(New York) Der deutschstämmige Weihbischof von Astana im zentralasiatischen Kasachstan, Msgr. Athanasius Schneider gab dem katholischen US-Internetsender ChurchMilitant.tv ein Interview, in dem er eine Korrektur der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils forderte, die – so Schneider – zu Fehlentwicklungen beigetragen haben.
Bischof Schneider gehört zu den profiliertesten Vertretern jenes Teils der katholischen Kirche, der nicht durch Anpassung an die Welt Stärke zu finden sucht, sondern durch die Verkündigung der unverkürzten Glaubenswahrheit in der Welt. Bereits mehrfach äußerte er auch Kritik am Zweiten Vatikanischen Konzil, etwa bei den internationalen Jahrestagungen zum Motu proprio Summorum Pontificum in Rom. In einem Fernsehinterview für ChurchMilitant.tv wiederholte er seine Kritik, worauf pius.info aufmerksam machte.
Kritik übte Bischof Schneider vor allem an nachkonziliaren Fehlentwicklungen, aber auch an Mehrdeutigkeiten in einzelnen Konzilsdokumenten selbst. Er folgt in seiner Einschätzung weitgehend jener von Papst Benedikt XVI. Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils könnten nur aus der Tradition der Kirche heraus gelesen und interpretiert werden. In diesem Licht würden sie ihre Aufgabe erfüllen. Eine Nichtübereinstimmung oder einen Bruch mit der Tradition der Kirche sei für ein Konzilsdokument ausgeschlossen.
Bischof Schneider rief in Erinnerung, daß es nicht in der Absicht des Konzils lag, neue Lehrsätze zu verkünden. Der Anspruch, wie ihn Papst Johannes XXIII. definierte, war eine Vertiefung der Glaubenswahrheit und deren Schutz. Das sei auch der Schlüssel für eine authentische Lesart des Konzils. Andere Lesarten, und seien sie von Theologen oder Bischöfen, hätten dagegen keine Berechtigung.
Allein die Tatsache, daß einige Stellen verschiedener Konzilsdokumente auf unterschiedliche Weise ausgelegt werden können, zeige, daß nicht erst die Nachkonzilszeit zum Problem wurde, sondern bereits in den Dokumenten selbst ein Problem zu suchen sei. Die mehrdeutigen Stellen müßten korrigiert werden, ansonsten werde die unübersehbare Verwirrung fortdauern. Die heutige Zeit sei eine Zeit, in der mehr denn je Klarheit gefordert sei.
Korrekturbedarf sieht Bischof Schneider unter anderem in der dogmatischen Konstitution Lumen Gentium bei den Themen Kollegialität, Bischofsamt und Beziehung zum Papst. Die entsprechenden Stellen des Dokuments seien bereits während des Konzils als zweideutig und verschwommen erkannt worden. Hier brauche es eine Richtigstellung, um die nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmende Theorie von einer Kirche, die vom Bischofskollegium und nicht vom Papst regiert werde, auszuschließen. Die Struktur der Kirche wurde von Jesus Christus selbst festgelegt und könne daher nicht verändert werden.
Jeder Bischof sei Teil des mystischen Leibes Christi und trage in dieser Einheit Verantwortung für die Weltkirche, das sei seit 2000 Jahren so und komme auf außerordentliche Weise in den ökumenischen Konzilen zum Ausdruck, in denen die Bischöfe zusammen mit dem Papst regieren, „immer jedoch unter dem Papst“, so Msgr. Schneider. Da die Konzile nicht von Jesus Christus selbst vorgegeben wurden, sei mit besonderer Aufmerksamkeit auch in ihrem Zusammenhang der Primat des Papstes zu wahren.
In Lumen Gentium heißt es weiter, daß Katholiken mit den Muslimen denselben Gott anbeten würden. Die Formulierung sei unglücklich und mißverständlich. Katholiken verehren immer den Dreifaltigen Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist. Das Erste Vatikanische Konzil legte fest, so Schneider, daß jeder Mensch allein durch das Licht der Vernunft, auch ohne das Licht des Glaubens, befähigt ist, die Existenz Gottes als Schöpfer zu erkennen. Deshalb würden Moslems nicht denselben Gott anbeten, ebensowenig die Juden, die Jesus Christus, die zweite göttliche Person ablehnen. Denn ihre Gottesverehrung sei natürlich, aber nicht übernatürlich, wie die der Katholiken.
Bedenken äußerte Bischof Schneider auch zur pastoralen Konstitution Gaudium et Spes. Unter Nr. 12 heißt es, daß alles auf Erden als Ziel- und Höhepunkt auf den Menschen hinzuordnen sei. In Wahrheit aber habe alles auf Erden sein Ziel in Gott und müsse Gott als Höhepunkt verherrlichen. Bischof Schneider zitierte den Heiligen Paulus, der sagte, daß alle Dinge für Christus erschaffen sind, auf Ihn hin und für Ihn. Christus sei das Ziel alles Erschaffenen auf Erden. Das ändere nichts an der Tatsache, daß alle nicht vernunftbegabten Dinge den Menschen zu dienen hätten, weil Gott dem Menschen diese Würde gab. Die Hierarchie sei jedoch eindeutig. Geschaffen wurde alles zur Verherrlichung Gottes.
Die bedenkliche Formulierung von Gaudium et Spes leiste einer anthropozentrischen Sichtweise Vorschub, die in einem unüberwindlichen Gegensatz zur theozentrischen des Glaubens stehe. Daraus sei eine Krise entstanden, die seit einem halben Jahrhundert andauere. Die größte Gefahr für die Kirche, so Bischof Schneider, sei es nämlich, anthropozentrisch zu werden. Anthropozentrisch sei schon die Ursünde von Adam und Eva gewesen, was die Unvereinbarkeit und vor allem die Gefährlichkeit deutlich mache, die in der Frage stecke.
ChurchMilitant.tv ist ein US-Fernsehkanal, der ausschließlich über Internet verbreitet wird. Gegründet wurde ChurchMilitant.tv 2012 vom amerikanischen Katholiken Michael Voris. Voris, der seine journalistische Karriere bei CBS und Fox begann, dann für katholische Radiosender arbeitete und schließlich 2006 St. Michael’s Media gründete, erwarb am Angelicum in Rom ein Bakkalaureat in Theologie. In Zusammenarbeit mit RealCatholicTV entwickelte er die Idee für den erst jungen Internetfernsehsender.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: ChurchMilitant.tv
Er ist schon süß, der Weihbischof – versucht sich an Mehrdeutigkeiten des Konzils während der Papst die Mehrdeutigkeit zur pastoralen Methode macht. Gut, S.E. wird es in Zukunft an Betätigungsfeldern zur Klarstellung nicht mangeln 🙂
Ja, dieser Bischof wird für die Folklore benötigt: Ein paar schöne Vorträge bei den Ecclesia Dei-Gemeinschaften abhalten einschließlich Weihen, ab und an ein schrulliges Interview etc. Deshalb ist er auch nur Hilfs- und kein Diözesanbischof – und befindet sich auf dem Werdegang des Mgr. Laun in Salzburg.
Carlo, meinen Sie wirklich ein Bischof nur für Folklore? Ich glaube, wenn nur mehr Bischöfe diesen Mut hätten wie S.E. Athanasius Schneider, dann würde es in unserer Kirche wohl ein bisschen anders aussehen. Selbst die FSSPX hat diesen guten Beitrag auf ihrer Webseite veröffentlicht.
Hw Prof. May nennt das „Prinzip der Kollegialität“ eine „andere Hierarchie“ !
Der Versuch also das „Bischofskollegium“ als Machtinstrument
gegen die päpstliche Kirchenleitung einzusetzen.
Die Vorrangstellung des Papstes ist im
1. Vaticanischen Konzil 1869/ 1870 ausdrücklich benannt worden.
Bezweifeln oder Verneinen dieser Voll-Macht mit der Exkommunikation gleichgestellt worden:
-
„Wer also sagt, der römische Bischof
habe nur das Amt einer Aufsicht oder Leitung und nicht die volle oberste Gewalt der Rechtsbefugnis über die ganze Kirche, und zwar auch nicht nur in Sachen des Glaubens und der Sitten, sondern auch in dem, was zur Orientierung und Regierung der über den ganzen Erdkreis verbreiteten Kirche gehört,
oder wer sagt, er habe nur einen grössener Anteil, nicht aber die ganze Fülle dieser höchsten Gewalt, oder diese seine Gewalt sei nicht ordentlich und unmittelbar ebenso über die gesamten und einzelnen Kirchen wie über die geamten und einzelnen Hirten und Gläubigen,
der sei ausgeschlossen.“
-