(Saigon) Vom kommunistischen Regime verfolgt, gebrauchte er die Ketten, die ihn der Freiheit beraubten, um den Rosenkranz zu beten. Nguyen-Huu Cau bekehrte sich im Gefängnis zu Christus. Vor wenigen Tagen wurde er nach mehr als 37 Jahren Gefängnis- und Lagerhaft freigelassen. „1986 wurde ich in der Osternacht vom Jesuiten Joseph Nguyen getauft“. Cau schilderte in einem Interview für Catholic News das harte Schicksal vietnamesischer Katholiken. Der Jesuitenpater war es, der ihm in Haft von Christus erzählte und ihm den Katechismus beibrachte. Seither „habe ich jeden Tag sieben Mal den Rosenkranz gebetet und fünf Mal den Kreuzweg“, so Nguyen-Huu Cau.
Nach vergeblichen Umerziehungsversuchen, wurde Cau am vergangenen 22. März freigelassen. 32 Jahre verbrachte der „Volksfeind“ im Gefängnis und mehr als fünf Jahre im Konzentrationslager. Nach seiner Freilassung sagte er: „Ich danke Gott, daß er meinen Kerkermeistern vergeben hat“.
Durch schwere Folterungen während seiner Haftzeit ist Nguyen-Huu Cau heute taub und fast blind. „Im Gefängnis habe ich aber Christus kennengelernt und zum Glauben gefunden.“
Gefangenenlager K2 Z30A im Dschungel – Todestrafe
Cau wurde 1947 geboren. Er tat in der südvietnamesischen Armee Dienst und wurde Hauptmann. Als solcher kämpfte er gegen das kommunistische Nordvietnam und die südvietnamesischen Kommunisten. Als die Kommunisten 1975 siegten, wurde er verhaftet und verschwand für mehrere Jahre in einem Konzentrationslager. 1980 wurde er aus dem Lager entlassen, doch bereits 1982 erneut verhaftet, weil er auf Manuskripten seiner Gedichte Kritik am kommunistischen Regime anklingen habe lassen.
1983 wurde er wegen “Sabotage“ und Schädigung des Ansehens der Partei und der Regierung“ als “Volksfeind“ zum Tode verurteilt. Später wurde die Strafe in lebenslange Haft umgewandelt. 32 Jahre mußte Cau im Gefangenenlager K2 Z30A mitten im Dschungel verbringen. Mehr als 500 Briefe schrieb er an das kommunistische Regime und forderte die Wiederaufnahme seines Prozesses. Eine Antwort erhielt er nie.
Am 22. März 2014 wurde er 39 Jahre nach seiner ersten Verhaftung aus dem Gefängnis entlassen. Die Freilassung erfolgte aufgrund einer Amnestie, die Vietnams Staatspräsident Truong Tan Sang wegen des prekären Gesundheitszustandes von Nguyen-Huu Cau gewährte.
Der härteste Rosenkranz der Welt
Den Rosenkranz betete Cau „an der Kette, an die ich gekettet war. Sie hatte 90 Ringe. Ich habe aus der Kette, die mir die Freiheit raubte, meinen ganz persönlichen Rosenkranz gemacht.“ Durch Pater Joseph Nguyen-Cong Doan, der selbst Gefangener war, „lernte ich die Liebe Gottes kennen. So konnte ich sogar ein Lied komponieren, das dem Heiligen Kreuz gewidmet ist, das mich in einer irdischen Gefangenschaft getragen hat“. Pater Nguyen wirkt heute am Päpstlichen Bibelinstitut in Jerusalem.
Vor seiner Bekehrung hielt Nguyen-Huu Cau sein Haß gegen das kommunistische Regime und gegen seine Peiniger am Leben. Er hoffte, irgendwann Rache nehmen zu können für das, was man ihm antat. Mehrfach dachte er damals an Selbstmord, um der Gefangenschaft zu entfliehen. „Aber die Liebe Gottes und der Gottesmutter haben mich verändert. Ich empfinde keinen Haß mehr für meine Peiniger. Die heiligste Dreifaltigkeit und Maria haben mir geholfen, meinen Hader mit meinem Schicksal zu überwinden. Sie haben es verhindert, daß ich mich während der Haftjahre umgebracht habe“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi