters in der Freimaurerei mit dem christlichen Glauben für vereinbar?
Die Unterzeichner der Fragen an Kardinal Braz de Aviz sind die Herausgeber der Medieninitiativen:
Corrispondenza Romana
Riscossa Cristiana
Chiesa e postconcilio
Il Cammino dei Tre Sentieri
Vigiliae Alexandrinae
Giudizio cattolico
Conciliovaticanosecondo
Una Fides
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Diversidad/Pensiero e Libertà