Führungswechsel in Koptisch-katholischer Kirche in schwieriger Zeit – Patriarch Naguib schwer erkrankt


(Kai­ro) Die Syn­ode der Kop­tisch-katho­li­schen Kir­che Ägyp­tens wähl­te in den ver­gan­ge­nen Tagen einen Stell­ver­tre­ter mit voll­kom­me­ner Ent­schei­dungs­be­fug­nis für die kop­ti­schen Katho­li­ken. Die Ent­schei­dung wur­de not­wen­dig wegen der schwe­ren Krank­heit, an der das Ober­haupt der ägyp­ti­schen Kir­che, Anto­ni­os Kar­di­nal Naguib, der Patri­ar­chen von Alex­an­dria, lei­det. Die mit Rom unier­te Katho­lisch-kop­ti­sche Kir­che gehört zu den bedeu­tend­sten Ost­kir­chen und steht durch die Umbrü­che und Isla­mi­sie­rungs­ten­den­zen in Ägyp­ten beson­ders im Ram­pen­licht. Patri­arch Naguib war stets eine ent­schlos­se­ne Stim­me für die Chri­sten am Nil, zuletzt vor allem seit Aus­bruch der „ara­bi­schen Revo­lu­ti­on“, die er zunächst begrüß­te, aber wegen des Vor­mar­sches radi­ka­ler und extre­mi­sti­scher isla­mi­scher Grup­pen mit immer grö­ße­rer Skep­sis beobachtete.

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Die kop­ti­sche-katho­li­schen Bischö­fe ent­schie­den, dem Patri­ar­chen einen Vikar zur Sei­te zu stel­len, der ihn in sei­ner Arbeit unter­stüt­zen soll. Damit soll die Kir­chen­füh­rung trotz der Krank­heit des Kar­di­nals die Hand­lungs­fä­hig­keit bewah­ren. Zum Stell­ver­tre­ter wur­de Bischof Kyril­los Kamal Wil­liam Sama­an, Bischof von Assi­ut bestimmt. Der 65jährige Kir­chen­füh­rer gehört dem Fran­zis­ka­ner­or­den an.

Bischof Sama­an über­nimmt laut Kir­chen­recht für die Ost­kir­chen in vol­lem Umfang die Kir­chen­lei­tung der kop­ti­schen-katho­li­schen Kir­che, wenn auch nicht dem Titel nach. Canon 132 des Kir­chen­rechts für die Ost­kir­chen über­trägt dem Vikar sämt­li­che Rech­te und Pflich­ten, wenn auch nicht den Titel eines Patriarchen.

Die schwe­re Krank­heit von Patri­arch Naguib stellt für die Chri­sten Ägyp­tens einen schwe­ren Schlag dar. Die kop­ti­schen Katho­li­ken sind im Ver­gleich zu den zah­len­mä­ßig um ein Viel­fa­ches grö­ße­ren kop­ti­schen Ortho­do­xen nur eine klei­ne Gemein­schaft von 0,25 Pro­zent der ägyp­ti­schen Bevöl­ke­rung. Auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne ist sie jedoch ein wich­ti­ges Sprach­rohr für alle kop­ti­schen Chri­sten Ägyp­tens. Durch die Uni­ver­sa­li­tät der katho­li­schen Kir­che kann sie auch den etwa zehn Mil­lio­nen ortho­do­xen Kop­ten Gehör verschaffen.

Die Kop­ten Ägyp­tens, die sich als eigent­li­che Nach­kom­men der anti­ken Ägyp­ter betrach­ten und Jahr­hun­der­te vor dem Islam Ägyp­ten zu einem blü­hen­den Land der Chri­sten­heit gemacht hat­ten, erle­ben in jüng­ster Zeit wie­der eine star­ke anti­christ­li­che Ver­fol­gungs­wel­le durch den heu­te domi­nan­ten Islam.

In sei­ner ersten Stel­lung­nah­me rief Bischof Sama­an die Kop­ten auf, für eine rasche Gene­sung von Kar­di­nal Naguib zu beten und kün­dig­te an, den vom Patri­ar­chen ein­ge­schla­ge­nen Weg fort­zu­set­zen und den „Dia­log für unser gelieb­tes Ägyp­ten“ zu suchen. „Wir sind bereit zum Dia­log“, sag­te der neue Vikar des Patri­ar­chen in Rich­tung der ande­ren reli­giö­sen und poli­ti­schen Kräf­te Ägyptens.

Bischof Sama­an wur­de in Shanay­nah in der Nähe von Assi­ut gebo­ren. Er stu­dier­te Anfang der 80er Jah­re des 20. Jahr­hun­derts an päpst­li­chen Uni­ver­si­tä­ten in Rom. 1990 zum Bischof geweiht, nahm er aktiv am christ­lich-mos­le­mi­schen Dia­log jener Jah­re teil. Seit Novem­ber 2011 gehört er dem Rat der Ost­kir­chen an.

Patri­arch Naguib kann wegen sei­nes ange­schla­ge­nen Gesund­heits­zu­stan­des nicht am Kon­si­sto­ri­um teil­neh­men, das Papst Bene­dikt XVI. für die­ses Wochen­en­de ein­be­ru­fen hat. Der ägyp­ti­sche Kar­di­nal gilt als hoch­ge­schätz­tes Mit­glied des „Kir­chen­se­nats“, des­sen Stim­me in Fra­gen der ori­en­ta­li­schen Chri­sten beson­de­res Gewicht hat. Der im 77. Lebens­jahr ste­hen­de Kar­di­nal war 2006 von der Syn­ode der kop­ti­schen Bischö­fe zum kop­tisch-katho­li­schen Patri­ar­chen von Alex­an­dria gewählt wor­den. Im Okto­ber 2010 war er Gene­ral­be­richt­erstat­ter auf der Syn­ode für den Nahen Osten. Kurz dar­auf erhob ihn Papst Bene­dikt XVI. am 20. Novem­ber 2010 in den Kar­di­nals­stand, wo er der­zeit der ein­zi­ge Ver­tre­ter der mit Rom unier­ten ori­en­ta­li­schen Kir­chen ist.

Text: Vati­can Insider/​Giuseppe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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