Christen Indiens warten auf Gesetz, das sie vor Verfolgung schützt

(Neu Delhi) „Der Glau­ben ist Skla­ve in der bevöl­ke­rungs­reich­sten Demo­kra­tie der Erde. Es braucht drin­gend ein gutes Gesetz gegen die reli­giö­se Gewalt, die die Reli­gi­ons­frei­heit, das Lebens­recht und die Men­schen­wür­de schützt.“

Der Ent­wurf für ein sol­ches Gesetz liegt im Indi­schen Par­la­ment vor, wur­de dort aber „auf Eis gelegt“. Die Chri­sten Indi­ens ver­su­chen sei­ne Behand­lung und Ver­ab­schie­dung wie­der in Gang zu bringen.

Die Com­mu­nal Vio­lence Bill, die den Chri­sten und ande­ren Min­der­hei­ten Gleich­be­rech­ti­gung und Rechts­si­cher­heit ver­schaf­fen soll, wur­de 2011 dem Indi­schen Par­la­ment vor­ge­legt. Nach hef­ti­ger Kri­tik von Hind­una­tio­na­li­sten wur­de die Behand­lung aus­ge­setzt. Der Rat der Indi­schen Zivil­ge­sell­schaft drängt nun auf die wei­te­re Behand­lung. Dem Rat gehö­ren Hun­der­te unter­schied­li­cher Orga­ni­sa­tio­nen an, dar­un­ter auch vie­le christ­li­che und katho­li­sche Orga­ni­sa­tio­nen, wie das All India Chri­sti­an Coun­cil.

Der Rat der Indi­schen Zivil­ge­sell­schaft erin­nert in sei­ner Auf­for­de­rung an das Par­la­ment an schreck­li­che Ereig­nis­se der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te, wie das Mas­sa­ker von Nel­lie von 1983, das Sikh-Mas­sa­ker von 1984, die Mor­de von Hash­im­pura von 1987, die Pogro­me von Guia­rat von 2007, die Chri­sten­ver­fol­gun­gen in Oris­sa von 2007 und 2008. „Die­se und vie­le ande­re Gewalt­ta­ten ver­lan­gen drin­gend nach neu­en Geset­zen“, so der Rat der Indi­schen Zivil­ge­sell­schaft, „die der Kom­pli­zen­schaft staat­li­cher Orga­ne und der Straf­frei­heit für die Täter ein Ende setzen.“

Die katho­li­sche Kir­che kann in Indi­en auf eine bald zwei­tau­send­jäh­ri­ge, schwie­ri­ge Geschich­te zurück­blicken. Trotz ihrer so lan­gen Prä­senz und tie­fen Ver­an­ke­rung, gelang es ande­ren Kräf­ten, sie immer wie­der zu mar­gi­na­li­sie­ren und als „lan­des­fremd“ dar­zu­stel­len. Die Kir­che zeigt sich in Indi­en in drei For­men, der latei­ni­schen, der syro-mala­ba­ri­schen und der syro-mal­an­ka­ri­schen Form. Wie tief das Chri­sten­tum in der indi­schen Kul­tur wur­zelt, wird bei Hoch­zeit, Kran­ken­sal­bung, Tauf- und Toten­ri­tus deut­lich. Das Chri­sten­tum spricht seit 2000 Jah­ren die Lan­des­spra­chen des Sub­kon­ti­nents, wie schon die Bezeich­nung der Chri­sten als „Tho­mas-Chri­sten“ bezeugt. Die Chri­sten sind aber auch Opfer bru­ta­ler Verfolgung.

Die anti­christ­li­chen Pogro­me im Bun­des­staat Oris­sa führ­ten nicht nur zu vie­len ermor­de­ten Chri­sten, son­dern auch zu Zehn­tau­sen­den Chri­sten auf der Flucht. Allein 2011 wur­de die christ­li­che Min­der­heit in Indi­en Opfer von 170 Gewalt­ak­ten durch Hindunationalisten.

Der Bun­des­staat Kar­na­ta­ka führt mit 45 gewalt­tä­ti­gen Angrif­fen die Nega­tiv­sta­ti­stik der Chri­sten­ver­fol­gung an, gefolgt von Oris­sa mit 25 Fäl­len, Mad­hya Pra­desh mit 15, Kera­la mit 10, Tamil Nadu, Chhat­tis­garh, Uttar Pra­desh, Andhra Pra­desh und Maha­ra­stra mit jeweils sechs 6 Gewalttaten.

Laut Anga­ben des Glo­bal Coun­cil of Indi­an Chri­sti­ans erfolgt die Dis­kri­mi­nie­rung der Chri­sten syste­ma­tisch und tritt in den unter­schied­li­chen Erschei­nungs­for­men auf: Mor­de, Ver­stüm­me­lun­gen an Augen und Ohren, Nie­der­bren­nen von Kir­chen und Pri­vat­häu­sern von Chri­sten, Ver­bren­nung von Bibeln, Kreu­zen und ande­ren reli­giö­sen Gegen­stän­den, Zwangs­ent­eig­nun­gen von Gebäu­den und Grund­stücken, Grabschändungen.

Text: Vati­can Insider/​Giuseppe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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