(Wilna) Das Litauische Parlament hat ein faktisches Abtreibungsverbot beschlossen. Das Parlament des baltischen Staates zieht damit die Handbremse gegen den anhaltenden Geburtenrückgang. Eine richtungsweisende Handbremse, weil die Gesetzgeber den Zusammenhang zwischen Abtreibung und Bevölkerungsrückgang erkannte.
Die Geburtenrate liegt in Litauen bei 1,28 Kindern je Frau im gebärfähigen Alter. Damit der Bevölkerungsstand gehalten werden kann, müßten 2,1 Kinder geboren werden. Bei anhaltend geringer Geburtenrate wird sich die Bevölkerung des Landes innerhalb von 50 Jahren halbieren.
Das Anti-Abtreibungsgesetz wurde mit 46 gegen 19 Stimmen angenommen. Es verbietet die Tötung ungeborener Kinder nicht vollständig, begrenzt sie jedoch auf drei Fälle: bei Vergewaltigung und Inzest (kriminologische Indikation) oder unmittelbarer Lebensgefahr für die Mutter (vitale Indikation). Die drei Möglichkeiten machen weniger als 0,5 Prozent aller Abtreibungsfälle aus. Das neue Gesetz stellt damit einen radikalen Eingriff zugunsten des Lebensschutzes für ungeborene Kinder dar. Nun braucht es noch eine zweite Lesung und Verabschiedung, damit das Gesetz Rechtskraft erhält.
Litauisches Parlament zieht richtungsweisende Handbremse gegen Geburtenrückgang durch Abtreibungsverbot
Das alte Abtreibungsgesetz stammt noch aus der Sowjetzeit und erlaubte die Tötung des ungeborenen Kindes ohne jede Einschränkung bis zur 12. Schwangerschaftswoche. Durchschnittlich wurden in Litauen jährlich mindestens 10.000 Abtreibungen durchgeführt bei einer Gesamtbevölkerung von nur 3,5 Millionen Einwohnern.
Am 1. Juni fand in Wilna ein Marsch für das Leben statt. Es war der dritte seiner Art, der gemeinsam von katholischen, orthodoxen und protestantischen Religionsvertretern unterstützt wurde. Ausgegangen ist dazu die Initiative von verschiedenen katholischen Organisationen und dem Erzbistum Wilna. Die starke Beteiligung beim Marsch und die Entscheidung des Parlaments sind Signale, daß sich in der öffentlichen Meinung Litauens etwas ändern.
Neuer Erzbischof von Wilna warnt vor derzeitiger EU als „Trojanischem Pferd“
Der von Papst Franziskus neuernannte Erzbischof von Wilna, Msgr. Gintaras Grusas, warnte unterdessen Parlament und Regierung vor EU-Bestimmungen, die er als „Trojanische Pferde“ bezeichnete, da sie darauf abzielten, die nationale Souveränität des Landes in Schlüsselfragen wie der der Familie durch die Gender-Ideologie zu untergraben.
Der Erzbischof erklärte bei einem Festakt zum 25. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes von der ehemaligen Sowjetunion, daß „immer mehr Normen mit dem Stempel der EU“ versuchten, in „unser Rechtssystem einzudringen“ und „das Land in seinen Fundament zu zerstören“, wie LifeSiteNews berichtete.
Aufgrund dieser EU-Normen habe die Kommunalverwaltung von Wilna auf den Anmeldungsanträgen für die Kindergarteneinschreibung die Ausdrücke „Vater“ und „Mutter“ durch „Elter 1“ und „Elter 2“ ersetzt, so der Erzbischof.
„Gender-Ideologie bedroht Souveränität und zerstört Fundamente des Landes“
„Wir leiden noch immer an den Folgen des kommunistischen Regimes mit der Sklaverei von Selbstmord, Scheidung, Abtreibung, Alkoholismus und deren Folgen. Obwohl in den vergangenen 25 Jahren viel gemacht wurde, haben wir immer noch zu tun, um die Gespenster der Korruption, Unehrlichkeit und mangelnden Transparenz auszulöschen. Wir brauchen kein neues Regime“, so Msgr. Grusas. „Klare Worte, wie man sie hoffentlich bald auch von Bischöfen im Westen zu hören bekommt“, so Corrispondenza Romana.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons