(Rom) Der bekannte katholische Historiker Roberto de Mattei hat ein neues Buch vorgelegt. Bekannt wurde er zuletzt auch im deutschen Sprachraum durch seine kritische Konzilsgeschichte Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine bislang ungeschriebene Geschichte (Originalausgabe 2010, deutsche Ausgabe: Edition Kirchliche Umschau 2011).
De Mattei ist überzeugt, daß eine gute Kenntnis der Kirchengeschichte hilft, in schwieriger Zeit den Kurs zu halten, wenn das Boot des Petrus von den Wellen hin und her geworfen wird und in den Fluten unterzugehen droht. Der Historiker zeigt an Beispielen von Verfolgung, Kampf, Verrat, Kompromissen, Heldentum und Heiligkeit den vermeintlichen Widerspruch auf zwischen der zerbrechlichen menschlichen Natur und der übernatürlichen Dimension, die die Kirche ontologisch heilig macht in ihrem Leben und ihrer Lehre. Die damit zusammenhängenden Themen wurden von de Mattei in einer monatlich ausgestrahlten Sendereihe auf Radio Maria behandelt und nun in Buchform zusammengefaßt. Er stellt darin die Kirchengeschichte des ersten Jahrtausends von den ersten Christen bis zur Vorgeschichte zu den Kreuzzügen vor.
Roberto de Mattei lehrt Geschichte des Christentums und Moderne Geschichte an der Europäischen Universität in Rom, an der er das Institut für Geschichte leitet. Er ist zudem Vorsitzender der Stiftung Lepanto und Herausgeber und Chefredakteur der Monatszeitschrift Radici Cristiane (Christliche Wurzeln). Von 2003 bis 2011 war er stellvertretender Vorsitzender des Italienischen Forschungsrats.
Cristina Siccardi verfaßte eine erste Rezension des neuen Buches La chiesa fra le tempeste (Die Kirche in den Stürmen. Das erste Jahrtausend der Kirchengeschichte in Gesprächen auf Radio Maria, Verlag Sugarco, Mailand 2012, S. 170, € 16,00). Eine deutsche Ausgabe des Buches wäre wünschenswert.
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Die Kirche in den Stürmen
von Cristina Siccardi
Das Leben der Kirche ist ständig äußeren und inneren Gefahren ausgesetzt, einmal muß sie sich gegen Feinde von außerhalb verteidigen, ein andermal gegen Feinde intra muros. Es gibt Epochen der Geschichte, in denen die Braut Christi in der Welt siegreich erscheint, andere Male sind ihre Kleider schrecklich befleckt und zerrissen, es werden ihr blutende und tiefe Wunden zugefügt. Heute erleben wir eine Zeit, in der die Kirche sich in einer tiefen Krise befindet, in der viele Katholiken und leider auch viele Hirten vom Weg abgeirrt sind, weil sie sich dafür entschieden haben, bequemen, ideologischen, trügerischen und mondänen Ausrichtungen zu folgen, die keine Opfer verlangen und illusorische Chimären bedienen.
Nicht Pessimismus hilft, sondern zu begreifen, daß der Heilige Geist auch in stürmischer Zeit wirkt
Angesichts des desolaten und häufig verwirrenden Panoramas, in dem der Irrtum viele Köpfe benebelt hat, bedarf es nicht der Klagen und des Pessimismus. Vielmehr sind Menschen und Instrumente unentbehrlich, die in der Lage sind, uns begreiflich zu machen, daß in der Kirche, selbst dann, wenn sie sich in wilden Stürmen befindet, weiter der Heilige Geist weht und wirkt, indem er sich der tief und fest mit Gott verbundenen Seelen bedient, die bereit sind in einen Kampf einzutreten, der bestimmt ist, siegreich zu sein, ganz unabhängig von der Stärke der Feinde, gerade weil unser Kampf, wie der Heilige Paulus sagt, zwar gegen die gefallenen Engel und Satan persönlich stattfindet, aber für und mit Unserem Herrn Jesus Christus erfolgt.
Deshalb ist das von Professor Roberto de Mattei vorgelegte Buch Die Kirche in den Stürmen. Das erste Jahrtausend der Kirchengeschichte ein solches Instrument nicht nur wegen seiner präzisen historischen Darstellung, sondern weil es im historischen Kontext aufzeigt, wie die Kirche trotz der Härte und Grausamkeit der Angriffe, die sie auf ihrem langen Weg erdulden mußte, immer neu auferstanden ist.
Wir können die Kirche nicht retten, wir können sie nur lieben und ihr dienen
Geduld, Kampfbereitschaft, Beharrungsvermögen, Selbstverleugnung und Opfer sind die wahren Zeugnisse jener, die die Kirche in Treue lieben. De Mattei schreibt: „Wir können die Kirche nicht retten, wir können sie lieben und ihr dienen, indem wir das Vorbild all jener nachahmen, die im Lauf der Geschichte, für sie ihre Leben gegeben haben. Wer meint, die Kirche retten zu können, will in Wirklichkeit eine Kirche nach seinen eigenen Vorstellungen bauen, nicht nach jenen Christi. Die von Jesus Christus gestiftete Kirche ist eine monarchische Kirche, weil sie auf dem Primat des Petrus gegründet ist und sie ist eine hierarchische Kirche, weil die Bischöfe in Einheit mit dem Papst, in ihr die höchste Entscheidungs- und Heiligungsgewalt ausüben.
Kirche ist monarchisch und hierarchisch – Sich von Jesu Modell entfernen verursacht die Krise
Weder der Papst noch die Bischöfe können das uns von Jesus selbst überlieferte Gesetz des Evangeliums ändern […]. Die aktuelle Krise ist nicht wegen dieses Glaubens- und Lebensmodells entstanden, das uns die Tradition in die Hand gibt, sondern wegen des sich Entfernens von diesem Modell. Alle Häretiker im Lauf der Jahrhunderte haben eine Pseudoreform der Kirche propagiert, die deren Antlitz entstellte. Aber die einzige wirkliche Reform ist es, die Tradition immer neu wiederzuentdecken, die nichts anderes ist als die ewig gültige Lehre Christi und diese kohärent zu leben, wie es die Heiligen getan haben. In den schwierigen Epochen waren es die Heiligen, nicht die Häretiker, die die Kirche gerettet haben.“
Wie Athanasius die Fackel des Glaubens hochhalten
Die heiligen, bis zur Aufopferung (bis zum Martyrium, moralisch oder physisch) bereiten Seelen verhalten sich wie Theseus , dem die Flucht aus dem Labyrinth dank des Wollknäuels gelang, den ihm Ariadne übergeben hatte. Der sichere Wollknäuel der Kirche ist die Tradition. Auf wen gilt es also zu schauen, um Kraft zu schöpfen und ein Vorbild zu finden? De Mattei schreibt dazu: „Wir unsererseits ahmen den heiligen Athanasius und alle Heiligen, auch die unbekannten nach, die im 4. Jahrhundert die Fackel des Glaubens hochhielten, auch um den Preis als Fanatiker und Unverbesserliche beschimpft zu werden, und bitten sie und die Gottesmutter, Auxilium Christianorum, um ihren Schutz, um in den Prüfungen zu bestehen, die kommen werden.“ So wie ihn auch der heilige Pius V. (Schlacht von Lepanto), Innozenz XI. (Befreiung Wiens von den Türken), Pius VII. (Befreiung aus der Napoleonischen Gefangenschaft) und der heilige Johannes Bosco erbaten, der an der Seite von Maria Auxiliatrix gegen den Liberalismus, die Freimaurerei und die protestantischen Irrlehren kämpfte.
Erstveröffentlichung: Corrispondenza Romana
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana
Die Monatszeitung „Kirchliche Umschau“ ist – für mich- die theologisch interessanteste, spannendste Zeitschrift. Dass sie der FSSPX nahe steht ist sicher, das Rechtsverhältnis ist mir nicht genau bekannt. Eine wirkliche katholische Alternative zu all den liberal-modernistisch-protestantisierenden, langweiligen Blättern, die ich vorher ausprobiert hatte.
Die Edition Kirchliche Umschau wird wohl die Herausgabe einer deutschen Übersetzung übernehmen müssen, will man dieses Buch irgendwann in Deutsch lesen.
Die Geschichte wiederholt sich nicht. Doch man kann, muss, aus ihr lernen. Die früheren Erfahrungen in die neue Situation mit einfließen lassen. Sollte dieses Buch auf dem Niveau sein, das „Das Zweite Vatikanische Konzil – Eine bislang ungeschriebene Geschichte – “ auszeichnet, ich werde auf dieses Buch warten.
Wichtiger wäre mir allerdings, es würde auf der höchsten katholischen Leitungsebene gelesen…
Sicher gibt es hervorragende Analysen. Franziskus allein weiß alles. Er setzt sich darüber hinweg, es interessiert ihn nicht. Ein Ignorant steht an der Spitze. das ist die Traurigkeit unserer Tage.