Paris) Die Veilleurs sind eine Gruppe Jugendlicher, die auf friedliche Art ihre Ablehnung des französischen Gesetzes zur Anerkennung einer Homo-„Ehe“ zum Ausdruck bringen. Die Gruppe bildete sich als Antwort auf einige Gewaltakte am Rande der Massenkundgebungen für den Schutz von Ehe und Familie und deren Unterminierung durch Privilegien für Homosexuelle. Gewaltakte, für die von den Veranstaltern einige extremistische Elemente, aber auch eingeschleuste Provokateure verantwortlich gemacht werden. Das zum Teil brutale Vorgehen der französischen Polizei stieß auf allgemeine Kritik. Der katholische Publizist Antonio Righi war in Paris und nahm an einer Kundgebung der Veilleurs teil. Hier sein Bericht.
Seit drei Wochen treffen sich die Veilleurs auf irgendeinem schönen Platz mitten in Paris. Ihr Motto ist der Satz Dostojewski: „Die Schönheit wird die Welt retten“. Veilleurs bedeutet Wächter, von veiller wachen. Sie versammeln sich zu einer Art Nachtwache, um ihrer Überzeugung Ausdruck zu verleihen, der sich gegen den gesellschaftlichen Umbau linker und liberaler Traumtänzer richtet. Sie sitzen auf dem Boden, entzünden Kerzen, sie trotzen Regen und Kälte, lauschen vorgetragenen Gedichten, Überlegungen von Autoren, lyrischen Gesängen, Liedern, Musikstücken, die alle direkt vorgetragen und gespielt werden. Nichts kommt aus der Konserve, alles ist spontan. Dazu kommen Gedanken, Reden, vorgelesene Schriften zur aktuellen Lage und dem abgelehnten Homo-Gesetz der Linksregierung Hollande.
Am ersten Abend hatten sich etwa 50 Jugendliche eingefunden. Eine spontane Aktion, ein Kreis zusammengerufener Freunde und Gleichgesinnter. Nach einer Woche waren es bereits 5000. Für den schnellen Zuwachs sorgte nicht zuletzt die „Werbung“, durch die absurden, eines Rechtsstaats unwürdigen Verhaftungen an den ersten Abenden. Eine intolerante Linke tut sich schwer mit anderen Meinungen. Auf Verhaftungen wird seit dem Medienecho verzichtet. Wohl auch wegen der immer größer werdenden Anzahl der versammelten Jugendlichen. Die Verhaftung von 5000 friedlichen Demonstranten, die nach Bekanntwerden der Verhaftungen zusammenströmten, um sich mit den Festgenommenen zu solidarisieren, hätte auch die schlagkräftige Pariser Polizei überfordert.
Inzwischen versammeln sich in Paris abwechselnd jeden Abend einige Hundert Jugendliche. Die Initiative fand in zahlreichen anderen französischen Städten Nachahmung, aber auch im Ausland, etwa in Mailand und Madrid. Die Idee ging von zwei Freunden, Alix und Axel aus. Mehr weiß man über sie nicht. Medieninterviews lehnen sie ab.
Zu den zahlreichen, vorgetragenen Autoren gehören Victor Hugo, Paul Eluard, Sophokles, Robert Desnos, Charles Pierre Péguy, Fjodor Michailowitsch Dostojewski, Edmond Eugà¨ne Alexis Rostand, Jerzy PopieÅ‚uszko, Vaclav Havel, Antoine de Saint-Exupery, Alexis de Toqueville, Alexander Solschenizyn, zu den zitierten Filmen Hannah Arendt und Cristiada.
Neugierig geworden, wer diese Veilleurs sind, nahm ich am vergangenen Sonntag an ihrer Wache teil. Ich sah ganz junge Leute. Die meisten sind um die 20, unter ihnen Anführer von einer außergewöhnlichen Reife und Entschlossenheit. Wir saßen zwei Stunden auf dem Platz, wie oben beschrieben. An diesem Abend wurde erstmals ein Ort an der Avenue de Breteuil gewählt. Der Ort wird kurzfristig über Internet und Telefon bekanntgegeben. Die Sache spricht sich schnell herum. Die Polizei, die jeden Abend die Jugendlichen aus nächster Nähe überwacht, schien den neuen Ort nicht sofort lokalisiert zu haben. Schließlich standen wir auf und machten uns mit Herzen in der Hand und singend mit unbekanntem Ziel auf den Weg. Die Verantwortlichen sind sich bewußt, daß die neue Form des Protests radikale Befürworter des Homo-Gesetzes anzieht, die gezielt Streit suchen, um die abendlichen Treffen zu diskreditieren. Man handelt deshalb mit der nötigen Vorsicht. Die Informationen machen im Internet schnell die Runde, das gilt auch für die Gegner. Erst später erfahren wir, daß das Ziel des Marsches die Place Vendome ist, wo sich der Justizpalast befindet.
Um 23.30 Uhr treffen wir dort ein. Wegen der späten Stunde waren viele der Teilnehmer bereits nach Hause gegangen. 200 harrten aus. Nach einigen Hundert Metern kamen wir zur Place des Invalides, wo die meisten Abendwachen stattgefunden hatten. Dort erwartete uns die Polizei. Als sie uns erspähten, rannten Hunderte von hochgerüsteten Gendarmes mit Helm und Schild auf uns zu. Innerhalb weniger Sekunden waren wir von einer Mauer umgeben. Eine surreale Situation, angesichts der friedlichen Gruppe, der sie so bedrohlich gegenüberstanden.
Die Sprecher der Veilleurs erklärten der Polizei, vor das Justizministerium ziehen zu wollen. Als dies abgelehnt wurde, setzten wir uns auf dem Platz nieder. Die Kundgebung ging eben dort weiter. Umzingelt von der Polizei. Die Lesungen wurden fortgesetzt. Die Gendarmes reduzierten nach einiger Zeit ihre Stärke und wechselten sich im 20-Minuten-Takt ab. Aus der Umzingelung entließen sie uns jedoch nicht.
Immer wieder erinnerten die Sprecher, daß jeder frei war, jederzeit nach Hause zu gehen, auch wegen der Verpflichtungen des nächsten Tages. Um die späte Stunde waren wenige Leute unterwegs. Wer vorbeikam, blieb jedoch stehen, und fragte, wer denn die Jugendlichen sind, die da saßen und von der Polizei umringt waren. Einige applaudierten und ermutigten uns. Gegen 1.30 Uhr morgens wurde die CRS, die kasernierte Polizei eingesetzt und die Gendarmes abgezogen. Erstaunlicherweise grüßten uns die Gendarmen, aus den zahlreichen Einsatzfahrzeugen, als sie eines nach dem anderen an uns vorbeifuhren. Eine stille Geste der Solidarität junger Männer und Familienväter? Bereits als das Gedicht von Douglas MacArthur Jung sein vorgetragen wurde, sahen wir einen Gendarmen, der es auswendig mitrezitierte.
Ich ging schließlich um 2 Uhr morgens nach Hause. Eine Gruppe von etwa 50 Jugendlichen harrte bis 7 Uhr morgens aus. Ich weiß nicht, was in nächster Zeit geschehen wird, wie sich die Sache entwickelt. Die Regierung hofft sicher, daß die endgültige Verabschiedung des Homo-Gesetzes diese Kundgebungen erstickt. Kann sein, daß sie recht hat. Vielleicht aber auch nicht.
Nicht mehr ausgelöscht werden können die Bilder und Erinnerungen an ein ganzes Volk, das aufgestanden ist, um Zeugnis abzulegen, jeder mit einem „Ich“: Ich stimme nicht zu, ich lasse mich nicht bevormunden durch eine Regierung, ich lasse mir von der politischen Korrektheit nichts vorschreiben.
Bei der Nachtwache am Sonntag sagte ein Redner: „68 hat die Kultur, die Mentalität und die Führungsklasse bis heute geformt. Wer weiß, ob der Frühling 2013 nicht jene der kommenden Jahre formt?“
Text: Persona e Libertà /Antonio Righi
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Persona e Libertà
Wodurch unterscheiden sich rote von anderen Faschisten???
Die roten Faschisten sind politisch korrekt, alle anderen Faschisten sind es nicht.
Die Generation Benedikt implementiert sich. Diesen friedlichen sowie entschlossenen jungen Menschen gehört die Zukunft. 1968 ist passé. Wunderbar!