(Rom) Am vergangenen Sonntag, den 4. Mai fand in Rom der vierte Marsch für das Leben statt. Innerhalb weniger Jahre wurde daraus die größte Lebensrechtsaktion Italiens und eine der größten Europas. Am ersten Marsch am 28. Mai 2011 in Desenzano am Gardasee, nahmen 600 Menschen teil. Seit 2012 findet der Marsch für das Leben in Rom statt. Am vergangenen Sonntag zogen 50.000 Menschen für das Recht auf Leben durch die Straßen Roms und protestierten gegen den Mord an unschuldigen Kindern durch Abtreibung. Gewidmet war der vierte Marsch dem vor kurzem verstorbenen Rechtsphilosophen Mario Palmaro, der einer der Gründer des italienischen Marsches für das Leben war.
Marsch für das Leben hat Lebensrechtsbewegung Italiens „revolutioniert“
Die Initiative führte zu einem Umbruch der Lebensrechtsszene in Italien. Viele Jahre war diese in einer Art Alibifunktion an die regierenden Christdemokraten gekoppelt, die zwar hier und da zur Beruhigung der eigenen Wählerschaft gegen Abtreibung Stellung bezogen, aber nichts gegen das Kindermorden unternahmen. Der Marsch für das Leben entstand in den USA. Durch die Übernahme gelang in Italien der Befreiungsschlag aus parteipolitischer Umarmung. Seither ist die Lebensrechtsbewegung auf der Apenninenhalbinsel unabhängig und seither ist ihre Stimme in der öffentlichen Diskussion hörbar geworden. Alle wichtigen Medien berichteten über den außergewöhnlichen Zulauf zum Lebensrechtszug, der am Sonntag durch die Straßen Roms führte und auf dem Petersplatz endete. Den Erfolg hatten sich weder Abtreibungsbefürworter noch Gegner erwartet, als vor vier Jahren zum ersten Mal zu einem „Marsch“ eingeladen wurde. Der Marsch ist keine Organisation, sondern ein Ereignis und versteht sich selbst als Plattform für den Lebensschutz. An ihm können alle Gruppen und Organisationen auf der Grundlage eines klaren gemeinsamen Nenners teilnehmen: Ein kompromißloses Nein zur Abtreibung und Verletzung unschuldigen Lebens.
Initiative traditionsverbundener Katholiken
Maßgebliche Initiatoren des Marsches sind Katholiken, die die erstickende Situation der Lebensrechtsbewegung in Italien nicht mehr ertragen konnten. Unter ihnen ist an erster Stelle der Historiker Roberto de Mattei zu nennen, wie überhaupt traditionsverbundene Katholiken eine zentrale Rolle beim Marsch für das Leben in der Stadt des Papstes spielen. Mit dabei waren neben Angehörigen verschiedener anderer Orden von Anfang an auch die Franziskaner der Immakulata. Zahlreiche Brüder und Schwestern nahmen am Marsch teil, vor allem aber warben sie an allen ihren Niederlassungen und betreuten Kirchen und Wallfahrtsorten für den Marsch.
Wie bereits 2012 und 2013 führte der Marsch für das Leben erneut nach einem zweistündigen Verlauf auf den Petersplatz, wo er mit der Teilnahme am Regina Coeli des Papstes seinen Abschluß fand. Im Gegensatz zu den Vorjahren begaben sich dieses Mal mehrere Tausend Lebensschützer sofort auf den Petersplatz. Durch ihre Transparente, wurde das brennende Thema des Massenmordes an ungeborenen Kindern für die Medien noch besser sichtbar gemacht.
Papst Franziskus, der im vergangenen Jahr die Teilnehmer grüßte und auf die Unterschriftensammlung der europäischen Bürgerpetition One of Use – Einer von uns nur in Italien hinwies, obwohl es sich um eine EU-weite Aktion handelte, betonte am vergangenen Sonntag stärker den internationalen Charakter, den die Initiative Marsch für das Leben inzwischen hat. Aus den USA kommend finden heute in mehreren europäischen Städten solche Märsche statt, darunter im September jeweils auch in Berlin und Zürich.
Gedenkminute für Mario Palmaro
Vor der Kirche Santa Maria degli Angeli e dei Martiri sagte die Vorsitzende der Initiative Marsch für das Leben Virginia Coda Nunziante in ihrer Rede: „Wir zeigen, daß es die Bewegung für das Leben gibt, daß sie lebendig ist und daß sie nicht resigniert hat angesichts einer verbreiteten Gleichgültigkeit und der täglichen Tötung unschuldiger Kinder im Mutterleib“.
Einer der ergreifendsten Momente des diesjährigen Marsches war, als die Vorsitzende zu einer Gedenkminute für den im vergangenen März verstorbenen Rechtsphilosophen Mario Palmaro aufrief: „Dieses Jahr haben wir eine schmerzhafte Lücke in unseren Reihen: jene von Mario Palmaro. Er war für uns ein Lehrmeister im Denken und im Leben. Ihm wollen wir diesen vierten Marsch für das Leben widmen“. Auf einem Transparent stand zu lesen: „Danke Mario Palmaro“.
Mario Palmaro, der erst 45 Jahre alt, am 9. März an einer unheilbaren Krankheit gestorben war, gehörte zu den Initiatoren der italienischen Ausgabe des Marsches für das Leben. Der überzeugte Lebensrechtler war in seinen letzten Lebensmonaten zum intellektuell schärfsten Kritiker von Papst Franziskus und dessen Amtsführung geworden. Vor einem Jahr hatte er noch am dritten Marsch für das Leben teilgenommen. Am Morgen vor dem Marsch zelebrierte Msgr. Marco Agostini in der überfüllten Karmelitenkirche Santa Maria della Vittoria eine Gedächtnismesse im Alten Ritus für Mario Palmaro. Eine weitere Messe in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus wurde nach dem Marsch in der nicht minder überfüllten Kirche der Petrusbruderschaft in Rom, SS. Trinità dei Pellegrini zelebriert.
Kardinal Burke hielt Eucharistische Anbetung und marschierte wieder mit
14 Kardinäle unterstützten den diesjährigen Marsch. Zuvor war es nur Kardinal Raymond Burke, der demonstrativ selbst durch die Straßen Roms zog und die Bischöfe und Kardinäle aufforderte, überall in der Welt für das Recht auf Leben und gegen Abtreibung und Euthanasie auf die Straße zu gehen.
Wie bereits in den vergangenen Jahren leitete Kardinal Burke am Vorabend des Marsches eine Eucharistische Anbetung in der Basilika S. Andrea della Valle. Und erneut ging der von Papst Franziskus deklassierte, traditionsverbundene Kardinal den ganzen Weg von der Piazza della Repubblica am Hauptbahnhof bis zum Petersplatz mit.
Rome Life Forum: Appell an Bischöfe, keine Kommunion für Abtreibungspolitiker
Am Samstag nahm Kardinal Burke an einer internationalen Lebensrechtstagung statt, die im Saal Pius X. in der Via della Conciliazione stattfand. In seiner Rede bekräftigte der Kardinal das Verbot der Katholischen Kirche, die heilige Kommunion öffentlichen Sündern zu spenden. Der Kardinal unterstützte damit den Aufruf von 52 führenden Lebensschützern aus der ganzen Welt, die am selben Tag an die katholischen Bischöfe appellierten, „in einem Geist der Liebe und Barmherzigkeit“ katholischen Politikern, die für die Abtreibung sind, die Kommunion zu verweigern. Der Appell wurde im Rahmen des Rome Life Forum unterzeichnet, der von LifeSiteNews, Human Life International und Family Life International veranstaltet wurde. Aus dem deutschen Sprachraum unterzeichnete neben den Ablegern von Human Life International auch die Jugend für das Leben den Appell. Der Marsch für das Leben in Rom wurde von 107 italienischen Organisationen, Vereinigungen, Initiativen, Gruppen und sogar Pfarreien mitgetragen.
Der nächste Marsch für das Leben findet am 10. Mai 2015 statt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana